NHL-Lockout: Daly und Saskin tauschen "Nettigkeiten" aus

tick,tack, tick, tack. Die Zeit läuft aus. Zum
Zeitpunkt als der Schreiber dieser Zeilen seinen Bericht beginnt sind es noch
sieben Tage, eine Stunde, 56 Minuten und 47 Sekunden bis das CBA ausläuft.
Und weiterhin sind NHL und NHLPA meilenweit von einer Einigung entfernt.
Am Mittwoch hatte das "Canada Sports Forum"
zu einer Grundsatzdiskussion über Eishockey eingeladen. Eingeladen waren Dave
Andrews, Präsident der American Hockey League, Bob Hunter, General Manager
des Air Canada Centre, Phil King, Präsident des Sport Sender TSN. Doch die
drei waren schon kurz nach Beginn nur noch Schausteller. Denn neben ihnen
waren noch Ted Saskin, senior director der NHLPA und Bill Daly, executive
vice-president der NHL geladen. Auch unser nordamerikanischer
Hockeyweb-Mitarbeiter war zu dieser Veranstaltung eingeladen und sah Ted Saskin
am linken Ende des Tisches und Bill Daly am rechten Ende des Tisches auf dem
Podium. Und schon bald sah man Hunter, Andrews und King immer nur die Köpfe
hin und her bewegen, wie bei einem Tennis-Match. Hier ein paar Auszüge:
Saskin: "Ich behaupte nicht, dass die
Spieler nicht gut bis sehr gut bezahlt sind, weil sie es werden. Aber sie
werden es weil die NHL einen Umsatz von zwei Milliarden US-Dollar
erzielt....."
Daly: "...und einen Verlust von $300
Millionen US-Dollar"
Saskin: "Nun Bill, wir können darüber
reden. Jederzeit. Stehen Sie auf und geben Sie uns die Liste der Vereine,
die diesen Verlust erzielen und ich garantiere Ihnen, keiner in diesem Raum
glaubt es Ihnen! Wenn Sie also bereit sind aufzustehen, wäre ich mehr
denn je froh mit Ihnen darüber zu diskutieren. Bislang hat die NHL immer
nur eine Gesamtsumme von $300 Millionen USD genannt, aber nicht die
einzelnen Teams mit ihren spezifischen Verlustertrag.
Daly: "...weil es Privatunternehmen
sind..."
Saskin: "Wir respektieren das, aber es wird
ihnen keiner glauben. Ich kann Ihnen in diesem Raum nicht sagen, welches der
Teams einen Verlust und in welcher Höhe macht, aber ich glaube behaupten zu können,
dass es keiner in diesen Raum glauben wird.
Daly: "Ich glaube dass die Zuhörer es sehr
leicht glauben werden."
Saskin: "Okay, dann sollten wir es
tun."
Moderator: "Warum machen Sie es nicht?"
Daly: "Es sind Privatunternehmen, und ich müsste mir von jedem Eigentümer
eine Genehmigung holen, um darüber zu sprechen. Jede Franchise hat eine
eigene Besitzerstruktur und manche machen ihren Gewinn, sofern sie einen haben
oder Verlust nicht öffentlich. Für uns ist es ein Fakt, dass mindestens 19
Teams in der letzten Saison Verlust gemacht haben. Es ist an der Zeit
diesen Trend anzuhalten und in Ordnung zu bringen und dies ist unsere Aufgabe.
Unglücklicherweise wollen uns die Spieler zu einem Lock-out zwingen (!!!) und
das behalten, was sie derzeit haben und das ist sehr unglücklich für
sie."
Saskin: "...und es ist einfach unmöglich zu behaupten, wie würden die
NHL dazu zwingen. Wir haben letztes Jahr einen Vorschlag gemacht, wobei sich
die NHL nicht einmal bis Ende Juli bequemt hat darauf zu reagieren. Um auf
meinen Punkt zurückzukommen. Wir stimmen den Zahlen der NHL nicht zu, wir
glauben nicht, dass es $300 Millionen USD sind. Aber wer solche Zahlen veröffentlicht
sollte sie schriftlich absichern können und uns sagen, welche Teams denn
Verlust machen. Es ist einfach so nicht zu glauben."
Soviel zu dieser doch unterhaltsamen Veranstaltung. Mehr denn je erschleicht
sich das Gefühl, dass es zwischen den Parteien keinerlei Vertrauen gibt. Fest
steht, es wird irgendwann ein neues CBA geben, es fragt sich nur wann. Wer
zieht zuerst die Reißleine und stimmt etwas zu, dass wie ein "luxury
tax-/salary cap system" ausschaut, ohne es dem Namen zu geben? Die NHLPA
spielt ihre Karten in diesem Spiel sehr effektiv, das muss man zugeben und die
NHL ist nicht bereit Details über den Verlust herauszugeben. Es ist die
Schuld der NHL, weil die Zahlen falsch interpretiert wurden und immer noch
werden. Solange dies nicht geschieht, wird gar nichts passieren. Der Druck wächst
auf Gary Bettman, der sein Gesicht nicht verlieren will, der den Besitzern der
"expansion franchises" ein neues System VERSPROCHEN hat und der mit
jedem Tag nach dem 15. September Gefahr läuft a) ab einem bestimmten Punkt
von den Besitzern entlassen zu werden, wenn sie die Einnahmen unbedingt
brauchen, b) Franchises wegen Konkurses zu verlieren, wenn sie keine Spiele
haben und c) am Ende einen Deal zu haben, den er schon heute haben könnte.
Die NHLPA weiß, dass das Eishockey in Nord-Amerika Probleme hat. Aber sie
muss deshalb nicht Ja und Amen zu dem sagen, was die NHL präsentiert, ohne
die Fakten auf den Tisch zu legen, weil die Besitzer es nicht wollen. Beide
Parteien sollten sich darauf fokussieren, einen Deal zu machen, und zwar
schnell. Die ganze Herumeierei um Zahlen und Verluste wäre kein Thema in den
Verhandlungen, wenn die NHL endlich einmal offen Fakten darlegen würde.
Am Donnerstag geht es nun weiter mit den Verhandlungen an einem unbekannten
Ort in Toronto. Das Präsidium der NHLPA (bestehend aus Trevor Linden
[Vancouver Canucks], Bog Boughner [Colorado Avalanche], Vincent Damphousse
[Colorado Avalanche], Trent Klatt [Los Angeles Kings] und Arturs Irbe [Columbs
Blue Jackets] wird daran ebenso teilnehmen wie Gary Bettman sowie die
Teambesitzer aus Calgary, Boston, Nashville und Carolina (wir berichteten am
Sonntag an dieser Stelle darüber (http://www.hockeyweb.de/index.php?action=ART&rubrikNr=7&nav=3|6&aNr=6717).
tick, tack, tick, tack. Es sind noch sieben Tage, eine Stunde, neun Minuten
und 18 Sekunden bis das CBA abläuft. Der Schreiber blickt gespannt in die
Zukunft.