NHL Draft 2020: Ottawa Senators wählen Tim Stützle an Position 3Blackhawks draften Lukas Reichel

„Es ist eine große Ehre für mich, von den Ottawa Senators ausgewählt zu werden. Aber am Ende möchte ich es ins Team schaffen. Das war jetzt gerade der erste Schritt. Ich möchte es so schnell wie möglich ins Team schaffen und jeden Tag mein Bestes zeigen“, sagte Tim Stützle nach dem Draft, der dieses Jahr corona-bedingt als virtueller Event abgehalten wurde.
Es wird erwartet, dass er bereits in der kommenden Saison, die an Neujahr 2021 starten soll, eine wichtige Rolle bei den Senators übernimmt. Manche Beobachter vergleichen seine Fähigkeiten mit denen von Patrick Kane. Stützle kann sowohl als Center als auch auf dem Flügel eingesetzt werden und hat den großen Vorteil, dass er bereits im Seniorenbereich aktiv war: Für die Adler Mannheim erzielte er in 41 Spielen satte 34 Punkte.
Zuvor wurde erwartungsgemäß Alexis Lafreniere von den New York Rangers gezogen. Experten sehen ihn als den talentiertesten Spieler im diesjährigen Draft. Seine Statur und seine intelligente Spielweise ermöglichen es ihm, schon in der kommenden Saison in einer der ersten drei Reihen der Rangers für Furore zu sorgen. Lafreniere ist der erste franko-kanadische Top-Draft seit Marc-Andre Fleury im Jahr 2003. Der letzte Feldspieler aus Quebec, der an Nummer eins gezogen wurde, war Vincent Lecavalier vor 22 Jahren.
Quinton Byfield hat Geschichte geschrieben. Noch nie wurde ein schwarzer Spieler so früh im Draft gezogen. Er überbot als Nummer 2 im Draft die Bestmarke von Evander Kane und Seth Jones, die jeweils an vierter Stelle gewählt wurden. Die LA Kings sicherten sich seine Dienste. Verglichen wird er mit dem jungen Joe Thornton: ein hochaufgeschossener Schlaks mit herausragenden Spielmacherqualitäten. Ähnlich wie „Jumbo Joe“ sollte auch Byfield von den Coaches der Kings relativ zügig zu einem Mann mit NHL-Statur gemacht werden. „Das ist etwas super-positives“, sagte Byfield nach dem Draft. „Ich möchte einfach das Positive weitergeben und das Thema in der Wahrnehmung halten. Es geht natürlich auch um meine Eishockey-Karriere. Insofern ist das ein sehr aufregender Moment für mich.“
Ein aufregender Abend war es auch für Lukas Reichel. Der Stürmer von den Eisbären Berlin wurde in der ersten Runde an Position 17 von den Chicago Blackhawks gezogen. Nach seinem Durchbruch in Berlin passt der gebürtige Nürnberger gut zur Strategie der Blackhawks, mit jungen, talentierten Spielern mehr Tiefe in der Offensive zu kreieren. Für Reichel geht damit ein Traum in Erfüllung: Er könnte schon bald mit seinem großen Vorbild Patrick Kane in einer Mannschaft spielen. John-Jason Peterka aus München wurde noch nicht ausgewählt – seine Zeit kommt heute abend, wenn die weiteren Runden gezogen werden. Kein Grund enttäuscht zu sein, denn der Draft ist nur eine Momentaufnahme.
Bestes Beispiel ist die Torhüter-Rolle im Draft: Yaroslav Askarov wurde erwartungsgemäß als bester Keeper des diesjährigen Drafts gewählt. Er wechselt in die Organisation der Nashville Predators. So früh wurde zuletzt vor zehn Jahren ein Torwart gezogen. Sein Name ist Jack Campbell, er spielt seit Februar bei den Toronto Maple Leafs. Die letzte Spielzeit war seine erste ohne Einsatz in den Minor Leagues. Henrik Lunqvist, Torwart-Legende im Wartestand, hingegen wurde im Draft 2000 an Position 205 gezogen und startete von dort aus seine Weltkarriere.
Der junge Österreicher Marco Rossi wurde als Neunter von den Minnesota Wild gedraftet. Das Team ist auf der Suche nach einem Nummer 1-Center. Trotz seiner schmächtigen Statur, weswegen er mit dem jungen Claude Giroux verglichen wird, könnte er dies schaffen.
Unter den in der ersten Runde gezogenen Spieler finden sich auch einige Söhne berühmter Väter. Jake Sanderson, dessen Vater Geoff mehr als 1100 Partien in der besten Liga der Welt absolviert hat, wurde wie Tim Stützle von den Ottawa Senators an Position 5 ausgewählt. Der beste Verteidiger in diesem Draft wird aber zunächst für die University of North Dakota auflaufen. Jacob Perrault, Sohn von Yanic Perrault, wurde an Nummer 27 von den Anaheim Ducks gewählt. Lukas Reichel fällt in Nordamerika offenbar nicht in diese Kategorie, ist er doch „nur“ der Neffe des 830-fachen NHL-Spielers Robert Reichel. Die große Karriere seines Vaters Martin wurde bislang kaum erwähnt.
Reaktionen des Deutschen Eishockey-Bundes zum NHL-Draft:
DEB-Präsident Franz Reindl: “Für unsere Spieler ist ein Traum in Erfüllung gegangen, der Basis für eine große Zukunft sein kann! Das ist ein hohes Prädikat, nicht nur für die Spieler, sondern auch für die harte und effektive Nachwuchsarbeit in unserem Sport in Deutschland. Darauf können alle Beteiligten stolz sein.“
DEB-Sportdirektor Stefan Schaidnagel: „Das Ergebnis des diesjährigen Drafts ist für unsere deutschen Spieler in dieser Form einzigartig. Es sollte uns gerade in der momentan für das deutsche Eishockey schwierigen Zeit daran erinnern, dass es sich mehr als lohnt, mit dem Nachwuchs zu arbeiten, ihn auszubilden und zu fördern. Die Leistungen und die Entwicklung der Spieler haben Symbolkraft für diesen Weg und stehen als sehr positive Beispiele für sich. Das deutsche Eishockey sollte den Fokus weiterhin auf diese Art der langfristigen Spielerentwicklung legen.“
Bundestrainer Toni Söderholm: „Das ist ein ganz besonderer Moment für unsere Spieler und auch für die vielen Trainer, die an der Entwicklung beteiligt gewesen sind. Alle dürfen sehr stolz sein. Von meiner Seite möchte ich auch ein großes Kompliment an die Jugendtrainer der Spieler richten, diese Arbeit ist nicht hoch genug einzuschätzen. Sie haben die Jungs in die Spur gebracht und auf dem Weg motiviert. Dem Traum von der NHL sind sie jetzt ein Stück nähergekommen. Das sollte sie aber auch zukünftig motivieren, noch mehr und noch zielgerichteter zu arbeiten. Der Kampf um die Plätze in der NHL ist unglaublich hart, aber Tim, Lukas und JJ haben absolut das Potenzial, da eine Rolle zu spielen. Ich gratuliere allen, die sich ins Blickfeld der NHL gespielt haben.“
👉 auf sportdeutschland.tv