Marco Sturm: „Ich bin vorbereitet und kann mit dem Druck umgehen“Der neue Cheftrainer der Boston Bruins im Interview

Nach Jahren erfolgreicher Arbeit im Hintergrund ist Marco Sturm nun das neue Gesicht an der Bande der Boston Bruins. In einer Medienrunde sprach der frühere Nationaltrainer Deutschlands und langjährige NHL-Profi über seinen Karriereweg, die Herausforderungen bei den Bruins und seine Vision für die Zukunft des Teams.
„Bruins Hockey“: Kompakt, hart und leidenschaftlich
Für Sturm ist klar: Wer in Boston Eishockey sehen will, erwartet Einsatz, Härte und eine geschlossene Defensive. „Defensiv, kompakt mit einer gewissen Härte“, beschreibt er die Philosophie der Bruins. Auch die Fans seien dafür bekannt, leidenschaftlich und fordernd zu sein. „Die letzten knapp 20 Jahre wurde konstant gutes Eishockey gespielt. Aber im Sport läuft nicht immer alles perfekt – das war mein Glück, sonst wäre ich jetzt nicht Cheftrainer hier.“
Kader im Umbruch: Junge Talente rar, Führungsspieler entscheidend
Der Blick auf den aktuellen Kader zeigt: Die Bruins stehen vor einem personellen Umbruch. „Das Problem ist, dass man in den letzten Jahren immer um den Stanley Cup mitspielen wollte und dafür viele Draftpicks abgegeben hat. Deshalb sieht es bei den jungen Spielern mau aus“, erklärt Sturm. Mit Mason Lohrei und Morgan Geekie nennt er zwei Hoffnungsträger. Gleichzeitig betont er die Bedeutung der erfahrenen Spieler wie David Pastrnak, Charlie McAvoy, Nikita Zadorov, Hampus Lindholm und Jeremy Swayman. „Diese Leader werden uns helfen, die Mannschaft neu zu formen.“
Der Weg zurück zur Spitze: Geduld und gezielte Verstärkungen
Wie lange es dauern wird, bis Boston wieder ernsthaft um den Titel spielt? Sturm bleibt realistisch: „Zunächst brauchen wir Ruhe und Stabilität. Die Defensive und unsere Torhüter sind stark, aber im Sturm müssen wir uns unbedingt verstärken.“ Dabei setzt er auch auf die bevorstehende Free Agency. „Wir hoffen, ein bis zwei – oder sogar noch mehr – gute Stürmer zu verpflichten. Viel Zeit bleibt uns nicht, denn der Druck in Boston ist enorm.“
Karriereplanung mit Weitblick: Vom Nationaltrainer zum NHL-Coach
Dass Sturm einer der wenigen europäischen Cheftrainer in der NHL geworden ist, ist kein Zufall. „Jetzt können alle nachvollziehen, warum ich den Schritt vom Nationaltrainer zum Co-Trainer der LA Kings und dann zum Cheftrainer des AHL-Teams Ontario Reign gegangen bin. Es war alles geplant.“ Besonders prägend sei die Zeit mit Todd McLellan in Los Angeles gewesen: „Er hat mir vor allem abseits des Eises wichtige Dinge beigebracht.“ Seine Erfahrungen in den Minors überzeugten letztlich die Verantwortlichen in Boston. „Es war ein harter Weg über das Farmteam, aber genau der richtige.“
Druck in Boston? Für Sturm nichts Neues
Dass Boston ein heißes Pflaster sein kann, ist Sturm bewusst – doch er sieht sich gut vorbereitet. „Ich erinnere mich an meine Zeit als Spieler hier, das hilft mir sehr. Das hohe Medieninteresse und der Druck sind nicht neu für mich. Ich weiß, was mich erwartet – und ich bin bereit.“
Mit Sturm an der Spitze beginnt für die Bruins eine neue Ära – eine, die auf harter Arbeit, klarer Vision und dem Willen zum Erfolg basiert. Die ersten Schritte sind gemacht, doch der Weg zurück an die Spitze der NHL bleibt herausfordernd. Marco Sturm stellt sich dieser Aufgabe – mit Entschlossenheit und einem klaren Plan.