Olaf Kölzig: „Rückkehr ins Nationalteam? Glaube nicht“
Wenn am Wochenende Tampa Bay Lightning gegen die
New York Rangers in die neue NHL-Saison startet, dann könnte Torhüter Olaf
Kölzig in Prag sein Punktspieldebüt für sein neues Team geben. Im
Hockeyweb-Interview spricht der 38-Jährige über seine momentane Situation, seine
Zukunft und verrät, dass eine Rückkehr in die deutsche Nationalmannschaft sehr
unwahrscheinlich ist.
Olaf Kölzig, Sie waren vor vier Jahren schon einmal
in Prag, damals bei der WM. Mit welchen Erinnerungen sind Sie zum NHL-Auftakt
hierher zurückgekommen?
Olaf Kölzig:
Die Halle war damals nagelneu und
gerade zur WM eröffnet worden. Ich war damals das erste Mal in Prag. Ich habe
mich immer an die schöne Stadt erinnert. Wir hatten viel Spaß. Wenn mich
die Kollegen jetzt nach Prag gefragt haben, konnte ich ihnen schon sagen, dass
ihnen diese Stadt gefallen wird. Und so ist es jetzt auch.
Vor ein paar Tagen standen Sie beim Testspiel des
Lightning in Berlin im Fokus. Wie war die Zeit an der Spree?
Olaf Kölzig:
Zu kurz. Es waren aber ein paar
großartige Stunden. Wir hatten ein gutes Spiel gemacht. Ich konnte die neue O2
Arena sehen, die ganze Energie der Fans wieder spüren und meine alten Berliner
Teamkameraden wieder sehen. Das hat Spaß gemacht. Es gab große Veränderungen in
Berlin. Aber die Mannschaft ist immer noch gut und gewinnt Titel.
Wie bewerten Sie Ihre Situation bei Ihrem neuen
Club, dem Tampa Bay Lightning, im Moment?
Olaf Kölzig:
Ich will so gut ich kann spielen
und so hart ich kann arbeiten. Wenn ich im Tor stehe, möchte ich der Mannschaft
die Möglichkeit geben, das Spiel zu gewinnen. Ich bin auch bereit, die Rolle
eines Mentors für die Jüngeren zu übernehmen.
Ist das momentan etwas, das bewusst in das Team
gebracht wird. Diese Mentoren wie Gary Roberts, Mark Recchi und auch
Sie?
Olaf Kölzig:
Ja, ich denke schon. Es geht um
diese alten Führungsqualitäten für das Team. Aber es geht auch um Anerkennung.
Ich bin nicht hier, um nur der Ersatzmann zu sein. Ob ich spiele, ist allerdings
die Entscheidung des Trainers. Nach dem letzten Jahr will ich beweisen, dass ich
nicht so schlecht bin, wie mich manche gemacht haben. So ist es für mich auch
ein Neuanfang mit den Jungs hier. Hoffentlich bringen wir Tampa Bay wieder
dorthin, wo das Team 2004 war (Anm. Stanley Cup-Gewinner).
Erwarten Sie, am Wochenende bei einem oder beiden
Partien gegen die Rangers im Tor zu stehen?
Olaf Kölzig:
Ich habe noch keine Ahnung. Ich
weiß nicht, wie die Situation gerade ist. Mike Smith hat auch gut gespielt. Ich
muss abwarten, was passiert.
Sollte diese Saison für Sie gut laufen, könnten Sie
sich dann vorstellen, noch eine weitere dranzuhängen?
Olaf Kölzig:
Es ist noch zu früh für eine
konkrete Aussage dazu. Wenn es aber ideal läuft, will ich schon so lange
spielen, wie ich gesund bin und mithalten kann. Sollte es nicht so gut aussehen,
dann werde ich auch meinen Abschied akzeptieren.
Haben Sie von ihrem deutschen Torhüterkollegen
Robert Müller und seinem Kampf nach einem Gehirntumor nicht nur um seine
Rückkehr in die DEL gehört?
Olaf Kölzig:
Ja, Stefan Ustorf hat mir davon
erzählt. Das ist eine traurige Geschichte, die zeigt, dass es im Leben mehr und
Wichtigeres gibt als Eishockey.
Wie sehen Sie überhaupt die Torhütersituation in
Deutschland? Wem trauen Sie einiges zu?
Olaf Kölzig:
Thomas Greiss ist ein wirklich
guter Torhüter. Ich denke, er hat eine große Zukunft in der Nationalmannschaft
vor sich.
Würden Sie sich noch einmal in den Dienst des
Nationalteams stellen, wenn Bundestrainer Uwe Krupp bei Ihnen
anruft?
Olaf Kölzig:
Ich denke nicht. Meine Tage in der
Nationalmannschaft sind vorbei. Ich habe drei Kinder, meine Familie hat
Priorität. Es ist eine lange Saison in der NHL, die viel Kraft kostet. Ehrlich
gesagt, glaube ich nicht, dass ich so auf dem hohen Niveau, das dann noch für
eine WM notwendig ist, spielen könnte. Ich werde auch älter. Man soll niemals
Nie sagen, aber ich glaube nicht, dass ich noch einmal in der deutschen
Nationalmannschaft auflaufen werde.
Was würden Sie den deutschen Eishockey-Fans gerne
noch mit auf den Weg geben?
Olaf Kölzig:
Ich hatte eine großartige Zeit in
der Nationalmannschaft. Die Fans sollen so enthusiastisch bleiben. Unser Team
war sehr beeindruckt davon, wie in Berlin angefeuert und gesungen wurde. So
sollen sie bleiben, dafür sind sie auf der ganzen Welt
bekannt.