Die Sedin-Zwillinge beenden ihre Laufbahn Canucks: Nachfolge dringend gesucht
Noch zwei Spiele: Die Sedin-Zwillinge verabschieden sich vom aktiven Eishockey. (picture alliance / empics)Alle, die sich öffentlich zum Karriereende der 37jährigen Zwillingsbrüder geäußert haben, waren voll des Lobes. Chicagos Coach Joel Quenneville, sein Kapitän Jonathan Toews, Landsmann Henrik Lundquist von den New York Rangers oder auch dessen Coach Alain Vigneault bekundeten den beiden ihren Respekt. Insbesondere ihre Führungsqualitäten, ihr Verantwortungsbewusstsein für das Team und ihre Bescheidenheit wurden hervorgehoben. „King Henry“ erinnert sich: „Mein Bruder Joel und ich haben die Sedins in Schweden das erste Mal getroffen, als wir noch in Juniorenteams gespielt haben und sie bereits die schwedische Profiliga dominierten. Sie sind zwei Jahre älter als wir und werden sich vermutlich an diese erste Begegnung nicht erinnern. Aber für uns war es eine große Sache. Und dass wir dann in den folgenden Jahren bei vielen Turnieren mit ihnen zusammenspielen durften, ist etwas ganz Besonderes.“ Ähnlich sah es auch Jonathan Toews von den Chicago Blackhawks – und fügte pragmatisch hinzu: „Sie können immer noch unglaubliche Spielzüge kreieren und für ihr Team jeden Abend den Unterschied ausmachen. Ich bin froh, dass ich von nun an nicht mehr gegen sie spielen muss.“
Rekorde und Treue
Henrik, der um sechs Minuten ältere von beiden, war seit der Saison 2010-2011 Kapitän der Vancouver Canucks, hat die meisten Spiele für das Team absolviert (1327), die meisten Assists (828) gegeben und die meisten Punkte gesammelt (1068). Bruder Daniel ist mit 391 Treffern bester Torschütze in der 47jährigen NHL-Historie des Teams und liegt bei den absolvierten Spielen, den Assists und den Punkten auf Rang zwei hinter Henrik.
Es gab in den letzten Jahren immer mal wieder Gerüchte, dass sie sich womöglich traden lassen, um vielleicht doch noch den Stanley Cup zu gewinnen, stellten aber kürzlich klar, dass sie ihre Karriere in Kanadas Metropole an der Westküste beenden würden. Nun ist es also nach 17 Jahren soweit und natürlich wird über die Erbfolge spekuliert: Gibt es eine teaminterne Lösung, werden mehrere Spieler verpflichtet, um – soweit überhaupt möglich - die Lücke zu schließen, oder gibt es gar einen Blockbuster-Trade? Vielleicht haben sie ja ihren Rücktritt genau zu dem Zeitpunkt erklärt, als mit Brock Boeser, einem der Kandidaten für die Calder Trophy für den besten Rookie der Saison – ein Jungspund für Furore gesorgt hat. Das Potenzial zum Franchise Player der Zukunft hat er, aber es bedarf wohl noch ein bisschen routinierter Unterstützung, damit er diese große Aufgabe bewältigen kann. Hierfür werden unter anderem Spieler wie Thomas Vanek gehandelt, der zu den Canucks zurückkehren würde nach einer durchaus erfolgreichen Zeit in Vancouver, oder auch Tyler Bozak von den Toronto Maple Leafs. Ebenfalls von den Leafs ist James van Riemsdyk in der Lostrommel. Ein weiterer Name, der kursiert, ist der von Dallas‘ Top-Stürmer Tyler Seguin, der 2011 mit den Boston Bruins den Stanley Cup gewann – in Spiel sieben in Vancouver.
NHL Draft 1999: Luck is when opportunity meets preparation
Aber unabhängig davon, welche Strategie das Management der Canucks einschlägt und wer letztlich in diese großen Fußstapfen treten darf oder auch muss: Die Canucks, die NHL und das Welteishockey verlieren zwei herausragende Spieler und große Persönlichkeiten, deren Karriere im bemerkenswerten Gleichschritt verlief: Seit ihrem 14. Lebensjahr, als Daniel von der Center- auf die Flügelposition wechselte, spielten sie konstant in einer Sturmreihe. 1999 wurden sie für ihren Heimatclub MoDo Hockey aus der Küstenstadt Örnsköldsvik gemeinsam zum „Spieler des Jahres“ gewählt und noch im gleichen Jahr, als der Wechsel nach Nordamerika anstand, machten sie deutlich, dass es sie nur im Doppelpack geben werde. Mit Glück und Geschick lotste das Management der Canucks die beiden schließlich an die kanadische Pazifikküste. Die Atlanta Thrashers, die an einem der beiden hoffnungsvollen Talente aus Schweden interessiert waren, entschieden sich stattdessen für den Tschechen Patrik Stefan. Wer den besseren Deal gemacht hat, steht hier wohl außer Frage. Und so begann die Erfolgsgeschichte der Zwillinge. Von den weit mehr als 250 Brüderpaaren in der NHL-Geschichte sind die Sedins das erst fünfte Zwillingspaar, interessanterweise das dritte aus Schweden nach Patrik und Peter Sundström sowie Henrik und Joel Lundquist.
Seit 1. Juli des vergangenen Jahres dürfen dich die beiden „Dr. Sedin“ nennen, denn ihnen wurde die Ehrendoktorwürde der Kwantlen Polytechnic University verliehen. Die KPU bildet an mehreren Standorten in der Provinz British Columbia Studenten in technischen Fächern aus.
Über ihre Zukunft halten sich die beiden bedeckt. In einem offenen Brief an die Stadt Vancouver und die Canucks-Fans schreiben sie: „Jetzt ist die Zeit, um sich auf unsere Familien zu konzentrieren und das Leben nach dem Eishockey. Es ist Zeit, jeden Abend bei den Hausaufgaben zu helfen. Es ist Zeit, dass wir bei jeder Geburtstagsparty dabei sind und am Wochenende in der Kälte an jedem Eishockeyfeld, Fußballplatz und jeder Reithalle stehen. Es ist Zeit, dass wir jeden Tag zum Abendessen zuhause sind.“ Wir verneigen uns und wünschen guten Appetit.
Tack för allt, Henrik & Daniel Sedin!