FASZINATION STANLEY-CUP Teil 13
Randgeschichten
Konplizierter Start
Der Start der National Hockey League stand unter keinem
guten Stern. Kurz vor der Premiere stieg Quebec aus. Da es aber Verträge gab,
wurden die Quebec-Spieler auf die anderen NHL-Klubs verteilt. Es gab Feuer,
Terminplan-Änderungen und Reiseprobleme.
Die Verteilung der Quebec-Spieler auf die anderen Klubs
hatte den Zweck, daß die Cracks der Liga erhalten bleiben. Kommt Quebec zurück,
müssen die Spieler wieder zu den Bulldogs heimkehren. Die Montreal Canadiens
waren der große Sieger dieser Aktion. Sie bekamen mit Joe Malone den großen
Torjäger seiner Zeit. Kurzfristig hatte man in einer Blitzaktion noch die
Toronto Arenas aufgenommen, die als einziges Team über eine Kunsteisbahn
verfügte. Also startete man mit vier Teams in die erste NHL-Saison 1917/18. Das
Auftaktspiel fand wie geplant am 19.
Dezember 1917 in der Toronto-Arena auf Kunsteis statt.
Das große Feuer in Montreal
Es waren gerade sechs
der geplanten 22 Runden gespielt, als ein großes Feuer den Holzpalast in
Montreal total zerstörte. Die Canadiens und die Wanderers standen plötzlich
ohne Arena da. Die Besitzer der Wanderers
zogen ihr Team zurück, da die zweite Halle in Montreal, der Jubilee-Rink
nur 3 250 Zuschauer fasste. Diese Einnahmen reichten nicht aus, ein Team zu
bezahlen – und den Besitzern Gewinne einzubringen.
Die Canadiens zogen
in den Jubilee-Rink um und machten weiter (bis heute). Der Terminplan wurde
geändert, so daß jeder der drei verbliebenen Klubs auf die kalkulierten 22
Spiele kam. In einer zweiten, neu gestarteten Runde mit je acht Spielen setzten
sich die Toronto Arenas durch und durften um den Stanleycup spielen. Sie mußten
gegen den Champion der „Pacific Coachst Hockey Association „(PCHA), die
Vancouver Millionares antreten. Toronto hatte laut Ausschreibung Heimrecht.
Vancouver spielte mit 7 Mann !
Das Finale stand vor einem Regelproblem. In der PCHA spielte
man noch mit sieben Mann pro Team. In
der NHL mit sechs. Man einigte sich auf den Modus, daß das erste, das dritte
und ev. das fünfte Match in der „best of five-Serie“ mit sechs, die restlichen
Spiele mit sieben Mann gespielt wurden.. Die Milionares mit ihrem genialen
Manager und Coach Lester Patrick gewannen ihre „Sieben-Mann-Spiele“ 6:4 und
8:1, während Toronto die Matches mit sechs Mann pro Team 5:3,6:3 und 2:1
gewannen und am 30. März 1918 nach dem
fünften Match der erste Stanleycup-Sieger der NHL-Geschichte wurden.
Toronto-Coach Dick Carroll, mit seinem Bruder Frank als Assistent, hatte mit
seinem „Holzfäller-Stil“ gegen die technisch besseren Westküsten-Cracks
gewonnen. Kondition war sein Schlagwort, die er in knallhartem Training
produzierte. Er selbst hatte 1914 mit den Toronto Blueshirts den Stanleycup
gewonnen. Da waren seinen Stars von 1918, Harry Cameron und Harry Holmes schon
in seiner Truppe. Mit im Toronto-Team auch Jack
Adams, der später berühmt wurde.
Für die Saison 1918/19 einigte man sich auf je 18 Spieler
der nur drei Teams umfassenden NHL. Frank Calder war für die
Durchhaltestrategie und betonte, daß die Klubs bald in die NHL drängen werden.
Influenza verhinderte
Cupfinale 1919
Nach
der Punkterunde 1918/19 hatten sich die Montreal Canadiens für das Finale gegen
den PCHA-Champion Seattle Metropolitans qualifiziert. Die Spiele fanden alle in
Seattle statt. Am 19. März 1918 startete diese denkwürdige Finalrunde nach dem
Modus „best of five“. Die Kanadier waren bei der Ankunft in der US-Stadt
überrascht, daß alle Leute mit roten Nasen und hustend herumliefen. Die Influenza-Grippe hatte
Seattle befallen. Die Metropolitans schienen aber alle gesund zu sein, den
Montreal verlor das erste Match mit 0:7 Toren. Spiel Nummer zwei ging mit 4:2
an die Canadiens. Am 24. März gab es die zweite Siebenerpackung (2:7) gegen die
Canadiens. Zwei Tage später, die Montreal-Cracks und den Betreuerstab hatte schon die Grippe erwischt, gab es ein 0:0, das aber nach dem Reglement
nicht gewertet wurde. Nun mußten die Gäste unbedingt gewinnen. Am 30.März
glichen die Canadiens die Serie aus. Sie siegten 4:3 und es stand in der Gesamtwertung
2:2. Das fünfte Match mußte nun entscheiden. Da sich die spanische Influenza
derart ausbreitete und es die ersten Toten gab, sah sich die Stadtverwaltung
gezwungen, alle Massenveranstaltungen abzusagen. Auch das fünfte
Stanleycup-Finalspiel. Einige Canadiens-Spieler und ein Betreuer lagen
bereits im Hospital, sie hatte es besonders erwischt. Für ihren Spieler Joe
Hall kam die Behandlung zu spät. Er verstarb am 5. April im Hospital von
Seattle. Statt mit dem Stanleycup, mußten die Canadiens mit einem Sarg die
Rückreise antreten. 1919 gab es keinen Stanleycup-Sieger. Das sollte die
einzige Saison in der langen Cupgeschichte bleiben, in der kein Sieger
ermittelt werden konnte. Der so tragisch ums Leben gekommene Canadiens-Spieler
Joe Hall, der am 3. Mai 1882 in britischen Staffordshire geboren wurde, kam
noch vor der Jahrhundertwende mit seinen Eltern nach Kanada. In Winnipeg und
später in Brandon (Manitoba) lernte er das Spiel mit dem Puck. Er wurde Profi
bei den Kenora Thistles und ging 1910 nach Quebec, wo er mit den Bulldogs 1912
und 1913 den Stanleycup gewann. Dann trug er bis zu seinem Grippetod das rote
Trikot mit dem glücksbringenden Hufeisen der Canadiens auf der Brust, das ihm
kein Glück brachte. 1961 wurde Joe Hall postum in die Hall of Fame aufgenommen.
Die Canadiens mußten lange warten, ehe sie wieder die Chance zum Griff nach dem
Stanleycup erhielten.
Fazination Stanleycup ist eine Hockeyweb-Serie von Horst Eckert.
Die bereits veröffentlichten Teile finden Sie unter: http://www.duisburgweb.de/Almanach_eishockey_international/index.htm