Chicago bleibt Sieger im nervenzerfetzenden Spiel vierStanley-Cup-Finale
Spielten die Torhüter in den bisherigen Begegnungen eine wichtige Rolle, waren sie in diesem verrückten Match nur Randfiguren. Der Offensivgeist beider Mannschaften hatte das Ruder übernommen. Elf Tore, Führung und Ausgleich wechselten einander ab, dazu noch beiderseits einige Pfosten- und Lattentreffer, individuelle Aussetzer aber auch etliche spielerische Glanzstückchen ließen die Fans auf den Rängen des TD Garden zu Teilnehmern einer rasanten Berg- und Talfahrt werden. Beide Mannschaften agierten mit offenem Visier. Ein perfektes Comeback, wie in Runde eins gegen die Toronto Maple Leafs im entscheidenden siebten Spiel, blieb den Bruins und ihren Fans dieses Mal allerdings verwährt. Zwar schafften die Hausherren nach zwischenzeitlichen Zwei-Tore-Rückstand noch vor Ablauf der sechzig Spielminuten mit einem Strich von Schlagschuss durch Johnny Boychuk (54.) den Ausgleich, Dank Brent Seabrooks (70.) Geschoss in der Verlängerung waren es jedoch die Blackhawks, die ihren zweiten Sieg feiern durften. Es war bereits Seabrooks zweiter Play-off-Siegtreffer in einer Verlängerung (zuvor in Spiel sieben gegen Detroit).
Die Blackhawks zeigten sich von Beginn an wild entschlossen, zu verhindern, die Heimreise mit einem 1:3-Rückstand in der Serie antreten zu müssen. Das Team von Chefcoach Joel Quenneville hatte so den besseren Start und erhielt weiteren Rückenwind, nachdem Michal Handzus (7. Spielminute) in Unterzahl die Führung markierte. Schließlich hatten die Blackhawks in über zwei Stunden Spielzeit keinen eigenen Treffer mehr bejubeln dürfen. Im nächsten Powerplay machte es Boston aber besser und Rich Peverley (15.) traf zum 1:1.
Kapitän Jonathan Toews (27.) und Patrick Kane (29.) brachten die Gäste Mitte des zweiten Abschnitts erstmals mit zwei Treffern in Front. Dieser Doppelschlag saß. Bostons Chefcoach Claude Julien nahm nach dem 1:3 eine Auszeit, auf dass sich seine Spieler neu sammeln. Das blieb nicht völlig ohne Wirkung: Milan Lucic (35.) kämpfte den Puck zum Anschluss über die Linie. Schon wenig später aber stellte Marcus Kruger (36.) den alten Abstand wieder her. Das verrückte zweite Drittel ging indessen erst nach Bostons erneuten Anschluss durch Patrice Bergeron (38.) in Überzahl zu Ende. Bergeron (43.) mit seinem zweiten Treffer des Abends stellte nach Wiederbeginn das 4:4 her, Chicagos Patrick Sharp (52.) - sein zehnter Play-off-Treffer - das 5:4. Endlich waren die Blackhawks seit langem einmal wieder in Überzahl erfolgreich. Nachdem Boychuk, wie bereits erwähnt, mit seinem „Knallbonbon“ die Bruins in die Verlängerung gerettet hatte, träumten viele im TD Garden von einer Wiederholung der Geschichte und damit einem erneuten Happy End für die Bruins. Doch anders als vor Wochen Toronto, ließen sich die Blackhawks von der erfolgreichen Bostoner Aufholjagd nicht aus der Spur bringen. Beim Serienstand von 2:2 geht es am Samstag in Chicago in der hoch spannenden Finalserie zwischen den Blackhawks und den Bruins mit Spiel fünf weiter.