Der NHL-Report – Die heimischen Hoffnungen in der NHL
NHL-Playoffs: Tampa Bay und Calgary spielen um den Stanley CupMarco Sturm zu den Boston Bruins – Jochen Hecht im Team der Stunde - Christoph Schubert mit einem Fixplatz in Ottawa – Seidenberg wieder fit und durchwachsene Saison für Olaf Kolzig
San Jose Sharks
Großes Aufsehen erregte am 30.11.2005 der Trade von Boston Bruins Franchise-Spieler Joe Thornton zu den San Jose Sharks. Für Thornton mussten die Sharks gleich drei Spieler ziehen lassen. Neben Verteidiger Brad Stuart und Center Wayne Primeau musste auch Sharks-Urgestein Marco Sturm seine Koffer packen. Die Boston Bruins verschafften sich mit diesem Tausch ein wenig Raum zur Gehaltsobergrenze, denn schon seit Beginn der Saison überschreiten die Bruins immer wieder den magischen Cap von 39 Millionen Dollar. Klubbesitzer Jeremy Jacobs war also zum Handeln gezwungen und sparte mit dem Trade fast 1,4 Millionen Dollar ein. Thornton fraß mit 6,67 Millionen Dollar nämlich einen beachtlichen Teil des Bostoner Salary Caps. Die Neuzugänge Stuart (2,15 Millionen), Sturm (2,05 Millionen) und Primeau (1,125 Millionen) kommen den Bruins doch um einiges billiger.
Den San Jose Sharks hingegen bereitet der Begriff Gehaltsobergrenze überhaupt keine Kopfschmerzen und der Trade hat sich für das Team aus Kalifornien bislang bestens bezahlt gemacht. Seit dem Engagement von Joe Thornton sind die Haie unbesiegt und konnten zudem ihre zehn Spiele andauernde Niederlagenserie endlich beenden. Der ehemalige Bruins-Kapitän hält bei zwei Toren und 10 Assists aus fünf Spielen und konnte sich, mit 45 Scorerpunkten, in der Punkteliste der gesamten NHL auf Platz 2 verbessern (Es führt Jaromir Jagr mit 50 Punkten).
Patrick Marleau, immerhin auch knapp 4,2 Millionen schwer, blüht an der Seite von Thornton richtig auf und scheint sein Spiel auf eine höhere Ebene zu bringen. Thornton geigt wie in seinen besten Zeiten und setzt seine Mitspieler immer wieder mit idealen Zuspielen perfekt in Szene. Die Sharks-Fans reiben sich die Hände und freuen sich schon auf die nächsten Auftritte des neuen Superstars.
Marcel Goc und Christian Ehrhoff können von den oben erwähnten Gehältern nur träumen. Rookie Goc, der 836.000 Dollar in der Saison kassiert, ist seit dem Zugang von Thornton ein wenig außer Form geraten und machte in den letzten sechs Spielen keinen Scorerpunkt. Für Christian Ehrhoff läuft es da schon sehr viel besser. Der Ex-Krefelder verbuchte in den letzten sechs Spielen drei Punkte und hat sich im Kampf um einen Stammplatz gegen seinen Kontrahenten Jim Fahey durchgesetzt. Mit vier Vorlagen aus 19 Spielen ist der Verteidiger seine 608 000 Dollar pro Saison sicherlich auch wert.
Boston Bruins
Marco Sturm machte bereits in seinem ersten Spiel für die Boston Bruins eindrucksvoll auf sich aufmerksam. Der Dingolfinger erzielte beim 3:0 Sieg gegen die Ottawa Senators gleich ein Tor und bereitete zudem noch einen Treffer vor. In seinen bisherigen fünf Einsätzen für die Boston Bruins hält Sturm bei fünf Scorerpunkten. Insgesamt stehen bislang neun Tore und zwölf Vorlagen in 28 Partien zu Buche. Nach sieben Spielzeiten in San Jose ist Sturm nun bereit für neue Aufgaben in der traditionsreichen Eishockeymetropole Boston.
Buffalo Sabres
Jochen Hecht und seine Buffalo Sabres sind zurzeit das Team der Stunde in der NHL. Trotz der Ausfälle von J.P. Dumont und Daniel Briere haben die Sabres schon zehn Spiele lang nicht mehr verloren. Torhüter Martin Biron agiert in überragender Form und brach zudem auch noch einen fast 30 Jahre alten Vereinsrekord. Mit der tollen Siegesserie von zehn Spielen in Folge übertraf er den Rekord von Gerry Desjardin aus der Spielzeit 1976-77.
