Geoff Ward: Dennis Seidenberg ist ein wichtiger MosaiksteinDer ehemalige DEL-Coach und jetzige Co-Trainer der Boston Bruins

Mister Ward, Sie haben mit Ihren Boston Bruins nach 2011 das Finale in den Stanley-Cup-Play-offs erreicht. Dass letzte Mal konnten Sie als Sieger hervorgehen – in diesem Jahr haben Sie die erste Runde gegen Toronto mit 4:3 Siegen erfolgreich bestritten, die zweite gegen die Rangers mit 4:1 gewonnen und schließlich die Pinguine Crosby, Malkin & Co. mit der Höchststrafe von 4:0 nach Hause geschickt – wie wird die letzte Serie enden?
(lachend) Wir schauen nicht so weit voraus – wir nehmen ein Spiel nach dem anderen. Wir konzentrieren uns jetzt voll auf das erste Match in Chicago. Wir haben unsere Kräfte mit den Blackhawks wegen des Lockouts in dieser Saison noch nicht messen können – aber ich glaube, beide Teams freuen sich auf die Finalserie und es wird ein interessanter Showdown. Unsere Philosophie lautet: ein Spiel nach dem anderen. So ist es schon in den ganzen Play-offs.
Ja, aber würde es nicht gut aussehen, wenn nach 4:0, 4:1 und 4:3 jetzt im Finale noch das fehlende 4:2 käme?
(lachend) An so eine Spielerei habe ich noch gar nicht gedacht – das ist Aufgabe von der Presse. Wie ich bereits sagte, unsere ganzen Gedanken sind bei Spiel 1 in Chicago und nicht weiter. Die Medienlandschaft ist für die Finalserien-Vorschau verantwortlich!
Trainer zu sein ist ein harter Job, bei Misserfolg kann man schon mal gefeuert werden. Sie haben auch geholfen einen Kollegen zu entlassen! Nach dem 4:1 gegen die NY Rangers wurde John Tortorella von seinen Coaching-Aufgaben entbunden. Was können Sie zu der Entwicklung sagen?
Es ist schon witzig, wie alles in den Play-offs vor sich geht. In der ersten Runde hatten die Rangers noch eine tolle Aufholjagd gegen die besser platzierten Washington Capitals gestartet und waren mit Glanz und Gloria in die zweite Runde gestürmt (WSH – NYR 3:1, 1:0, 3:4, 3:4, 2-1 OT, 0:1, 0:5). Danach, so war unser Eindruck, waren sie nicht mehr richtig auf uns vorbereitet. Aber dies ist auch nachvollziehbar nach so einem Comeback und wie er zustande kam. In der Endrunde spielen auch die Emotionen eine große Rolle mit viel Auf und Ab.
Welches war Bostons schwerste Serie bisher?
Das war ganz eindeutig die erste Runde gegen die Toronto Maple Leafs – so im Nachhinein betrachtet ist es wichtig, eine schwere Runde direkt zu Beginn zu spielen. Das gab uns, im Gegensatz zu den Rangers, noch einen extra Kick und hat uns auch emotionell geholfen. Vielleicht lag uns auch noch das Massaker beim Boston Marathon in den Knochen. Der sowieso schon enge Spielplan durch den Lockout wurde noch enger durch zwei Spielausfälle – wir hatten zum Schluss sechs Spiele in neun Tagen. Aber die Ahornblätter waren ein sehr unangenehmer Gegner, der zur Hochform auflief – aber letztendlich hat uns das noch enger zusammengeschweißt, den Glauben in uns gestärkt.
Haben alle Bruins-Spieler die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt?
Wir haben in den letzten Jahren sehr viel gelernt. Wir stehen jetzt viel mehr im Brennpunkt als noch 2010. Während damals gegen Tampa (Bay Lightnings) noch die Emotionen hoch kamen, sah es dieses Mal nach dem 4-0 Seriensieg gegen Pittsburgh doch schon viel professioneller, abgeklärter aus. Ja, und jetzt erwarten wir das Spiel in Chicago.
Sie haben sicherlich schon auf die Frage nach Dennis Seidenberg gewartet?
Ja! Wir sind alle sehr froh, dass er nach seiner Verletzung wieder zurück auf dem Eis ist. Zusammen mit (Zdeno) Chara tritt er gegen die top Angriffsformationen unserer Gegner an. Er ist ein sehr wichtiger Mosaikstein unserer Verteidigung, er blockt Schüsse, zeichnet sich durch großen körperlichen Einsatz aus und hat mit Chara die meiste Eiszeit. Er ist ein wertvoller Leader!
Ihr Goalie Tuukka Rask ist aus dem Schatten der früheren Nummer 1 Tim Thomas getreten?
Nachdem Tim sich entschieden hatte zu pausieren, hat Tukka die Gelegenheit beim Schopf gegriffen und hat alle voll überzeugt. In den ersten drei Runden war er mit ein Garant für unser gutes Abschneiden. Mit unglaublichen Paraden hat er den Gegner erst gar nicht zur Entfaltung kommen lassen. Unser General Manager Peter Chiarelli hat ein sehr gutes Auge dafür, dass erst gar keine Komplikationen aufkommen und hat deshalb die Rechte an Tim Thomas, der ohne Zweifel ein ganz Großer zwischen den Pfosten ist, am Ende der Transferperiode zu den New York Islanders getauscht.
Mit Ihrem Engagement in Boston kam auch der Erfolg!
So möchte ich das nicht gerade sagen – ich hatte das große Glück zum richtigen Zeitpunkt in die Organisation der Boston Bruins gekommen zu sein. Alles passt perfekt zusammen. Ich arbeite in einem tollen Trainerstab, das Team funktioniert nahezu optimal und die Organisation ist großartig!
Vielen Dank für das Gespräch!
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