Der Traum eines NHL-Wochenendes in New York wurde wahrZwei NHL-Spiele innerhalb von 24 Stunden

Die Aufgabe war, eine NHL-Reise an einem verlängerten Wochenende auf die Beine zu stellen. Die beste Stadt dafür ist natürlich New York. Nur knappe acht Stunden Flugzeit entfernt hat New York mit den Rangers und Islanders zwei sehr interessante und völlig verschiedene Teams ansässig. Dazu kommen noch die New Jersey Devils, die jedoch leider kein Heimspiel zum ausgewählten Reisetermin im Spielplan hatten.
Am Freitagmittag landete der Lufthansa-Flug LH400 trotz massiver Streiks und vieler gestrichener Flüge planmäßig am JFK-Airport. Der anschließende Transfer zum Hotel gestaltete sich aufgrund der Rush Hour (gibt es die in New York eigentlich irgendwann nicht?) langwierig. Über eine Stunde Fahrzeit war wegen der Vorfreude auf das anstehende Erlebnis jedoch kein Grund zur Aufregung. Nach dem Einchecken im Hotel war der erste Gang natürlich zum Times Square mit seiner beeindruckenden Lichterkulisse und dem regen Treiben der Menschenmassen. Im Anschluss stand der erste Besuch des naheliegenden NHL-Stores auf dem Plan. Ein Traum für jeden Eishockeyfan, kann man dort doch von jedem NHL-Team Trikots, Shirts und viele andere Artikel ergattern. Zwei Stunden sind bei intensivem Stöbern und Staunen schnell vergangen. Im Anschluss folgte noch etwas Sightseeing, bevor der Abend standesgemäß bei einem leckeren Burger ausklang.
Die Vorfreude am nächsten Morgen auf das erste NHL-Spiel war groß. Die Florida Panthers waren zu Gast in der Stadt, die niemals schläft. Zunächst gastierten diese bei den New York Islanders, die diese Heimpartie im Barclays Center austrugen. Bekanntermaßen müssen die Islanders ihre Heimspiele für drei Spielzeiten auf das Barclays Center und die alte Spielstätte, das Nassau Coliseum, aufteilen. Seit der Saison 2015-16 nennen die Islanders den Barclays Center ihr zu Hause. Allerdings ist das Stadion im Ortsteil Brooklyn bei deren Fanbasis, die in Long Island beheimatet ist, nicht sehr beliebt. Zur Freude der Fans wurde beschlossen, dass eine neue Arena in den nächsten Jahren im Belmont Park gebaut wird. Bis dahin müssen die Islanders ihre Heimspiele in den beiden vorhandenen Spielstätten austragen.
Die Anreise erfolgte völlig problemlos mit der U-Bahn. Nach Ankunft am Stadion fragte ich mich, ob ich hier wirklich richtig bin. Circa 90 Minuten vor Spielbeginn war noch nicht zu erkennen, dass hier in Kürze ein Spiel stattfinden sollte. Keine Schlangen vor dem Stadion, wie man es aus Deutschland kennt. Also halten sich doch alle an die vorgegebene Stunde Einlass vor Spielbeginn, wie es auf dem Ticket angegeben ist. Kurz bevor es 12 Uhr war, erschienen nun doch endlich vermehrt Fans in Islanders-Trikots, die sich in Windeseile zu vier Schlangen vor den Eingangstüren scharten. Plötzlich war man mittendrin im Treiben und konnte es nicht abwarten, endlich die Arena erstmals zu betreten. Die Sicherheitskontrollen fanden direkt nach Betreten des Stadions statt und erinnerten an die Kontrollen der Flughäfen. Jedoch entstanden dadurch keine nervenden Verzögerungen und man stürzte anschließend in die Fanshops, die das Herz eines Islanders-Fans höher schlagen lassen.
