Geoff Ward: "Seidenberg ein Schlüssel zu unserem Erfolg!"

Nachdem die Braunbären von der Ostküste in den letzten Jahren eher kleine Brötchen gebacken haben, stießen sie in 2011 – nach 19 Jahren – wieder in das NHL-Halbfinale vor, wo seit letztem Samstag die Tampa Bay Lightnings die Raubtiere zu bändigen versuchen. Freitag – noch vor dem ersten Spiel gegen Tampa – hatte Hockeyweb die Gelegenheit, sich mit Ward zu unterhalten:
Das erste Mal seit 1992, nach vielen Enttäuschungen, wieder in einem Conference-Final und zudem im letzten Jahr nach 3-0 Serienführung noch in der zweiten Runde gegen den späteren Stanley-Cup-Finalisten Philadelphia ausgeschieden – was für ein Gefühl ist das jetzt?
Wir sind schon froh über das Erreichte, aber wir wissen auch, dass wir erst die Hälfte geschafft haben. Wir dürfen nicht mit dem bisher Erreichten zufrieden sein – wir müssen bis zum bitteren oder süßen Ende kämpfen. Ich denke, wir haben aus den Misserfolgen der letzten Jahre gelernt. So etwas wie letzte Saison wird uns hoffentlich nicht mehr passieren! In der Mannschaft spürt man ein vollkommen anderes Gefühl.
Montreal haben Sie in der ersten Runde in sieben Spielen aus dem Rennen geworfen – dann folgte ein Sweep, 4:0 gegen die Philadelphia Flyers. Wie bewerten Sie diese beiden Siege?
Gegen die Canadiens war es für uns schon ziemlich hart. Wir wussten auch schon aus der Vergangenheit, dass diese Serie an unsere Grenze gehen wird. So wurde es auch – direkt beide Heimspiele verloren, 0:2 – drei Partien wurden erst in der Overtime entschieden – nichts für schwache Nerven! Unsere Jungs haben sich nach dem Rückstand Charakter gezeigt und sich sehr gut wieder in das Geschehen gekämpft! Und dann kamen die Flyers – vom Ergebnis her ein leichtes Spiel, aber dies täuscht gewaltig. Wir dürften von einigen Verletzten – ich glaube es waren fünf Stammspieler - in Reihen der Flyers profitieren.
Welches ist der beste Teil Ihrer Bruins? Der Torwart Tim Thomas, …
Nein, es kann niemand hervorgehoben werden, es ist die defensive Leistung aller! Und da können wir uns auf alle verlassen, angefangen bei den Torhütern, über die Verteidiger bis hin zu den Stürmern. In den Play-offs gilt: Defensive hat Vorrang!
Sie sind in erster Linie für die Verteidigung zuständig – und da ist seit 2007 eine Entwicklung zu sehen!
Ja, da kann ich zustimmen! Seit ich 2007 zum Trainerstab der Bruins stieß, kann ich es beurteilen, in diesen vier Jahren haben die "Bären" regelmäßig zu den besten Teams im Gegentorschnitt gehört – neue Spieler müssen auch in unser System passen, da legen wir sehr großen Wert drauf.
Am Samstag fing das NHL-Halbfinale an – was halten Sie von dem Überraschungsteam aus Florida, den Tampa Bay Lightnings?
Mit den Lightnings kommt jetzt ein sehr unangenehmer Gegner auf uns zu, der momentan in einer sehr guten Verfassung ist und durch die anfangs eher unerwarteten Erfolge in einer anderen Sphäre schwebt – ein äußerst unangenehmer Gegner.
Sie sind sehr schnell und unwahrscheinlich torgefährlich – um stellvertretend für alle anderen nur Steven Stamkos, Martin St. Louis und Vinny Lecavalier zu nennen. Diese Spieler sind so schnell und brandgefährlich und wir müssen vor allem auf sie aufpassen, dabei dürfen wir aber nur nicht die dritte Garde vergessen, die mit Steve Downie, Dominic Moore und Sean Bergenheim auch Spiele entscheiden kann, wie man unlängst sehen konnte. Wir werden nur eine Chance haben, wenn wir defensiv gut geordnet stehen werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie ihr Pass-Spiel aufziehen können.
Mit Dwayne Roloson (TBL – 41) und Tim Thomas (BOS - 37) stehen sich zwei Oldies gegenüber!
Ja, das kann man sagen – aber daran sieht man auch, dass Alter auf dieser Position überhaupt keine Rolle spielt. Beide spielen so starke Play-off-Serien, dass im Tor keine Mannschaft einen Vorteil hat.
Noch ein Wort über Dennis Seidenberg!
Gerne! Er spielt auf einem hohen Niveau und bekommt so viel Eiszeit, dass er auf dem dritten Platz unter allen Verteidigern zu finden ist und macht seine Sache dabei so gut, dass er aus unserem Team nicht mehr wegzudenken ist. Er blockt Schüsse, er schaltet sich fantastisch in die Offensive ein, gibt tolle erste Pässe – er ist ein, falls nicht der Schlüssel zu unserem Erfolg!
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Bostons Schlussmann Tim Thomas äußerte sich auf die Altersfrage der beiden Kontrahenten wie folgt: „Falls das Alter eine Rolle spielen sollte, gereicht es uns beiden zum Vorteil! Die Erfahrung, die wir beide gesammelt haben, um zu diesem Punkt unserer Karriere zu kommen, hilft uns – ganz klar. Vor allem in dieser speziellen Playoff-Atmosphäre …. In unserem speziellen Fall, sind wir so dicht beieinander, dass ich in der Erfahrung bei keinem einen Vorteil sehe.“