Gegen Rassismus und Polizeigewalt: NHL pausiert bis SamstagNach den Schüssen auf Jacob Blake

Eigentlich hätten wir an dieser Stelle über die jeweils dritten Spiele der Serien Philadelphia gegen die New York Islanders und Vancouver gegen die Vegas Golden Knights berichten wollen. Diese wurden aus Protest gegen "systemischen Rassismus und Polizeigewalt", wie die NHL auf ihrer Website schreibt, verschoben. Auch in der kommenden Nacht wird der Puck in Edmonton und Toronto ruhen. Auslöser dafür sind die Schüsse auf den Afroamerikaner Jacob Blake, der am Sonntag in Kenosha, Wisconsin von Polizisten mehrmals angeschossen und schwer verletzt worden war. Drei Monate nach dem Tod von George Floyd, der eine riesige Protestwelle in den USA und in vielen anderen Ländern ausgelöst hat, ist es der nächste aufsehenerregende Fall von Gewalt durch Polizisten gegen Schwarze.
Teams aus der Basketball-Profiliga der Frauen (WNBA), aus der Major League Baseball, und auch das NBA-Team aus Milwaukee, der größten Stadt im US-Bundesstaat Wisconsin, hatten die Proteste angeführt. Auch einige NFL-Teams unterbrachen ihr Training.
Ryan Reaves positiniert sich als Wortführer der Boykotts
Nun also hat die NHL nachgezogen. Spieler der acht verbliebenen Teams gaben dazu aus den beiden "Hub Cities" Edmonton und Toronto Videokonferenzen. Treibende Kraft dahinter war Ryan Reaves von den Vegas Golden Knights. Er sagte: "Wenn ich mich umschaue, sehe ich hier eine Menge weiße Athleten - und das ist ein Statement, das wir hier abgeben. Es ist großartig, dass die NBA, die WNBA und die MLB dies getan haben. In diese Ligen gibt es viele schwarze Spieler. Aber für die Spieler, die hier [in der NHL, Red.] aufstehen und sagen 'Wir sehen das Problem haben und wir stehen hinter Euch', würde ich alles tun."
"Wir unterstützen den Kampf gegen Rassismus und Ungerechtigkeit", sagte beispielsweise Bostons Kapitän Zdeno Chara. Auch Nazem Kadri von Colorado Avalanche äußerte sich zu der Entscheidung, nicht zu spielen: "Wir unterstützen und applaudieren der NBA dafür, dass sie sich dieser Umstände angenommen hat. Ich verstehe, dass dies ein Problem ist, das schon viel zu lange besteht. Die Zeichen stehen gut, die Eishockey-Unternehmungen sind großartig und alles, aber, wissen Sie, irgendwann werden die Worte schal und es geht um Taten und darum, einen Unterschied zu machen."
Und was kommt danach?
Auch viele andere Spieler, wie Stars-Stürmer Tyler Seguin, Avs-Kapitän Gbariel Landeskog oder Lightning-Verteidiger Kevin Shattenkirk äußerten sich positiv zu diesem Boykott. Anson Carter, Ex-Stürmer und jetzt in Diensten des Fernsehsenders NBC, begrüßte den Protest, gab aber zu bedenden: "Im Moment geht es mir vor allem darum, was wir dagegen tun. Ja, wir können protestieren. Ja, wir können aussetzen. Aber was für eine Veränderung versuchen wir eigentlich zu erreichen? Wenn man protestiert und seinen Geschäften nachgeht und sich nichts wirklich ändert, was ist dann der Sinn des Protests? Das Hauptaugenmerk sollte sich jetzt wirklich auf die Frage richten: 'Was tun wir, um etwas zu ändern?'"
Und genau dies wird sich in den nächsten Wochen zeigen müssen. Es ist ein starkes und ein wichtiges Statement, das die "weiße" NHL da sendet. Ohne Zweifel. Die Frage "Und was kommt danach?" ist allerdings eine durchaus berechtigte.