New York Rangers gehen in Dallas mit 2:10 unter
Rangers reagieren: John Tortorella ersetzt Trainer Tom Renney
Hatte Torwart Henrik
Lundqvist eine Ahnung, als er gestern New York Rangers-Trainer Tom Renney kurzfristig
ein „leichtes Unwohlsein“ meldete? Lundqvists Backup Steve Valiquette durfte nämlich in der
Auswärtspartie bei den Dallas Stars zehnmal hinter sich greifen. Eine heftige Blamage
für die Rangers, die die ganze Wut der Stars über deren Niederlage am
Vorabend in Denver zu spüren bekamen. Dabei hatte Renney seine Cracks erst zwei
Tage zuvor mit einem Extratraining übel gescheucht – offenbar ohne Wirkung. Rangers-Center
Scott Gomez beispielsweise verbrachte fast das gesamte letzte Drittel mit dem
Absitzen von Strafzeiten für Colton Orr und Brandon Dubinsky, nachdem er während
seiner Eiszeiten zuvor nicht den Eindruck hinterlassen hatte, dass ihn der Spielstand
besonders interessierte. Auf Seiten der Stars überragte Mike Ribeiro mit zwei Toren und zwei Vorlagen, außerdem waren James Neal
(2), Brian Sutherby, Brad Richards, Jere Lehtinen, Fabian Brunnström, Steve Ott
und Darryl Sydor erfolgreich. Ergebniskosmetik im Sine der Rangers betrieb allein
Nikolai Zherdev mit seinen Saisontoren 14 und 15.
Die Stars
hatten seit dem Umzug der Franchise von Bloomington im US-Bundesstaat Minnesota
nach Dallas noch nie zweistellig gewonnen – für die Rangers war es die erste
zweistellige Niederlage seit dem 9. April 1993 (4:10 zuhause gegen die
Pittsburgh Penguins). Es dürfte langsam ungemütlich werden für Coach Renney,
der die Mannschaft nicht mehr zu erreichen scheint, und auch für Manager Glen
Sather, den viele Rangers-Fans lieber heute als morgen in Rente schicken
würden. Renney wird unter anderem vorgeworfen, dem Team durch sein betont defensives
Spielsystem die Effektivität zu nehmen. Außerdem machen ihn seine Kritiker
wegen seiner strikten Weigerung, eine Überzahlformation festzulegen, für das
schwache Powerplay (an viertletzter Stelle in der NHL-Statistik)
verantwortlich. Sather hat seit Beginn seiner Amtszeit bei den Rangers im Frühjahr
2000 immer wieder enorm teure Spieler verpflichtet, die sich allerdings häufig
als Fehlinvestitionen entpuppten: Das Team schaffte erst 2006 - unter Headcoach
Renney - wieder die Qualifikation für die Play-Offs. Am kommenden Montag steht
das Lokalderby bei den New Jersey Devils an; eine weitere Pleite wird
sicherlich personelle Konsequenzen haben.
Eine
personelle Änderung bei den Rangers steht Presseberichten aus New York zufolge wohl
unmittelbar bevor: Außenstürmer Sean Avery, nach der vergangenen Saison als
vertragsloser Spieler von New York zu den Stars gewechselt und seit Anfang
Dezember zunächst durch die Ligenleitung und anschließend klubintern wegen seines
allzu losen Mundwerks gesperrt (Hockeyweb berichtete), soll wieder zu den „Blueshirts“
transferiert werden. Eine Rückkehr Averys in den Kader der Stars hatte Les Jackson, einer der beiden Sportlichen Leiter des texanischen Klubs, am vergangenen Donnerstag endgültig ausgeschlossen. Rangers-Manager Sather war daher gestern nach Dallas
geflogen, um mit den Verantwortlichen der Stars die Modalitäten für
einen Rücktransfer Averys in den „Big Apple“ zu erörtern. Zunächst muss der 28-Jährige allerdings noch den Nachweis erbringen, dass er die ihm von der Ligenleitung aufgebrummten
Therapiestunden gegen seine Wutausbrüche nicht nur zum Zeitvertreib genommen
hat.
(Oliver
Stein)