Leon Draisaitl: "Mein Vater hat den größten Einfluss von allen"Das deutsche Supertalent im Interview

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Leon Draisaitl begeistert zurzeit nicht nur Eishockey-Deutschland, auch in der NHL sorgt der junge Deutsche für Aufsehen. Für die Edmonton Oilers sammelte der 20-jährige 26 Punkte in 20 Spielen. Hockeyweb erreichte den Nationalspieler am Sonntagabend in Boston. Am Montag trifft er dort auf Dennis Seidenberg und die Boston Bruins.

Leon, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen. 26 Punkte nach 20 Spielen – müssen Sie sich manchmal noch selbst zwicken, um zu realisieren, was in den letzten Wochen geschieht?

Das jetzt nicht unbedingt. Ich wusste immer, dass ich diese Leistung abrufen kann, daher ist es für mich nicht zu sehr überraschend. Natürlich ist das alles sehr erfolgreich zurzeit für mich persönlich, aber ich habe immer daran geglaubt, dass ich so in der NHL spielen kann. 

Am Freitag spielten sie mit den Edmonton Oilers gegen die New York Rangers. Das Spiel endete 7:5 und erinnerte über weite Strecken an die NHL in der 80er Jahre. Sie konnten vier Treffer vorbereiten. Beschreiben Sie uns das Spiel aus Ihrer Sicht?

Es ging rauf und runter, es sind viele Tore gefallen. Beide Seiten konnten offensiv viele Impulse setzten. Ich bin froh, dass wir da auf der Gewinnerstraße rausgekommen sind.

Die Saison begann für Sie zunächst ernüchternd. Sie wurden in die American Hockey League, in das Farm Team der Oilers versetzt. Gerüchten zufolge reagierten Sie ungehalten auf die Nachricht, dass sie die Saison nicht in der NHL beginnen. Stimmen diese Gerüchte?

Es ist normal, dass man sich nicht freut, wenn man in die Minors geschickt wird. Ich war nicht zufrieden damit, aber meine Einstellung hat sich dadurch überhaupt nicht verändert. Mein Ziel war es, dann so schnell wie möglich wieder nach oben zu kommen.

Und das war dann auch der Ansporn, es jetzt jedem beweisen zu wollen?

Genau, ich wollte so wenig Zeit wie möglich in der AHL verbringen und schnell wieder nach oben kommen.

Im Sommer haben Sie mit Marian Voda, Fittnestrainer und enger Freund ihres Vaters, gearbeitet. Worauf haben Sie sich besonders konzentriert?

Alles Mögliche, vor allem Beinkraft, mit dem Fokus auf die Schnellkraft. Auch generelles Konditions- und Krafttraining standen auf dem Programm. Es hat sehr gut geklappt mit Marian, wir verstehen uns sehr gut. Es war wahrscheinlich der beste Sommer, den ich bis jetzt hatte.

Es fällt besonders auf, dass Sie deutlich spritziger und schneller spielen. Ist das auch ein Resultat des Trainings mit Marian Voda?

Auf jeden Fall. Marian und ich haben intensiv daran gearbeitet. Der große Unterschied zum letzten Jahr ist, dass ich enorm an Geschwindigkeit zugelegt habe.

Ihr Vater, Peter Draisaitl, war Eishockey-Trainer in Tschechien und hat lange Jahre in der Deutschland Eishockey gespielt. Welche Rolle spielt Ihr Vater in Ihrer Entwicklung?

Mein Vater hat den größten Einfluss von allen. Wir stehen täglich in Kontakt. Er ist mein Mentor, von ihm habe ich am meisten gelernt. Selbst heute noch, wenn ich Tipps brauche, ist er immer für mich da. Ich habe ihm, aber auch generell meiner ganzen Familie sehr, sehr viel zu verdanken.

Sie werden bereits mit Spielern wie Anze Kopitar, Patrice Bergeron oder Ryan Getzlaf verglichen. Verspüren Sie dadurch mehr Druck?

