FASZINATION STANLEY-CUP Teil 15
Die „Senators-Ära“
Tommy Gorman,
der agile Manager der Ottawa Senators rüstete zum Angriff gegen die Provinz
auf. „Nicht Montreal, Toronto oder Quebec sollen Stanleycup-Städte sein,
sondern die Hauptstadt Ottawa,“ verkündete er. Er hatte mit Pete Green einen
knallharten Vertreter der knüppelharten Art des Hockeys. Die „Eleganten“ wie er
die Cracks aus dem französischen Teil des Landes nannte, müßen vom Eis gefegt
werden. Er hatte die Spieler wieder im Team, die im Ersten Weltkrieg gekämpft
hatten und was er für ganz wichtig hielt, einen guten Goalie. Und den hatte er
mit Clint Benedict, einem Superkeeper der dazu noch in Ottawa geboren wurde.
Zwischen 1920 und 1927 holten die Senators den Stanleycup viermal nach Ottawa.
Neben Clint Benedict glänzten vor allem die Torjäger Georges Boucher und Frank
Nigbor, die bei allen vier Cupsiegen dabei waren. Clint Benedikt gewann dreimal
mit den Senators. 1923 kamen zwei große Spieler ins Team. Jack Adams und King Clacy. Der 1927er
Cup gewannen die Senators unter Manager und Coach Dave Gill. Sie nannten sich
überigens auch damals „Weltmeister“.
New York kaufte sich in die NHL ein
Die 20er Jahre waren voll von Neuigkeiten aus der NHL.
Präsident Frank Calder hatte richtig spekuliert, als er sagte, „bald drängen
sich die Klubs um in die NHL aufgenommen zu werden“. Die Zauderer aus Quebec,
die nach der NHL-Gründung ausstiegen, meldeten 1919 wieder ihre Bulldogs an –
und 1920 wieder ab. Die Lizenz ging an
die Hamilton Tigers. Die kleine Stadt, ca. 60 Km von Toronto entfernt und in
der Nähe von „Berlin“ das sich dann Kitchener nannte, ist von vielen deutschen
Auswanderen bewohnt. 1920 wurde auch die „Mont Royal-Arena“ in Montreal, als
neue Heimstätte derCanadiens eröffnet.
1922 übertrug
Foster Hewitt als Reporter das erste Eishockeyspiel im Radio und entfachte eine
Welle der Begeisterung.1923 wurde in Ottawa die 10 000 Zuschauer-Arena der
Senators eröffnet und mit den Boston Bruins kam das erste USA-Team in die NHL.
1924 wurden die
Montreal Maroons als sechstes Team aufgenommen. zugleich eröffnete der Klub
eine neue Arena, das „Montreal Forum“, das später durch die Canadiens zum Mekka
der Fans wurde.1925 gab es den ersten Spielerstreik. Die Cracks der Hamilton
Tigers wollten mehr Geld und streikten. Reaktion der NHL-Verwaltung: Alle
Spieler wurden suspendiert. Die Hamilton
Lizenz ging nach New York. Dort war gerade der dritte Neubau des Madison Square
Garden eröffnet worden, der jetzt auch dem Sport zur Verfügung stand.
Madison Square Garden ein Spielfeld für Gangesterbosse
Die neue Multi-Arena in der City von New York wurden neben
Zirkus auch von Box-Veranstaltungen gefüllt.
Dann sah ein Mann namens „Big Bill“ Dwyer eine Chance für gute
Geschäfte. Er hatte sich als Schwarzbrenner
von Whisky in der Zeit des Alkoholverbotes der Prohibition (ab 1919) dumm und dämlich
verdient. Nun kaufte er 1925 für 75 000 Dollar die Lizenz von Hamilton für die
New York Americans. Das Team mit der USA-Fahne auf dem Trikot, wurde geschickt
an die New Yorker verkauft. Man hatte mit Roy „the Shrimp“ (Knirps) Worters den
kleinsten Keeper der Liga, man hatte die Puck-Künstler und Eisartisten „Bullet“
Joe Simpson,“Big Leo“ Rise und „Big Train“ Boncher auf dem Eis. Sie sorgten für
Unterhaltung. Die Fans nahmen das Angebot an und die Medien hatten in der
baseballfreien Zeit etwas zu berichten. Die Americans begeisterten neben den
Fans auch Garden-Mitinhaber Tex Rickard, der die Boxkämpfe organisierte. Er
konstatierte, „der Garden braucht ein eigenes Team“. Er fragte nach dem besten
Mann in der Branche und bekam die Auskunft, „Lester Patrick“. Rickard holte ihn
nach New
York, kaufte eine NHL-Lizenz und
machte Patrick zum Manager und Coach des neuen Teams New York Rangers.
Man inszenierte eine Kapitän - Entführung
Kaum waren die
New York Rangers gegründet, begann eine von den Box-Managern inszenierte
PR-Aktion bei den Fans. Man richtete sich nach der Zahl der Einwanderer. Die
Box-Fachleute hatten die Zahl der Zuwanderer genau im Kopf. Die Juden und die
Italiener waren die ersten Umworbenen. Da es aber beim besten Willen keine
Cracks mit dieser Herkunft gab, erfand man Namen. Aus dem Frankokanadier-Goalie
Lorne Chabot machte man den jüdischen Superkeeper Lorn Chabotsky. Aus dem
Finnen Oliver Reinikka wurde der Italiener Ollie Rocco. Dann ließ der
Vorverkauf nach und a la Boxen wurde jetzt ein Skandal inszeniert. Drei Tage
vor dem ersten Match wurde die Entführung des Rangers-Kapitäns Bill Cooke
bekannt gegeben. Schließlich unterband Manager Lester Patrick die
Machenschaften der Box-Mafia. Er ließ die PR-Manager feuern und machte den Job
selbst. Er schulte die Journalisten in Sachen Eishockey und verkaufte „das
Spiel mit dem Puck“. Er meinte, daß nicht er sich den New York-Gepflogenheiten
anpassen müsse, sondern umgekehrt. Dann richtete er sich nach den Beginnzeiten
der Theater und Showbühnen, die erst um 20.45 Uhr begannen, weil die New Yorker
zuerst mal essen mußten und die Fans aus dem Umland erst in die City reisen mußten. Man organisierte
Starbesuche bei den Rangers. So kamen Beseballstar Babe Ruth, Box-Champion Jack
Dempsey, Jockeykönig „A Handy Guy Nemed“ und viele andere Promis in den Garden
und bekannten sich als Rangers-Fan.
Die Lokalderbys
gegen die Americans wurden gesellschaftliche Großereignisse. Dann mußte
American-Besitzer Big Bill Dwyer ins Kittchen und die Rangers waren die
Alleinunterhalter.
Fazination Stanleycup ist eine Hockeyweb-Serie von Horst Eckert.Die bereits veröffentlichten Teile finden Sie unter: http://www.duisburgweb.de/Almanach_eishockey_international/index.htm