Die Washington Capitals holen erstmals Stanley-Cup4:3-Sieg im fünften Spiel bei den Vegas Golden Knights

Auch für das deutsche Eishockey ging das im Februar begonnene Wintermärchen noch bis in den Juni. Der Grund heißt Philipp Grubauer. Der Rosenheimer Torsteher, der noch 2008 in der Oberliga für die Starbulls Rosenheim die Pucks einfing, kann sich als vierter deutscher Stanley-Cup-Gewinner fühlen. Grubauer steht seit 2012 in Diensten der Caps, durfte bis heute in 115 NHL-Spielen seinen Mann im Tor der Washingtoner stehen und kann sich sportlich als gleichberechtigt neben Braden Holtby ansehen, auch wenn dieser in den Play-offs von Trainer Barry Trotz das Vertrauen ausgesprochen bekam.
Aber auch bei aller Euphorie an der Ostküste sollte man den Verlierer nicht vergessen. Die Vegas Golden Knights haben NHL-Geschichte geschrieben. Als erstes Expansion Team haben sie eine positive Bilanz erreicht – das gelang selbst in der Saison 1967/68 keinem Team, als alle sechs Neulinge in einer Gruppe eingeteilt worden waren. Zudem wurden die Golden Knights in ihrem Premieren-Jahr Conference-Sieger. Dass sie mit 1:4 unterlagen, ist aus ihrer Sicht ärgerlich, schade, aber man kann auch sagen, dass sie jetzt wenigstens noch ein Ziel haben.
Spiel fünf begann gleich mit einer Demonstration der Caps-Stärke. Ovechkin feuerte im Powerplay bereits nach 90 Sekunden das Spielgerät gegen den rechten Vegas-Pfosten. Wenige Minuten später, wieder hatte Washington ein Powerplay, das gleiche Spiel, nur das diesmal Carlson und Bäckström an Fleury scheiterten bzw. knapp das Tor verfehlten. Auf der anderen Seite hatte Nosek eine größere Möglichkeit, aber ein schwer zu spielender Winkel und Holtby verhinderten die Führung der Gastgeber.
Im zweiten Drittel begannen beide Teams mit einer kontrollierten Offensive, wobei wiederum auch die Caps wieder die erste Möglichkeit hatten. Kusnetzow schierte knapp an Fleury aber in der 27. Minute war es dann endlich soweit. Die Golden Knights waren zu weit vorgerückt, die Caps spielten einen schnellen Konter über Kusnetzow und Wilson und schließlich hatte Jakub Vrana eine freie Laufbahn, die er mit dem 1:0 dann auch erfolgreich abschloss. Der Jubel auf der roten Bank war unbeschreiblich, aber noch waren 34 Minuten zu spielen, die es in sich hatten.
Ausgerechnet den Ausgleich erzielte, wenn auch sehr glücklich, ein Spieler, den die Capitals vor der Saison an Vegas abgegeben hatten. Nate Schmidt wurde von Smith angeschossen und die Scheibe wurde unhaltbar für Holtby abgelenkt. Die 17.400 Fans in der Telekom-Arena ließen daraufhin das Dach der Spielstätte abheben. Die Antwort der Gäste war der eines Champions würdig, wobei auch hier etwas Glück im Spiel war. Vegas-Forward McNabb musste auf die Strafbank und Alex Ovechkin nutzte diesen Vorteil mit der erneuten Führung der Caps wieder aus. Vorbereiter des Treffers war der Schwede Nicklas Bäckström mit seinem 18. Assist in den Play-offs. Für Ovechkin war es der 15. Play-off-Treffer. Damit stellte der 32-jährige Russe einen neuen Vereinsrekord auf.
Doch die Vegas-Cracks bewiesen, dass sie Nerven aus Stahl haben. In der 33. Minute glichen die Hausherren durch David Perron auf kuriose Weise abermals aus. Tatar fälschte einen Miller-Pass ab und über Perron, der von Djoos hinter Holtby zu Fall gebracht wurde, fand der Puck den Weg ins Tor. Ein Einspruch der Capitals über Trainer Trotz fand keine Beachtung, der Ausgleich zählte.
Und für Washington kam es kurz vor der Pausensirene noch dicker. Vegas agierte mit einem Mann mehr auf dem Eis, drückte hart nach und schließlich fand Tuch mit einem sensationellen Pass aus der Drehung Reilly Smith, der nur mehr ins leere Tor einschieben musste.
Zu Beginn des Schlussabschnitts hatten es die Capitals dann Schlussmann Braden Holtby zu verdanken, dass das Spiel nicht schon früher zu Gunsten von Vegas entschieden wurde. Sowohl gegen Nosek als auch Miller rettete der Kanadier mit Weltklassereaktionen.
Und diese Rettungstaten sollten noch von größter Wichtigkeit sein. Denn in der 50. Minute zeigte Devante Smith-Pelly auf der anderen Seite des Eises seine Klasse, nahm einen abgefälschten Schuss mit dem Schlittschuh mit und vollendete in einem Hechtsprung mit Drehschuss. Ein Tor, wie geschaffen für ein Stanley-Cup-Finale.
Rund zwei Minuten später machte Lars Eller das Stanley-Cup-Märchen der Caps dann perfekt. Fleury ließ einen Connolly-Schuss durchrutschen und der Däne stand goldrichtig, um die Scheibe über die Linie zu drücken.
Zwar nahm Vegas-Trainer Gallant volle zwei Minuten vor Schluss seinen Keeper Fleury vom Eis, aber auch diese Maßnahme sollte nichts mehr nutzen. Die wie um ihr Leben kämpfenden Caps überstanden auch die letzten Sekunden, um dann in einen Jubelrausch zu verfallen, wie ihn nur Stanley-Cup-Sieger erleben können, während die Golden Knights völlig geknickt den Gewinnern nur gratulieren konnten.
Stimmen zum Spiel:
James Neal (Vegas): „Wenn man mir vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich in dieser Saison zwanzig Play-off-Spiele mache, dann hätte ich das nicht geglaubt. Es war eine verrückte Saison mit einem irren Finale. Wir können stolz auf uns sein.“
Derek Engelland (Vegas): „Wir haben unseren Torwart zu häufig alleine gelassen. Das war unser Problem in diesem Spiel.“
Lars Eller (Washington): „Fleury war so weit draußen, dass ich nicht vor ihm sein konnte, wo normalerweise der Abpraller hinkommt. Also stand ich hinter ihm und hatte Glück, dass er durchrutschte. So stand ich im richtigen Augenblick am richtigen Ort.“
Alex Ovechkin (Washington): „Ich kann nicht erklären, was ich fühle. Es ist unglaublich.“