Russisches Roulette im Nordosten: Washington gegen Pittsburgh
NHL: Der Tanz beginnt
Viele Eishockey-Experten
halten die Serie zwischen den Washington Capitals und den Pittsburgh Penguins, die
heute (13:00 Uhr Ortszeit/ 19:00 Uhr MESZ/ live auf ESPN America) beginnt, für die
interessanteste Auseinandersetzung im Conference-Halbfinale. Tatsächlich gelten
beide Teams als ungeheuer offensivstark; mit Vorrunden-Torschützenkönig Alex
Ovechkin bei den Caps und Topskorer Evgeni Malkin von den Pens stehen sich hier
auch die zwei Favoriten auf die Trophäe für den wertvollsten Spieler der
NHL-Saison 2008/09 gegenüber. Penguins-Kapitän Sidney Crosby kam dagegen nicht unter
die drei Finalisten für die Hart Trophy und sollte deshalb heiß darauf sein, es
allen zu zeigen. Interessantes Detail: Auf beiden Seiten kommen jede Menge Spieler
aus der früheren Sowjetunion (Ovechkin, Torhüter Simeon Varlamov, Alexander
Semin, Viktor Kozlov und Sergei Fedorov bei den Caps sowie Malkin, Sergei
Gonchar und Ruslan Fedotenko bei den Pens). Für Freunde von starken
Abwehrreihen und taktischen Finessen wird diese Serie wohl nicht das Richtige
sein, aber Eishockey bezieht seinen Reiz auch nicht wirklich aus Strategien wie
der Neutral Zone Trap.
Die Vorrunde
Washington hat
die Saisonserie gegen die Penguins mit drei Siegen und einer Niederlage nach
Penaltyschießen (im letzten Aufeinandertreffen am 8. März) für sich
entschieden, aber Pittsburgh profitierte ungemein vom Wechsel auf dem
Trainerposten: Seit Dan Bylsma das Sagen hat, spielen die Penguins so, wie man
das von ihnen eigentlich seit Saisonbeginn erwartet hatte.
Die Historie
Immerhin zum
achten Mal stehen sich beide Teams in der Endrunde gegenüber, und die Statistik
spricht überdeutlich für Pittsburgh, die nur 1995 mit 3:4 das Nachsehen hatten
und sonst alle Serien gegen die Caps gewonnen haben.
Die Chancen
Die Capitals
sind wie Pittsburgh eine offensiv ausgelegte Mannschaft, doch seit dem
Torwartwechsel (Varlamov spielt statt José Théodore) merkt man dem ganzen Team
an, dass es sich zutraut, auch enge Spiele mit wenig Toren zu gewinnen. Penguins-Goalie
Marc-André Fleury leidet mitunter wie Théodore an fehlender Konstanz, zeigte
aber in der ersten Runde gegen Philadelphia recht gute und stabile Leistungen.
Die Einschätzung
Ovechkin
will immer und wird auch von Pittsburgh nie ganz auszuschalten sein; dafür
können ihn die Penguins mit ihrer Offensive häufiger im eigenen Drittel binden
als die angriffsschwachen New York Rangers in Runde 1. Doch sollte Genosse
Malkin mal wieder die Unlust befallen, bekommen die Pens Probleme. Die Serie wird eng und über die volle
Distanz gehen, wobei der Heimvorteil den Ausschlag für die Caps geben wird.
(Oliver
Stein)