FASZINATION STANLEY-CUP Teil 2
Frederick Arthur Lord Stanley of Preston
Der Pokalstifter und erste Eishockey- „Sponsor“
Frederick Arthur Lord Stanley of Preston war der Sohn des
berühmten Earl of Derby und ist das einzige Mitglied der HOCKEY HALL OF FAME in
Toronto, das selbst nie ein Eishockeyspiel gesehen hat !
Sein Vater Earl of Derby war Premierminister von England und
schickte seinen Sohn 1888 als Generalgouverneur ihrer Majestät Königin Victoria
I (1837-1901) von Großbritannien nach Kanada. Er war praktisch der „Regierende“
des Landes und hatte gewaltigen Einfluss. Lord Stanley lebte mit seiner Familie
in Ottawa, in einer Villa unweit der Rideau-Eishalle.
Seine beiden Söhne Algeron und Arthur wuchsen in Kanada auf
und spielten wie viele junge Aristokraten und Militärs der damaligen Zeit, Eishockey.
Anfang 1900 etablierten sich das Team der „Rideau Rebells“ in der Halle. Vater
Preston ignorierte das Hobby seiner Söhne, während seine Gattin oft „inkognito“ die Spiele ihrer
Söhne besuchte. Weniger aus sportlichen Gründen, mehr aus Sorge um die
Gesundheit ihrer Sprösslinge. Der sehr unsportlich eingestellte Papa spendete
lieber ein paar Guineas (1 Guineas = heute ca. 5 Dollar) um ein Match der
Rebells in dieser komischen Sportart gegen Toronto zu ermöglichen.
Im Raum Ottawa (Provinz Ontario) gab es um 1900 schon einen
Pokal, den ein Angestellter des Gouverneurs, Lord Dufferin bereits 1876
gestiftet hatte. Die Cracks der Rebells aber wollten einen Cup, der über die Provinzgrenzen
hinaus ausgespielt wird. Die Preston-Söhne wollten den Papa aber nicht
anbetteln und überließen das ihrem Teamkollegen, dem jungen Lord Kilcoursie und
verschafften ihm einen Termin beim Gouverneur. Lord Kilcoursie bat den 6.
Gouverneur ihrer Majestät um eine Pokal-spende. Er erklärte, dass er bereits in
England überregionale Wettkämpfe, allerdings in andern Sportarten, organisiert
und durchgeführt hat.
Lord Stanley folgte den Vorschlägen des jungen Aristokraten
und stiftet zehn Guineas. Das war der Wert von genau 48.67 Dollar. Er schlug
vor, den Pokal als „Challenge-Cup“ also als Herausforderungs-Wettbewerb, „für
den Champion of Dominion“ (des Landes) auszuschreiben. Er formulierte es so,
damit die jungen Männer nicht jedes Jahr
um eine Pokalspende bitten müssen. Eine Art „Wanderpokal“ also. Niemand ahnte damals,
was aus diesem Pokal einmal werden würde !
Der bekannteste Engländer
Er ist bekannter als Königin Elisabeth II
In Kanada ist man in einigen Provinzen noch heute nicht gut
auf die Briten zu sprechen. Man veralbert sie, kopiert sie a la Mainzer
Fasenacht und ist in der französischen Provinz Quebec sogar gegen die englische
Sprache.
Aus dieser Ecke kommt auch die Meinungsumfrage nach dem
derzeit bekanntesten Engländer in Kanada ? „Lord Stanley“ rangierte auf Platz
eins, noch vor der aktuellen Königin Elisabeth II.
Lord Stanleys Pokalspende von umgerechnet 48.67 Dollar ist
heute ein Sportwettbewerb, der von magischen Glanz umgeben ist. Und das nicht
nur in Nordamerika, sondern fast in der ganzen Welt
Die 48.67 Dollar hat der junge Lord Kilcoursie gut angelegt.
Er ging mit dem Geld zu einem Silberschmied in Ottawa und ließ den Pokal
anfertigen
Dieser Ur-Cup ist heute das Oberteil des Stanleycups und
steht in der Hall of Fame in Toronto. Was auf dem Eis übergeben wird, ist eine
Kopie.
Dieser Stanleycup ist mittlerweile der älteste Sportpokal,
der noch im Wettbewerb vergeben wird.
Derzeit ist der Cup, bedingt durch seinen Unterbau weit über
einen Meter hoch. Jeder Sieger-Club und alle seine Spieler sind darauf
verewigt.
Lord Stanley of Preston hat den
Cup nie persönlich überreicht, denn
als der Stanleycup
1893 erstmals ausgespielt wurde, war der Lord mit seiner Familie schon
wieder in England. In den ersten Jahren schickte man ihm noch regelmäßig
Zeitungsausschnitte von den Berichten über seinen Cup nach Hause. In Kanada
erfuhr man erst Jahre später, daß Lord Stanley of Presten schon 1908 in England
verstorben ist. Seine Regentschaft ging nur statistisch und in Form eines Portraits im
Gouverneurspalast von Ottawa in die Geschichte ein. Unvergessen bei Millionen
von Eishockeyfans ist aber seine Pokalspende von 48.67 Dollar, aus der heute
ein weltweit bekanntes Unternehmen geworden ist, ein Pokal mit einer
sagenhaften Ausstrahlung.
Er wird jährlich im Mai ausgespielt. Kanada und USA geben
wegen des Cups ihre Spieler nicht für die Weltmeisterschaft frei. Die Spieler
wollen auch gar nicht zur WM, sie wollen den Stanleycup. Bis in die 60er Jahre
hinein nannte sich der Stanleycupsieger selbstbewusst auch „Weltmeister“
(Horst Eckert)