Der Wächter des Stanley Cups ist in Halifax
Wo er ist, ist auch der Cup: Der Pokal
der Pokale. Der Stanley Cup. Während in Halifax und Quebec die ersten
Weltmeisterschaften im Mutterland stattfinden, kämpfen die NHL-Clubs verbittert
um die wohl bekannteste Trophäe in Nordamerika. Bis tatsächlich der Meister
gefunden ist, wacht Philip „Phil“ Pritchard über den von Lord Stanley
gestifteten Kelch. Pritchard ist nicht nur Vize-Präsident der „Hockey Hall of
Fame“ in Toronto und derjenige, der in der Welt herumreist, um bedeutende
Gegenstände für die bekannte Sammlung zu gewinnen. Er ist auch der „Wächter des
Stanley Cup“. Nur mit Handschuhen geschützt, fasst er den riesigen Pokal an, um
ihn eishockeybegeisterten Menschen in Nordamerika und Europa zu präsentieren.
Sorgfältig wird der Cup danach wieder verpackt, poliert, aufbereitet. Man könnte
meinen, er sei besser beschützt als die Kronjuwelen.
Die Hall of Fame hat viele Ableger. Auch
in Halifax gibt es eine Ausstellung mit etwa 1.000 Ausstellungsstücken, die
nicht nur Gegenstände von Eishockeyspielern, sondern etlicher Sportler der
Region Nova Scotia zeigt. Zur Weltmeisterschaft gibt es zudem eine
Sonderausstellung zu Sidney Crosby, dem derzeit wohl bekanntesten Sohn der
Region. Phil Pritchard ist gekommen, um sich die Ausstellung zeigen zu lassen.
„Ich bin direkt aus Brüssel hier her geflogen“, so der Amerikaner. Dort sei der
Stanley Cup im Europa-Parlament präsentiert worden. „Ich freue mich immer über
solche Ausstellungen. Für die Fans ist es super, wenn sie Halifax besuchen und
etwas über die Sportler der Region erfahren können.“ Phil selbst kann nur bis
Montag bleiben. Dann muss der Cup zurück. Um vorbereitet zu werden für den neuen
Stanley-Cup-Sieger.
Den Fans in Halifax bleiben dann immerhin
die Trophäen von Sidney Crosby. Die Art Ross Trophy, der Lester B. Pearson
Award, die Lou Marsh Memorial Trophy und einige mehr. Sogar einen Trockner, den
der junge Sidney als Zielscheibe für die ersten Schussversuche genutzt hat,
haben die Ausstellungsmacher besorgt. Die IIHF Championship Trophy ist natürlich
auch zu bestaunen. Schließlich ist Halifax Mitausrichter der ersten
Weltmeisterschaft in Kanada. Zwei Wochen wird das Spektakel dauern.
Wie sehen die Einwohner der Hafenstadt
das Event? „Es ist eine große Sache für die Stadt“, sagt Brian (27), der in
Halifax wohnt. „Es kommt Geld in die Kassen, weil viele Zuschauer kommen. Die
Letten zum Beispiel sind einfach nur crazy.“ Doch welchen Stellenwert hat das
Ereignis im Vergleich zum Stanley Cup? „Eishockey ist nun mal Nationalsportart
Nummer eins bei uns. Da ist die WM schon wichtig, gerade weil Halifax und Quebec
ja keine eigenen NHL-Teams haben.“
Paul (34) räumt ein, dass die WM schon
zurücksteht hinter den Playoffs. „Aber vielleicht auch, weil das Turnier bisher
immer in Europa stattgefunden hat. Zum Jubiläum der IIHF ist das eine gute
Plattform für Halifax.“ Dass er und Brian ihre Tickets aber erst kurz vor dem
ersten Bully gekauft haben und das Eröffnungsspiel Kanada – Slowenien nicht mal
ausverkauft war, zeigt aber, dass die Veranstalter es nicht geschafft haben,
eine ähnliche Begeisterung zu entfachen wie etwa bei der
Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Das mag aber auch an der Mentalität
der Kanadier liegen. „Die sind einfach viel entspannter und relaxter“, sind sich
die Beobachter aus Deutschland einig. So kommt das „cheering“ oft erst nach
Aufforderung durch eine Botschaft auf dem Videowürfel. Aber dafür sind
Weltmeisterschaften schließlich auch gemacht: Für den Austausch zwischen den
Fans. Und Letten, Deutsche und Niederländer haben ja nun zwei Wochen Zeit, den
Kanadiern zu zeigen, wie Stimmungsmache in ihren Ländern aussehen kann. Zur Not
ist ja auch Phil Pritchard mit dem Stanley Cup vor Ort.
Carina Mihr & Leona
Malorny