Auch hier war gleich ein Unterschied zu Deutschland erkennbar. Der erste Gedanke ist nicht, erst einmal einen Blick in die Arena zu werfen oder seinen Platz aufzusuchen, sondern erstmal die Shops zu durchforsten und die neueste Mütze, Shirt oder Trikot zu erwerben. Die Fanshops waren zahlreich im gesamten Stadion verteilt und boten auch eine unterschiedliche Auswahl an, so dass man das Gefühl vermittelt bekam, auch noch die anderen Läden anschauen zu müssen. Dazwischen gibt es viele Imbissbuden, die einem eher an den Besuch in einem Kino erinnern. Dies wirkte allerdings nicht so, als ob man am falschen Ort wäre, sondern vermittelte einen sympathischen Eindruck. Nicht ganz so sympathisch waren die Preise, die man im Barclays Center wegen der fehlenden Preisschilder auf den ersten Blick nicht erkennen konnte. Für eine Dose Bier (0,5 Liter) zahlte man unglaubliche 17 Dollar. Das Popcorn, das zum Eishockeyerlebnis in der USA dazugehört, ist mit 14 Dollar ebenfalls kein Schnäppchen. Im Vergleich dazu zahlt man in deutschen Stadien für ein Bier (0,4 Liter) ungefähr vier oder fünf Euro. Die Zuschauer ließen sich allerdings von den hohen Preisen nicht abschrecken, da vor Spielbeginn und in den Drittelpausen an allen Ständen lange Schlangen waren und im Stadion gefühlt jeder ein Getränk in der Hand hatte.
Während die beiden Teams das Eis zum Aufwärmen betraten, wirkte das Stadion noch wie leer gefegt. Im Vergleich kennt man aus der DEL, dass bereits viele Fans ihre Plätze zu diesem Zeitpunkt eingenommen haben und die Spielkünste der Spieler bewundern. Dies ist sicher auch der in der NHL fehlenden Stehplätze geschuldet, die in deutschen Stadien bereits frühzeitig gut besucht sind. Kleinere Gruppen von Fans besetzten die besten Plätze hinter den Spielerbänken, um Fotos zu machen und mit der Hoffnung, einen Puck oder Schläger ihrer Idole ergattern zu können. Kurz vor Spielbeginn (13 Uhr) füllten sich langsam die Ränge und bei der Nationalhymne hatten man Gänsehaut und fühlte erstmals richtig die Spannung vor dem Spiel. Die Zuschauer verabschiedeten die Sängerin mit frenetischem Applaus. Im Vergleich dazu ertönt die deutsche Nationalhymne in der DEL nur in den Finalspielen. Meist hält sich der Applaus der Zuschauer dabei in Grenzen und man konzentriert sich auf das Anstimmen der ersten Schlachtgesänge. Ganz anders die Stimmung nach dem Eröffnungsbully zwischen den Islanders und Panthers. Erschreckend ruhig war es auf den Rängen, so dass man sogar die Zurufe der Spieler und Trainer von der Eisfläche genau vernehmen konnte. Wenn man es nicht besser wüsste, hätte man vermuten können, einem Trainingsspiel beizuwohnen.
Doch je weiter das Spiel fortgeschritten war, desto voller wurden die Ränge und die Stimmung war spätestens nach dem Führungstor der Islanders, das von der Torsirene in Form eines Schiffshorns begleitet wurde, gut. Die Fans wurden insbesondere in den Werbepausen, in denen jedes Mal ungefähr zehn Schlittschuhläufer in einer einstudierten Formation mit Schneeschiebern bewaffnet das Eis wieder aufbereiteten, von dem Stadionwürfel angeheizt, um richtig Stimmung zu machen. Erstaunlicherweise klappte das richtig gut, da viele Zuschauer zu den hippen Liedern irgendeine verrückte Einlage parat hatten und dies den filmenden Kameras zur Schau stellten, um es so auf den Videowürfel zu schaffen. Für Abwechslung sorgten da die legendären Orgelklänge, die live auf einer echten Hammond-Orgel gespielt wurden. Das „Let‘s go Islanders“ hallte immer wieder von den Rängen durch die Arena und es gibt sogar einen Anhänger, der lautstark mit seiner Trommel das ganze unterstützt.
Als die Islanders im letzten Drittel mit 2:1 in Führung gingen, bebte die Arena. Die Spannung der umgekämpften Partie ließ einem bis zum Ende mitfiebern. Erst als die Schlusssirene ertönte, konnten die New Yorker den knappen Sieg ausgelassen feiern und beschenkten Matchwinner Thomas Greiss mit Standing Ovations. Der deutsche Torhüter machte ein starkes Spiel und gehört hier zu den Publikumslieblingen.
Am nächsten Tag ging es zu meinem Lieblingsverein, den New York Rangers, die im Madison Square Garden ebenfalls die Florida Panthers empfingen. Vor dem Einlass ging es noch in die Fankneipe, die direkt neben dem Eingang liegt. Dort bekommt man ein Bier für akzeptable sechs Euro. Wenn ich bereits am Vortag vom Barclays Center beeindruckt war, ist dies spätestens seit dem Betreten des Madison Square Gardens Vergangenheit. Dieses Stadion stellt wirklich alles, was ich bislang an Eishockeyarenen gesehen habe, in den Schatten. Die vielen Bilder und Darstellungen auf den Gängen zum Innenraum lassen jeden Besucher tief in die Geschichte des Madison Square Gardens eintauchen. Als ich durch eine Zugangstür einen Blick in den Innenraum werfe, bin ich so fasziniert, dass ich mir erstmal einen Eindruck der beeindruckenden Arena machen musst. Als ich dann auch noch auf meinen Platz sitze und merke, welch gute Sicht ich auf die Eisfläche habe, kann ich den Spielbeginn kaum abwarten.