Druck hat man ja immer als Profisportler. Ich probiere, mir nicht noch selbst welchen aufzubauen. Ich versuche ehrlich gesagt, da auch nicht so genau hinzuhören, wenn so etwas gesagt wird. Ich probiere meine Leistung zu bringen. Bis jetzt klappt das sehr gut.

Sie spielen bei den Oilers in einer Reihe mit Taylor Hall und Teddy Purcell. Hall sagte heute über das Zusammenspiel, es sei die beste Reihe, in der er je gespielt habe. Was zeichnet für Sie das Zusammenspiel in Ihrer Reihe aus?

Wir denken das Spiel auf der gleichen Ebene. Wir sind verschiedene Spielertypen und verstehen uns blind auf dem Eis. Jeder bringt bestimmte Stärken in die Reihe ein, Hall bringt die Geschwindigkeit, Teddy bringt seine Erfahrung mit und das passt einfach sehr gut.

Sehen Sie sich als der Spielmacher der Reihe?

Ja, das kann man so sagen. Ich bin eher der Spielmacher, kann aber auch selbst zum Abschluss kommen und auch mal ein Tor schießen. 

Mit Peter Chiarelli und Todd McLellan bekamen die Oilers vor der Saison einen neuen Manager und einen neuen Coach. In Nordamerika wird gern von einem „Cultural Change“ gesprochen. Wie nehmen Sie den Wandel in der Organisation wahr?

Es ist ein großer Unterschied. Beide haben sehr viel Erfahrung. Den Unterschied merkt man aber auch in der Spielweise. Wir sind viel aggressiver und das Selbstvertrauen ist viel größer.

Am Montag treffen Sie auf die Boston Bruins. Freuen Sie sich auf das Duell? Hatten Sie schon Kontakt zu Dennis Seidenberg?

Ich habe ihn letztes Jahr kennengelernt, wir haben aber nicht so viel Kontakt. Aber natürlich freue ich mich immer, gegen deutsche Spieler zu spielen. Das Spiel wird hart, aber auf jeden Fall ein guter Test für uns.

Auf die deutschen Kollegen treffen Sie ja recht häufig. Tobias Rieder (Arizona Coyotes) und Christian Ehrhoff (Los Angeles Kings) spielen in Ihrer Division. Tauscht man sich dadurch häufiger aus, oder sehen Sie sich tatsächlich nur zu den Spielen?

Mit Tobi habe ich schon mehr Kontakt. Wir sind gut befreundet. Liegt wohl auch daran, dass wir in einer Altersklasse sind und aus derselben Spieler-Generation kommen. Mit den anderen Kollegen habe ich nicht so viel Kontakt. Wir grüßen uns vor den Spielen, sagen uns „Hallo“, aber dann konzentrieren wir uns relativ schnell wieder auf die Vorbereitung.

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Jeder Spieler hat bestimmte Rituale vor dem Spiel. Bei Sidney Crosby darf niemand die Schläger berühren, andere essen ein Sandwich. Was ist Ihr Ritual vor einem Spiel?

Ich tape meinen Schläger vor jedem Spiel, vor jedem Drittel, vor jedem Training. Das erste Mal, dass das Blatt den Boden berührt, ist auf dem Eis. Vorher stelle ich ihn immer verkehrt herum hin, bis ich aufs Eis gehe.  

„Leon Draisaitl schießt die Oilers in die Play-offs“ oder „Leon Draisaitl wird Topscorer der WM“ – Welche Schlagzeile wäre Ihnen lieber?

Muss ich mir eine aussuchen? Beides wäre irgendwie cool. NHL-Play-offs wären einfach etwas Besonderes. Auch für das Team hier in Edmonton. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch etwas sehr Besonderes, für Deutschland zu spielen und sein Land zu repräsentieren. 

Zum Abschluss: Welches persönliches Ziel haben Sie für den Rest der Saison?

Ich habe kein spezielles Ziel, ich probiere mir keinen Stress zu machen. Ich will in erster Linie meine Leistung bringen und damit dem Team helfen, noch mehr Spiele zu gewinnen.


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