Auch Jochen Hecht konnte in den letzten drei Matches immer punkten und hält nun bei sechs Toren und acht Vorlagen aus 30 Partien. Buffalo überzeugt durch mannschaftliche Geschlossenheit und eines der besten Powerplays der Liga. Mittlerweile rangieren die Sabres, hinter den überragende Ottawa Senators, schon auf Platz zwei der Northeast-Division.
Ottawa Senators
Mit 46 Zählern bleiben die Ottawa Senators das punktebeste Team der Liga und führen die Northeast-Division überlegen an. Der Supersturm um Daniel Alfredsson, Dany Heatley und Jason Spezza erzielte bislang rund 40% der 124 Tore (NHL-Spitze). Überdies ließen die Senators, mit 59, auch die wenigsten Gegentore der gesamten NHL zu. Christoph Schubert, der seit mittlerweile vier Jahren im erweiterten Kader der Senatoren zu finden ist, scheint seit Anfang Dezember fix in der Stammformation der Sens und fällt auch immer wieder positiv auf. Der Defensivmann steuerte in seinen bisherigen 14 Spielen zwei Tore und einen Assist bei und hofft im jungen und ambitionierten Team der Ottawa Senators den endgültigen Durchbruch zu schaffen.
Teamkollege Dany Heatley, der übrigens in Freiburg geboren wurde, ging nach einer 22 Spiele dauernden Serie, im Match gegen die Boston Bruins erstmals in dieser Saison ohne Scorerpunkt vom Eis. Nichts desto Trotz bleiben die Senators die Torfabrik der Liga und sind nach derzeitigem Stand der Topfavorit auf den Stanley Cup.
Philadelphia Flyers
Denis Seidenberg war nach dem Bruch seines rechten Handgelenks für sieben Spiele außer Gefecht. Früher als erwartet konnte der Schwenninger aber wieder ins Geschehen eingreifen und stand ab dem 8. Dezember wieder im Kader der Philadelphia Flyers. Trotz zahlreicher Verletzungen konnten die Flyers vier der letzten sechs Spiele gewinnen und belegen in der Atlantic Division, hinter den New York Rangers, den zweiten Rang. Neben Seidenberg erwischte es auch seinen Verteidigungskollegen Joni Pitkanen (Unterleibsverletzung), der Mitte Januar wieder fit sein sollte, und auch Oldboy Eric Desjardin. Der 36jährige verletzte sich, nach seiner Gehirnerschütterung Anfang November, bereits zum zweiten Mal in dieser Saison. Aufgrund einer Verletzung an der rechten Schulter wird er frühestens im Februar wieder zur Verfügung stehen. Auch auf Starstürmer Simon Gagne (Leistenverletzung) müssen die Flyers bis Ende des Jahres verzichten. Glück im Unglück für Denis Seidenberg. Durch den Ausfall der beiden Stammverteidiger wird der Schwenninger sicher zu mehr Eiszeit kommen.
Washington Capitals
Äußerst durchwachsen entwickelt sich die Saison für Olaf Kolzig. Der Kader der Washington Capitals weist, mit einigen Ausnahmen, einfach nicht genügend Qualität auf und in der Hauptstadt sollte man sich schon jetzt damit abfinden die Playoffs vor dem Fernseher zu erleben. Kolzig ist zwar die unumstrittene Nummer Eins, doch im Alleingang kann der 35jährige keine Partien für die Capitals gewinnen. Nach seiner Leistenverletzung konnte er in den letzten acht Begegnungen nur zweimal als Sieger das Eis verlassen. Playoffs schon jetzt ade. Die Saison könnte für den ehemaligen Vezina-Trophy Gewinner noch sehr bitter werden.
Vancouver Canucks
Sven Butenschön spielte seit seiner Einberufung, Ende November, nur drei Matches für die Vancouver Canucks. Seither ist er wieder im Farmteam der Manitoba Moose im Einsatz. Butenschön ist mit sieben Toren und 11 Vorlagen der punktebeste Verteidiger der Moose und zudem auf dem sechsten Platz der AHL Verteidiger-Punkteliste. Die Manitoba Moose führen die North Division der AHL an und Butenschön könnte schon bald wieder einen Anruf aus Vancouver erhalten.