Der Stanley-Cup-Triumph der Washington Capitals44 Jahre des Wartens haben ein Ende

Blicken wir also zurück auf die Highlights dieser Mannschaft, wobei die Premierensaison alles andere war als ein Highlight. Man ist sogar versucht zu behaupten, dass sie genau das Gegenteil der Vegas Golden Knights darstellt. Während Letztere erfolgreich NHL-Geschichte schrieben, versagten die Capitals-Cracks der ersten Stunde komplett. Von auch damals schon 80 Vorrundenspielen gingen 67 verloren, lediglich acht konnten gewonnen werden. Das Torverhältnis betrug desaströse 181:446 und ganze 21 Punkte standen auf der Habenseite.
Im Tor der damaligen Capitals stand Ron Low, der pro Spiel 5,45 Gegentore kassierte. Vor ihm standen Größen wie Anderson, Joly, Labre, Lynch und Smith neben sieben weiteren Verteidigern und vorne stürmten Spieler wie Dupere (35 Punkte) oder sogar noch Doug Mohns, der im zarten Alter von 41 Jahren das Abenteuer Washington wagte und in seiner Abschlusssaison noch 75 Spiele bestritt. Sie alle hatten zwei Dinge gemeinsam. Bis auf drei Spieler waren sie alle Kanadier und sie sind alle mittlerweile vergessen.
Aufwärtstrend nach desaströsem Start
Nach der Saison 1974/75 wurde es langsam besser, aber erst 1982/83 gelang erstmals der Sprung in die Play-offs. Mit 94 Punkten gelang ein neuer Vereinsrekord und in der Abwehr spielte ein Finne namens Timo Blomqvist. Dieser bestritt unter anderem 1997/98 noch 15 Spiele für den damaligen Zweitligisten Weißwasser. Washington gelang jedenfalls am 7. April 1983 ein 4:2 beim damaligen Superteam der New York Islanders. Es war der erste Play-off-Sieg in der Geschichte, auch wenn am Ende die Serie mit 1:3 verloren ging. Das erste Play-off-Tor für die Capitals erzielte Bobby Gould am 6. April 1983 beim 2:5 in New York. Im Team damals ebenfalls vertreten war ein späterer Superstar der Düsseldorfer EG: Chris Valentine.
In der Folge erreichten die Capitals von 1983 bis 1996 regelmäßig die Play-offs, um ebenso regelmäßig auszuscheiden. 1997 reichte es nicht, die Montreal Canadiens waren zwei Punkte besser. Aber 1998 kamen die Caps zurück wie der Phönix aus der Asche. In der Vorrunde Gruppendritter hinter den New Jersey Devils und den Philadelphia Flyers, wurden nacheinander Boston (4:2), Ottawa (4:1) und Buffalo (4:2) aus dem Weg geräumt. Im Finale wartete Detroit und die Red Wings zeigten keine Gnade, putzten die Capitals mit einem Sweep vom Eis.
Mit Alexander Ovechkin zurück in die Spur
Diese Peitsche zeigte Spuren. Die Capitals wankten, verpassten in den folgenden acht Jahren fünfmal die Endrunde und erst ab der Saison 2007/08, der russische Starspieler Alex Ovechkin war bereits zwei Jahre zuvor nach Washington gekommen, im Tor neigte sich langsam die Karriere des früheren deutschen Nationalkeepers Olaf Kölzig dem Ende entgegen, brachten die beiden Headcoaches Bruce Boudreau und Glen Hanlon die Hauptstädter auf Kurs. Lediglich 2013/14 wurden noch einmal die Play-offs verpasst.
Beeindruckend auch, dass die Capitals seit 2008 alle Vorrunden mit einem positiven Punktverhältnis abgeschlossen haben. In vier Jahren (2009, 2010, 2016 und 2017) standen am Ende fünfzig und mehr Siege bei 82 Vorrundenpartien. Die Caps standen eigentlich zuletzt immer an der Spitze, aber wenn es dann in die entscheidende Phase ging, zeigten sie Nerven.
