Marco Sturm: (Über) 1000 Mal gespielt...Der Deutsche in der NHL

„Auch wenn die NHL immer der größte Traum war, so hätte ich nie damit gerechnet, mit den Play-offs insgesamt über 1000 Spiele in der Liga zu bestreiten”, beginnt Sturm das Gespräch. 938 Saisonspiele und insgesamt 68 Play-off-Paarungen stehen auf dem Konto des Stürmers in Diensten der Florida Panthers. Mit diesen hat er es in der laufenden Saison auch in das Rennen um den Stanley-Cup geschafft, allerdings scheiterte man nach 3:2-Führung im Conference-Viertelfinale mit 3:4 an den New Jersey Devils. Dabei war man in den beiden letzten Partien nicht unbedingt das schlechtere Team, allerdings auch nicht das Team mit dem glücklicheren Händchen. In beiden Spielen hatte das Team aus dem Sonnenschein-Staat in der Verlängerung das Nachsehen. Allerdings bemerkt Sturm direkt, dass man nichtsdestotrotz stolz auf das Erreichte sei, wie beispielsweise den ersten Southeast-Division-Gewinn in der Geschichte des Panthers-Franchise.
Die Leiden des M. Sturm
Über viele Umwege kam der Dingolfinger, dessen Durchbruch Mitte der Neunziger in Landshut begann, nach Florida und wurde dort Mitspieler vom Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, Marcel Goc. Viele Verletzungen warfen Sturm zurück, so dass man nach Boston 2010 weder in Washington, noch in Vancouver eine Verwendung für den Flügelstürmer sah. In Florida nahm man ihn für den Rest der Saison auf und auch wenn er in der laufenden Saison erneut wegen einer Knie-Operation pausieren musste, so vertraute man auch in den Play-offs auf die Erfahrung Sturms. Allerdings ist seine Eishockey-Zukunft noch nicht in Stein gemeißelt, denn nach dem Ende der Saison ist Sturm ein Teil der Free Agents und so ist es durchaus möglich, dass er innerhalb von zwei Jahren zum fünften Mal wechseln könnte. Fünf? Ja, denn in der Saison 2010/11 trug er nicht nur das Trikot der Capitals, sondern auch das der Los Angeles Kings, die aktuell in den Play-offs zu den Überraschungen zählen. Das sieht auch Sturm so. Denn wer nach Vancouver auch kurz davor steht, die St. Louis Blues aus dem Stanley-Cup-Rennen zu kicken, zähle definitiv zu den Favoriten um die begehrte Trophäe. Auch wenn man in der Saison nicht immer die volle Leistung hätte abrufen können, so scheint man sich nun, wenn es drauf ankommt, gefangenen zu haben, versucht Sturm die Leistungen der Kalifornier zu erklären.
Mission: NHL!
Dennoch zählt für Sturm nun wieder primär seine Karriere, denn auch wenn nun aktuell 1006 NHL-Spiele auf seinem Konto stehen, so sollen es doch definitiv mehr werden. Daher habe er auch eine mögliche WM-Teilnahme bereits im Februar abgesagt. Ihm sei es nach den etlichen Verletzungen der vergangenen Jahre nun wichtig, richtig fit in eine neue Saison starten zu können. Das Thema DEB hat Sturm somit noch nicht gänzlich abgeschrieben, ganz im Gegensatz zu einer möglichen Rückkehr in die deutscheDEishockey-Liga. Auch wenn man nie wissen könne, was passiert und vor allem wie es geschehen wird, so wolle Sturm noch so lange wie möglich in der NHL spielen. Selbst wenn das nicht mehr gehe, so verschwende er aktuell keine Gedanken an eine mögliche Rückkehr auf deutsches Territorium.
Viele schöne Momente verbinde er mit der Elite-Liga des Eishockeysports, unter anderem auch das Winter Classic Game 2010 im Trikot der Bruins, in dem dem deutschen Akteur das entscheidende Tor gelang. Doch auch mit den Rückschlägen hat Sturm gelernt umzugehen, auch wenn es nicht immer einfach sei, wenn man getradet werde und quasi keinen der neuen Mitspieler kenne. Umso dankbarer war Sturm, dass es ihn quasi nach Florida verschlagen hat, wo er in Person von Marcel Goc einen hilfsbereiten Landsmann an der Seite hatte.
Der Deutsche in der NHL – noch immer ein Einzelkämpfer
Allerdings ist der Kontakt zu den anderen deutschen Akteuren in den nordamerikanischen Ligen nicht sonderlich ausgeprägt. Man sehe sich bei den Spielen, gehe vielleicht danach noch zusammen etwas essen, das sei neben der ein oder anderen SMS auch alles, so Sturm. Den meisten Kontakt habe er noch zum aufstrebenden Youngster Tobias Rieder, aktuell im Dienste der Kitchener Rangers (OHL) und wie Sturm gebürtiger Landshuter. Seit gut 14 Jahren ist Sturm ein Teil der NHL und es sei schon immer so gewesen, dass man sich auf seinen Weg konzentriert hätte. Und obwohl er, wie er selbst zugibt, einen großen Teil der deutschen Akteure im Nationaldress nicht kenne, so wird er trotzdem zur „Teilnahme” an der WM und ihren Spielen gezwungen – und wenn es nur Schwager Christian Künast ist, der ihn per SMS über den Auftaktsieg gegen Italien informiert.