Der NHL Entry Draft 2007 in Columbus
NHL-Playoffs: Tampa Bay und Calgary spielen um den Stanley CupZahlreich waren die NHL-Scouts das ganze vergangene Jahr über in Nordamerika und Europa unterwegs, um die besten Talente aller Eishockeynationen aufzuspüren, sie zu beobachten und letztlich nach einem diffizilen System zu bewerten und einzustufen.
Die NHL-Klubs betreiben einen mächtigen Aufwand, damit ihnen kein Talent durch die Finger schlüpft, das wenige Jahre später in der „Show“ für Furore sorgen könnte. Und doch passiert es, wie das Beispiel von Tampa Bays Martin St.Louis beweist: Scouts sind nicht unfehlbar und manchmal zu sehr auf Gardemaße fixiert, so dass das Potenzial eines eher kleinen Wirbelwinds eben schon mal unterschätzt wird. Heute wissen alle, zu was St.Louis fähig und vor allem wert ist. Der kanadische Flügelstürmer kam in der vergangenen Saison auf 102 Punkte (43 Tore/ 59 Assists) für den Lightning und gehört mit 6 Millionen Dollar Jahressalär zu den Top-Verdienern in der NHL. Dennoch wurde der inzwischen 32-Jährige nie von einem NHL-Klub gedraftet.
Wenn am kommenden Freitag und Samstag in Columbus die Chicago Blackhawks von ihrem Recht Gebrauch machen, als erster Klub ihr Talent Nr.1 an Land zu ziehen, wird vielerorts gespannt der Atem angehalten. Doch welcher junge Spieler fortan die Bürde eines Nr.1-Picks wird tragen müssen, hängt nicht zuletzt davon ab, welche Art Spieler die einzelnen Klubs suchen.
Allgemein wird von den Experten in
Nordamerika eingeschätzt, dass wenig Superstar-Potenzial im aktuellen
Draft-Jahrgang schlummert und er sich nicht durch ein Übermaß an „Tiefe“
auszeichnet.
Die laut Hockeyweb-Partner THE HOCKEYNEWS am höchsten gehandelten Talente sind die Stürmer Patrick Kane (USA), Jakub Voracek (CZE), Kyle Turris (CAN), Alexei Cherepanov (RUS), Sam Gagner (CAN); die Verteidiger Karl Alzner (CAN), Keaton Ellerby (CAN), Ryan McDonnagh (USA), Marc Katic (CAN) und Jonathon Blum (USA), sowie die Torhüter Jeremy Smith (USA), Joel Gistedt (SWE), Trevor Cann (CAN), Antoine Lafleur (CAN) und Mark Owuya (SWE).Wer Ausschau nach einem großen, äußerst kräftig gebauten Verteidiger hält, der könnte mit dem gebürtigen Markdrewitzer Denis Reul richtig liegen. Am 29. Juni vollendet Denis Reul erst sein 18. Lebensjahr und bringt es dennoch schon auf imposante 1, 93 Meter Körperlänge und satte 97 Kilo Kampfgewicht. Wer als Verteidiger mit solchen „Waffen“ ausgestattet ist, kann den NHL-Scouts wahrlich schlecht verborgen bleiben. Dass Denis noch mächtig zulegen muss, steht jedoch außer Frage. So schrieb Thomas Roost von Central Scouting Europe im August des vorigen Jahres für Hockeyweb verhältnismäßig kritisch über den U18-Nationalspieler: „Der groß gewachsene und im Oberkörperbereich kräftige Denis Reul wirkt zwar manchmal noch etwas tapsig und unkoordiniert, zudem muss er sich schlittschuhläuferisch stark verbessern und an Beinkraft und an Kraft im Rumpfbereich zulegen, aber irgendwo orte ich bei ihm Potenzial zu einem wirklich guten defensiven Verteidiger“. In der finalen Auflistung der europäischen Talente findet sich Reuls Name indes weit vorn an Position Nummer 16. Im Januar noch stand er auf Position 29. Die Chancen tatsächlich gezogen zu werden stehen für Denis Reul also nicht wirklich schlecht.
Der nächste Deutsche im Ranking ist Thorsten Ankert. Der Kölner Verteidiger platzierte sich auf Rang 59 und darf sich so durchaus noch berechtigte Hoffnungen machen, von einem NHL-Team ausgewählt zu werden. Ihm folgen der Mannheimer Stürmer David Wolf (81.), die Berliner Steven Rupprich (123.) und Elia Ostwald (139.), der ehemalige Jung-Adler und jetzige Kölner Alexander Oblinger (147.), André Hübscher aus Krefeld (155.), der inzwischen aus Rosenheim zur DEG gewechselte Martin Hinterstocker (162.), sowie Ex-Eisbär Marcel Müller, der bekanntlich ab kommende Saison für die Kölner Haie stürmen wird (170.). Unter den 16 zur Wahl stehenden europäischen Torhütern platziert sich der gebürtige Deggendorfer Timo Pielmeier auf Rang 10.
Erst auf den hinteren Rängen gelistet zu sein verschlechtert zwar die Chancen auf Berücksichtigung, doch im vorigen Jahr fanden die Los Angeles Kings Eisbären-Stürmer Constantin Braun auch noch auf Position 132 liegend und sicherten sich die Rechte am gebürtigen Lampertheimer in Runde 6 an insgesamt 164 Stelle. Noch im selben Sommer nahm Constantin Braun am Rookie Camp der Kings teil. Einer Eintrittskarte in die NHL, das weiß auch der hoch gewachsene Eisbären-Stürmer, kommt all das noch lange nicht gleich. Konstant gute Leistungen über längere Zeiträume und die ständige Bereitschaft, sich durch harte Arbeit weiterzuentwickeln führen vielleicht irgendwann zum Ziel. Garantien dafür gibt es aber keine. So wird am Freitag und Samstag in Columbus auch mit großen Hoffnungen und Erwartungen gehandelt, die sich aber letztlich nur für wenige erfüllen werden.
mac