Kaum jemand rechnete mit dem Titel
Dass ausgerechnet am Ende der aktuellen Saison die Meisterschaft stehen würde, damit hatte niemand gerechnet. Nicht die Capitals und auch nicht die Experten. Vor der Saison waren einige Leistungsträger aussortiert worden, um den Sprung über die Gehaltsobergrenze zu vermeiden, und so hoffte man wenigstens auf einen Play-off-Platz. Am Ende standen die Caps auf Platz eins in der Metropolitan Division und trafen auf die Columbus Blue Jackets. Nach den beiden Heimspielen zu Beginn der Play-offs sahen sich die Kritiker bestätigt. Die Caps zeigen Nerven und fliegen vermutlich schon in der ersten Runde raus. Dazu Headcoach Barry Trotz: „In dieser Saison wollten meine Mannschaft nicht mehr das Opfer sein. Sie standen auf, zogen sich selbst aus der Grube und benahmen sich wie Männer.“
Wirklich entscheidend für das Comeback war jedoch die Torwartposition. Hier zeigte sich die Nervenstärke von Braden Holtby, der erst wenige Wochen zuvor vom Deutschen Philipp Grubauer herausgefordert worden war und seinen Platz als Stammkeeper verloren hatte. Mit Grubauer gingen die Caps auch in die Play-offs, aber der Rosenheimer zeigte gegen Columbus Nerven, wurde in seinem zweiten Spiel bereits nach dem zweiten Drittel ausgewechselt und musste von da an die Rolle des Back-ups übernehmen. Holtby dagegen wurde immer stärker und verhalf mit einem großen Prozentsatz seine Mannschaft zu den Seriensiegen. Braden Holtby: „Zu den schönen Dingen in unserem Beruf gehört es, sich den Widrigkeiten zu stellen. Wir wollen Spaß haben und gleichzeitig sehen, wie wir diese Probleme lösen können und man sich durchsetzen kann.“ Und Stürmerpartner Jay Beagle meint: „Du schaust auf die Jahre zurück, in denen wir zwar die Saison dominierten, dann aber an den Erwartungen scheiterten. In diesem Jahr war das ganz anders und das hat uns geholfen. Wir hatten keine Erwartungshaltung zu erfüllen und bekamen fast keinen Druck von außen.“ Das merkte man dem Spiel der Capitals an. Spätestens mit dem ersten Sieg in der Serie in Columbus hielt diese Freude wieder Einzug und sie hielt bis zum Ende an.
Stanley-Cup-Party bis fünf Uhr morgens
Nach der Schlusssirene in Las Vegas und der Pokalübergabe wurde gefeiert. Im Mandarin Oriental Hotel lief die Party bis fünf Uhr morgens. Mitten drin der Held, Alex Ovechkin. Der 32-jährige Russe musste 13 Jahre in der Organisation der Capitals warten, ehe er den Pokal endlich in den Händen hielt. Wer nun auf die Idee kommt, dass Ovechkin mit dem Erfolg nachlassen könnte, sollte sich hüten. Die frühere NHL-Legende Steve Yzerman war gleichalt beimersten Cup-Gewinn und bis zum Ende der Karriere sollten mit Detroit noch zwei weitere Erfolge folgen.
Caps-General-Manger Brian MacLellan meinte dann auch vielversprechend: „Hoffentlich will er es noch einmal machen. Ich nehme an, dass wir etwas Selbstvertrauen haben. Unsere jungen Leute wachsen, unsere älteren Jungs sind erfahren darin, mit Druck umzugehen, mit schwierigen Situationen umzugehen. Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht weitermachen können. Das war eines der besseren Jahre von Alex, die er insgesamt gespielt hat. Ich denke, er hat das ganze Jahr über ein sehr gutes Mannschaftsspiel gespielt, er war das ganze Jahr über führend. Ich meine, sie sehen in den Play-offs, dass er unser bester Spieler ist – Blocken, gut in der D-Zone spielen, gut in der neutralen Zone spielen, er macht all die kleinen Dinge und wenn er sie macht, macht es alle anderen auch."
Bevor jedoch jetzt die Sommerarbeit des Managements unter MacLellan beginnt, wird mit den Fans gefeiert. Laut der Washington Post soll es am Dienstag eine Siegesparade entlang der Constitution Avenue stattfinden mit dem Ende an der National Mall. Erwartet werden etwa 100.000 Fans.