Der Baum brennt in Vancouver: Rangelei im Training

Bei den
Vancouver Canucks herrscht nach der siebten Niederlage hintereinander und der
achten Heimpleite in Folge verständlicherweise dicke Luft. Im Training am gestrigen
Donnerstagmorgen platzte Verteidiger
Willie Mitchell und Stürmer Mason Raymond schließlich die Hutschnur, und beide
gingen nach einem Zusammenprall in einer Ecke des Trainingsfelds aufeinander
los. Mitchell hatte Raymond hart gecheckt, Raymond schubste seinen
Teamkollegen, worauf dieser mit einem Faustschlag, allerdings noch mit
Handschuhen, antwortete. Raymonds Reaktion war ein heftiger Crosscheck, was
Verteidiger Shane O’Brien auf den Plan brachte. Die folgende Rangelei war indes
nur von kurzer Dauer, da etliche Spieler und Trainer sofort intervenierten.
Trotzdem
spiegelt dieser Vorfall die Laune im Team wieder. Seit dem Debüt von Neuzugang
Mats Sundin Anfang Januar haben die Canucks nur ein ein einziges Spiel gewonnen,
nämlich gerade mal das erste mit dem schwedischen Center im Lineup. Seit der
Rückkehr von Torwart/Kapitän Roberto Luongo Mitte dieses Monats hat Vancouver
dann überhaupt kein Bein mehr auf die Erde gekriegt. Die erneute Niederlage
vorgestern zuhause gegen Nashville, als das Team eine 3:1-Führung abgab und
schließlich mit 3:5 unterlag, hat die Nerven endgültig blank gelegt. Sundin, als
großer Hoffnungsträger angepriesen, hat seit seiner Verpflichtung zwar zwei
Tore erzielt und eins vorbereitet, aber dafür mit Strafzeiten gegen ihn den
Canucks auch zu vier Gegentreffern in Unterzahl „verholfen“ – dazu steht er
momentan bei -5 in der Plus-Minus-Statistik. Der als langsamer Starter bekannte
Schwede muss sich umgehend steigern, will er sein hohes Jahresgehalt
rechtfertigen und sein Team in die Play-Offs bringen. Und vielleicht hat Manager
Mike Gillis zu voreilig auf Torhüter Curtis Sanford, der während Luongos
Verletzungspause zumeist im Canucks-Gehäuse gestanden hatte, verzichtet, auch
wenn sein Star-Goalie in den letzten vier Partien eine durchaus passable
Fangquote von durchschnittlich 92 Prozent aufweist. Die ’Nucks liegen nunmehr
nur noch auf dem elften Platz in der Western Conference; sechs weitere Klubs (Phoenix,
Anaheim, Minnesota, Edmonton, Dallas und Columbus) kämpfen mit ihnen um die
letzten vier Play-Off-Plätze. Sollte die Mission Endrunde in British Columbia
scheitern, dürfte Mats Sundins Gastspiel wohl einmalig gewesen sein, aber in
seinem Sog wird er dann vermutlich auch Trainer Alain Vigneault mit sich
ziehen. Der 47-jährige Frankokanadier kann sich eine zweite Saison in Folge
ohne Play-Offs in Vancouver definitiv nicht leisten.
An der
Tabellenspitze der Western Conference hat San Jose Sharks-Goalie Evgeni Nabokov
die gegnerischen Teams seit der All Star-Pause zur Nulldiät verurteilt: Nabokov
hielt beim 2:0-Heimsieg der Sharks gegen die Phoenix Coyotes 24 Schüsse und
erspielte sich damit seinen zweiten Shutout in Folge. Die Tore für San Jose erzielten die
beiden deutschen NHL-Profis Christian Ehrhoff (im Powerplay) und Marcel Goc. Den
Sharks ist der Titel in der Pacific Division bei 24 Punkten Vorsprung vor dem
Tabellenzweiten aus Phoenix schon so gut wie sicher; dazu haben sie im
divisionsbereinigten Klassement ein Polster von neun Punkten gegenüber dem Stanley
Cup-Titelverteidiger Detroit Red Wings.
(Oliver
Stein)