Dreimal Spiel 7 in den NHL Conference Semifinals
NHL: Der Tanz beginnt
Besser hätte
das auch NHL-Commissioner Gary Bettman nicht planen können: Drei der vier
Conference Semifinal-Serien in den diesjährigen Playoffs gehen ins siebte Spiel.
Am gestrigen Dienstag konnten zunächst die Boston Bruins ihre Serie gegen die
Carolina Hurricanes durch einen 4:2-Auswärtssieg in Raleigh zum 3:3 nach
Spielen ausgleichen; zwei Stunden später hatten die Anaheim Ducks ihr Heimspiel
gegen die Titelverteidiger Detroit Red Wings mit 2:1 gewonnen und ebenso eine
siebte Partie erzwungen.
Im ausverkauften
Honda Center in Anaheim hielt der Schweizer Jonas Hiller im Tor der Gastgeber in
den Schlusssekunden mit einer tollen Parade gegen Wings-Center Pavel Datsyuk
den Sieg fest. Hiller wehrte insgesamt 38 Schüsse der Red Wings ab, während
sein Gegenüber Chris Osgood 26-mal parieren konnte. Nach torlosem ersten
Drittel hatte der überragende Ducks-Mittelstürmer Ryan Getzlaf in Überzahl Anaheim
nach 22 Spielminuten in Führung gebracht, die Getzlafs Sturmpartner Corey Perry
eine Viertelstunde später zum 2:0 ausbauen konnte, als er einen Schuss seines
Centers unhaltbar für Osgood abfälschte. Ebenfalls in Überzahl gelang Johan
Franzen zweieinhalb Minuten vor dem Ende des letzten Spielabschnitts der
Anschlusstreffer für die Wings, aber das war auch alles, was Hiller gestern an
Gegentoren zuließ. Nach der Schlusssirene kam es noch zu einigen unschönen Szenen,
als Ducks-Kapitän Scott Niedermayer sich mit Datsyuk prügelte und Perry auf Red
Wings-Verteidiger Brian Rafalski einschlug. Offensichtlich hatten die beiden
Spieler der Wings Hiller nach dessen Parade gegen Datsyuks Schuss angegriffen. Niedermayer,
Perry, Getzlaf und Ducks-Center Todd Marchant sowie Datsyuk und Rafalski
erhielten Strafzeiten nach Spielende, jedoch keine sogenannten Instigator-(Anstifter-) Strafen und damit auch keinerlei Sperren für Spiel 7, das am Donnerstag
um 19:00 Uhr Ortszeit (1:00 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit) in Detroit
stattfinden wird.
In Raleigh
stellten die Bruins schon früh die Weichen auf Sieg: Außenstürmer Mark Recchi,
bei Carolinas Stanley Cup-Sieg 2006 noch auf Seiten der Hurricanes, traf nach
einem Konter und schöner Vorarbeit von Center Patrice Bergeron nach gerade mal
zwei Spielminuten, und Verteidiger Steve Montador, wie Recchi erst zur Trade
Deadline nach Boston geholt, hämmerte drei Minuten später einen Schlagschuss „mit
Ansage“ zur 2:0-Führung der Vorrunden-Spitzenreiter in der Eastern
Conference ins Netz. Dadurch hatten die Gäste das bekannt lautstarke Publikum im bis auf
den letzten Platz gefüllten RBC Center erst einmal zum Schweigen gebracht, und in
der Folgezeit verlegten sich die Bruins aufs Kontern, während die ’Canes
drückten, aber erst nach knapp 23 Minuten durch Matt
Cullen zum Anschlusstreffer kamen. Sechs Minuten später stellte Bruins-Spielmacher Marc Savard mit
seinem sechsten Tor in den diesjährigen Playoffs den alten Abstand wieder her;
Milan Lucic hatte fast die gesamte Defensive der Hurricanes ausgespielt und im
letzten Augenblick auf Savard quergepasst. Weitere knapp zehn Minuten später
konnte Chuck Kobasew eine scharfe Hereingabe von Bergeron zum 4:1 an
Hurricanes-Torhüter Cam Ward vorbei ins Netz abfälschen, und der Treffer von
Ex-Bruin Sergei Samsonov in der 48.Spielminute war nur noch Ergebniskosmetik. Bruins-Torwart
Tim Thomas hielt 31 Schüsse auf seinen Kasten; Ward konnte 15-mal abwehren. Die
siebte Partie wird am Donnerstag (20:00 Uhr Ortszeit/ 2:00 Uhr MESZ) in Boston
stattfinden; laut Bruins-Coach Claude Julien wird dann auch Savard, der gestern
im letzten Drittel verletzt zuschauen musste, wieder mitspielen können.
Bereits
heute Nacht kommt es in der US-Hauptstadt zum entscheidenden siebten Spiel
zwischen den Washington Capitals und den Pittsburgh Penguins (19:00 Uhr
Ortszeit/ 1:00 Uhr MESZ/ live im TV auf ESPN America); dabei treffen erneut
Vorrunden-Torschützenkönig Alexander Ovechkin (Washington) und Ex-MVP Sidney
Crosby aufeinander. Beide Spieler haben dieser Serie bislang ihren Stempel
aufgedrückt, was sich auch in der Skorerliste ausdrückt: Ovechkin hat in den
bisher sechs Spielen im Conference-Halbfinale sieben Tore erzielt und sechs
Vorlagen gegeben, Crosby traf sechsmal und hatte vier Assists. Leider wurden in den USA bis auf Spiel 1 (auf NBC) sämtliche Partien nur vom
TV-Spartensender Versus übertragen, den über ein Drittel der
US-amerikanischen Haushalte noch nicht einmal empfangen kann. (Oliver Stein)