Die Angst vor dem Kraken Expansion Draft

Die Vegas Golden Knights haben es vor vier Jahren bewiesen: Ihr damaliger General Manager George McPhee und Head-Coach Gerard Gallant setzten auf eine starke Defensive, angeführt vom ewig jungen Marc-Andre Fleury. Am Ende einer phänomenalen Premieren-Saison stand die Vizemeisterschaft.
Auch die Seattle Kraken haben im Management ihre Hausaufgaben macht. Leader ist dabei Ron Francis. Der mittlerweile 58jährige Kanadier war als Spieler hauptsächlich für die Hartford Whalers und später die Pittsburgh Penguins aktiv, ehe er in seiner letzten Saison von Carolina nach Toronto wechselte und dort seine große Karriere beendete. Seit 2003 war er bis 2018 in verschiedenen Positionen für die Carolina Hurricanes tätig, ehe er 2019 der erste Neuzugang der Seattle Kraken wurde. Der zweite Zugang war Trainer Dave Hakstol. Hakstol war viele Jahre Trainer des Uniteams von North Dakota und seit 2015 bei den Philadelphia Flyers tätig.
Dieses Duo ist im Augenblick damit beschäftigt, den richtigen Spielermix zu finden. Seit dem 18. Juli befinden sie sich in den Verhandlungen mit dreißig NHL-Vereinen. Lediglich die Vegas Golden Knights sind von der Regelung ausgenommen, sind sie doch erst seit vier Jahren in der NHL. Von diesen dreißig Vereinen können die Kraken jeweils einen Spieler direkt verpflichten, es müssen aber, nach Abschluss der ersten Verhandlungstage mindestens zwanzig sein. Die restlichen zehn Spieler können dann nachverpflichtet werden. Manager Ron Francis begann dabei recht offensiv als er bekanntgab: „Der Space-Cap (Gehaltsobergrenze) wird von uns bis zum Ende ausgereizt.“ Eine Warnung somit für die etablierten Vereine, die elf Spieler (1 Torwart, 3 Verteidiger und 7 Stürmer) vor dem Krakenzugriff schützen können. Allerdings sind alle Spieler automatisch gesperrt, die eine No-Movement-Klausel im Vertrag stehen haben, alle NHL-Spieler, die maximal ihr zweites Jahr in der Liga verbringen werden und gedraftete Spieler, die bisher noch ohne Einsatz in der NHL waren.
Die Kraken werden wohl im Vorfeld die Situation von vor vier Jahren von Vegas genau analysiert haben. Besonders der damalige Trade-Ablauf auf der Torhüterposition bedarf einer genauen Nachverfolgung. Pittsburgh stand damals vor der Frage, wem es sein Vertrauen auf der wichtigsten Spielerposition schenkt. Dem Altmeister Marc-Andre Fleury oder dem emporsteigenden Matt Murray. Pittsburgh verzockte sich, schickte Fleury nach Vegas und versüßte dem Neuling den Trade sogar noch durch ein Draftrecht für 2018, und hatte am Ende das Nachsehen, weil Murray nicht die Leistungen mehr bot, die man sich erhofft hatte. Vegas dagegen setzte auf den kanadischen Keeper, gab der Marke Golden Knights das Gesicht des Torhüters und begann damit einen Hype - ein wenig wie vor 33 Jahren, als Wayne Gretzky von Edmonton nach Los Angeles ging und damals ein sportliches Erdbeben auslöste.
Ein weiteres wichtiges Argument ist, dass jedes Team Führungspersönlichkeiten braucht. Ron Francis war es wichtig, diese Spieler zu holen und, neben einem Klassetorwart, eine erste Sturmreihe aufzubauen, die mehr als nur mithalten kann. Als Ergebnis standen am Ende Jonathan Marchessault (75 Punkte), William Karlsson (78 Punkte) und Reilly Smith (60 Punkte) fest und dieses Trio hievte den Neuling über den Divisionssieg fast bis zum Stanley-Cup-Erfolg.
Die Kraken haben dabei die Qual der Wahl, denn es stehen einige ungeschützte Stars auf der Liste, wie etwa der Topkeeper des Vizemeisters Montreal Canadiens, Carey Price. Auch ironischerweise der bereits erwähnte Matt Murray (Ottawa) könnte geholt werden. Der bekannteste Verteidiger ist P.K. Subban (New Jersey), aber auch Mark Giordano (Calgary) oder Kevin Shattenkirk (Anaheim) haben Topqualität. Im Sturm könnte die Topreihe lauten: So sind mit Yanni Gourde (Tampa Bay), Alexander Ovechkin (Washington) und Vladimir Tarasenko (St. Louis) Spieler von den Stanley Cup-Siegern der vergangenen drei Spielzeiten - zumindest theoretisch - verfügbar. Die Frage ist, wo das Kraken-Management seine Prioritäten setzt und wieviel Cap Space man für große Namen blockieren möchte.
Und so sieht es bei den deutschen Akteuren aus
Leon Draisaitl wurde natürlich von den Edmonton Oilers geschützt, ebenso wie Nico Sturm (Minnesota Wild) und Avalanche-Schlussmann Philipp Grubauer. Möglich wäre ein Umzug von Tobias Rieder (Buffalo) und Dominik Kahun (Edmonton).Tim Stützle von den Ottawa Senators ist nach seiner Rookie-Saison vom Expansion Deraft ausgenommen.
Manfred Schneider / Holger Neumann
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