FASZINATION STANLEY-CUP Teil 9
Der Stanleycup als Blumentopf
Besonders respektvoll gingen die Cracks in den ersten Jahren
mit dem Stanleycup nicht um. Besonders wenn sie nach diversen Siegesfeiern
etwas „benebelt“ waren.
Als 1910 die Montreal Wanderers den Cupsieg feierten, stand
auch ein Besuch beim Fotografen auf dem Programm. Man wollte dieses Ereignis ja
auch der Nachwelt erhalten. Also führte Teamkapitän Blanchford seine Cracks in das Fotostudio. Als der
Fotograf die vom Whisky angeheiterten Spieler endlich knipsbereit hatte und die
Platte belichtet war, zogen die Wanderers weiter „um die Häuser“. Den Stanleycup
ließen sie im Fotostudio liegen. Als der
Silbercup nach einigen Wochen immer noch nicht abgeholt wurde, führte ihn die
Fotografengattin einem anderen Zweck zu. Sie pflanzte Blumen in den Pott und
stellt ihn als Dekoration in den Laden. Als nach einigen Wochen eine Klubdelegation das wertvolle Stück
abholen wollte, wehrte sich die Frau gewaltig und wollte ihren Blumentopf nicht
herausgeben. Es bedurfte vieler guter Wort und
Blumen, um den Cup wieder in den Besitz der Wanderers zu bringen.
Der Stanleycup als Grabschmuck
Drei Jahre später war der Cup wieder weg. Da hatten die Ottawa Silver Seven den Stanleycup gegen die
Edmonton Eskimos gewonnen und feierten ausgiebig. Als die angeheiterte
Spielergruppe durch die Stadt zog, kam sie an einem Friedhof vorbei. Der
Kapitän erinnerte sich, daß da eine ehemaliger Teamkollege begraben liegt. Sein
Grab wurde nun besucht. Man stellte den Pokal auf das Grab und gedachte kurz
des Ver-storbenen. Dann zogen die Cracks weiter - ließen den Cup aber auf dem
Grab zurück.. Am anderen Tag bemerkte man, daß der Cup nicht mehr da ist. Man
rekonstruierte die Vortagstour und ging die Strecke ab. Am Gottesacker fanden
sie die Silberschale und waren überglücklich.
Das Original blieb
dann unter Verschluß
Nach mehreren Eskapaden ähnlicher Art beschlossen die Verantwortlichen
das Original des Stanleycups unter Verschluß zu halten und den Team jeweils
eine Kopie zu überreichen.
Später fand der Stanleycup einen festen Platz in der Hall of
Fame in Toronto. Die Kopie auf dem metergroßen Sockel geht jetzt um die Welt.
Derzeit darf jeder Spieler des Siegerteams den Cup für kurze Zeit mit in seine
Heimatstadt nehmen. Jetzt wandert der Cup von Alaska bis nach Moskau oder St.
Petersburg – und wird dort bewundert. Der einzige Deutsche der auf dem Sockel
verewigt ist: Uwe Krupp, unser heutiger Bundestrainer. Er gewann den Cup mit
Colorado.
Berlin stand im Stanleycup-Finale
Um die Jahrhundertwende (1800) und davor kamen viele
deutsche Einwanderer nach Kanada. Sie gründeten Ort, denen sie die Namen ihrer
Heimat gaben. So kamen viele Deutsche in die Provinz Ontario. Sie grün-deten
unweit von Toronto und Hamilton den Ort „Berlin“, der sich im Laufe der Jahre
zu einer Kleinstadt entwickelte. Und wie überall in Kanada spielten die jungen
Burschen „Hockey“ wie man Eishockey.
dort nannte.
Die Berlin Rangers machten sich einen Namen. Die Gebrüder Seibert
gehörten zu den Pionieren. Oliver wurde ebenso wie später sein Sohn Earl in die
Hall of Fame aufgenommen. Er spielte
u.a. für die New York Rangers und Chicago. Er war einer der besten Spieler
seiner Zeit.
1910 kamen die „Berlin Union Jacks „ bis ins
Stanleycup-Finale, wo sie den Montreal Wanderers 3:7 unterlagen. Zuhause in
Berlin wurden sie wie Helden empfangen. Sie hatten den größten Erfolg der
Stadtgeschichte errungen. Besonders gefeiert wurde damals Hughie Lehmann , der
erst wenige Wochen vor dem Finale nach Berlin kam. Er stand im Vorjahr mit Galt
im Endspiel. Hughie stammt aus Pembroke (Ontario), wo er als Enkel deutscher
Einwanderer geboren wurde.
Später kamen noch weitere „Berliner“ in die Hall of Fame.
Ein Superstar seiner Zeit war Milt Schmidt, der am 5.3.1918 in Kitchener
geboren wurde. Kit-chener wurde Berlin ab 1918 genannt, weil man auf den
Kriegsgegner Deutschland nicht gut zu sprechen war und die Umbenennung
verlangte.
Eine Folge des Ersten
Weltkrieges. Milt spielte u.a. in der „Kraut-Linie“ der Boston Bruins. Das war
abgeleitet vom deutschen „Sauerkraut“. Milt sorgte durch Leistung dafür, daß
man später mit dem Wort „Kraut“
ehrfürchtiger umging. Die „Kitche-ner Kids“ nannte man dann die deutschstämmigen Talente aus Ontario.
Albert „Babe“ Siebert wurde dazu gezählt. Von den Berlin
Rangers ging er in den 20er Jahren über Niagara Falls in die NHL zu den
Montreal Maronns, den New York Rangers, den Boston Bruins und Montreal
Cana-diens. Auch Superstar Darryl Sittler, geboren am 18.9.1950 in Kitchener
zählte dazu. Er spielte für die Philadelphia Flyers , die Detroit Red Wings und
die Toronto Maple Leafs. Er spielte auch für Kanada international und galt als
einer der besten Stürmer seiner Zeit.
Foto: Oliver Seibert war einer der "Berliner".
Fazination Stanleycup ist eine Hockeyweb-Serie von Horst Eckert.
Die bereits veröffentlichten Teile finden Sie unter: http://www.duisburgweb.de/Almanach_eishockey_international/index.htm