Im Madison Square Garden sind die Sitzplätze richtige Sessel und kein Vergleich zu der gewohnten Bestuhlung aus deutschen Stadien. Im Vergleich zu den Islanders sind die Ränge bereits beim Aufwärmen deutlich voller. Es ist faszinierend als Rangers-Fan den Stars wie Henrik Lundqvist, Artemi Panarin und Kappo Kakko bereits beim Warmmachen zusehen zu können. Die Nationalhymne wurde von vier Jungs so sensationell dargeboten, dass es den Zuschauern Gänsehaut bereitete und die Euphorie bereits vor dem Spiel groß war. Die Stimmung nach dem Eröffnungsbully war richtig gut und man merkte, wie groß die Identifikation der Rangers-Anhänger ist, die bei jeder Aktion mitfieberten. Das Spiel gegen die starken Panthers aus Florida bot eine mitreißende Partie. Rangers-Verteidiger Ryan Lindgren brachte mit seinem ersten NHL-Treffer die Gastgeber in Führung. Noch im ersten Drittel schlug Florida mit zwei Treffern zurück. Der zweite Abschnitt war mit sechs Treffern eine Achterbahn der Gefühle, die mit einer 5:4-Führung für New York endete. Ein Fight zur Mitte des Spiels gab dem Spiel noch zusätzlich Würze. Da im Schlussdrittel nur noch der Ausgleich für Florida fallen sollte, gab es die Verlängerung oben drauf. Diese war mit hochkarätigen Chancen auf beiden Seiten nichts für schwache Nerven und hielt keinen Besucher auf seinem Platz. Nachdem Artemi Panarin den Puck nicht zum Siegtreffer im Kasten unterbringen konnte, musste das Penaltyschießen die Entscheidung bringen. Hier hatten die Gäste aus Florida das bessere Ende für sich. Ein Spiel mit elf sehenswerten Toren, einer Schlägerei, Verlängerung und Penaltyschießen hatte alles, was man sich nur wünschen konnte. Einziger Wermutstropfen war, dass die Rangers das Spiel nicht für sich entscheiden konnten. Aber bei diesem denkwürdigen Erlebnis war dies zu verschmerzen.
Bereits zwei Stunden nach Spielende ging es zurück zum Flughafen, wo der Rückflug nach Frankfurt noch am späten Abend stattfand. Ein ereignisreiches und auch ein wenig anstrengendes Wochenende habe ich hinter mir. Aber jede Sekunde war es wert. Beide Spiele haben meine Erwartungen deutlich übertroffen. Letztendlich ist das Eishockeyerlebnis in der NHL ein Event, dass mit einem Spiel in der DEL definitiv nicht zu vergleichen ist. Nicht nur die spielerischen Elemente auf dem Eis, sondern auch die gesamte Präsentation im Stadion unterscheidet sich komplett. Zwar können Fangesänge nicht mit denen aus Deutschland mithalten, dennoch gefällt mir das, was ich gesehen habe sehr gut, und ich hätte nicht gedacht, dass die Stimmung bei einem NHL-Spiel so gut und mitreißend ist. Die Leute sind von der Sportart begeistert und fiebern je länger das Spiel fortgeschritten ist, immer mehr mit. Besonders auffällig war, dass fast jeder Fan ein Trikot des Heimteams trug. In Deutschland sieht man dies hauptsächlich bei den eingefleischten Fans auf den Stehplätzen. Auf den Sitzplätzen ist diese Erscheinung deutlich seltener. Wer kein Trikot übergestreift hatte, trug einen Kapuzenpulli, Shirt oder Mütze des Heimteams. Was ich außerdem sehr positiv fand, war die Tatsache, dass der normale Zuschauer im Barclays Center sogar Zugang zu den Business- und VIP-Ebenen hatte und sich dort frei bewegen konnte. In Deutschland ist dies in der Regel ein abgeriegelter Bereich, zu dem einem kein Zugang gewährt wird. Ich kann getrost sagen, dass ich mich schon auf mein nächstes NHL-Abenteuer freue und hoffe, dass dies nicht zu lange auf sich warten lässt.