Calgary Flames feuern Coach Mike Keenan
NHL-Playoffs: Calgary Flames im Stanley-Cup Finale
Sie haben
sich lange Zeit gelassen, aber am Ende doch die Notbremse gezogen: Am gestrigen
Freitag gab Calgary Flames-Manager Darryl Sutter bekannt, dass Cheftrainer Mike
Keenan mit sofortiger Wirkung von seinem Amt entbunden wird. Der 59-jährige Keenan
hatte den Job bei den Flames vor knapp zwei Jahren im Juni 2007 übernommen und den
kanadischen Eishockeyklub zweimal in die Playoffs geführt, dabei aber jeweils
bereits in der ersten Runde die Segel streichen müssen, zuletzt am 27. April
diesen Jahres, als Calgary mit 2:4 nach Spielen den Chicago Blackhawks, pikanterweise
einem der früheren Klubs Kennans, unterlag.
Manager
Sutter erklärte in einem Statement, dass man sich auf höherer Klubebene lange
über mögliche Konsequenzen beratschlagt habe und die Entscheidung schließlich
als notwendig für das Vorankommen der Franchise auf dem Weg zu einem Stanley
Cup-Titel gesehen wurde. Keenans Vertrag lief noch bis zum Ende der kommenden
Saison.
Der als
harter Hund bekannte Keenan hat als Aktiver nie in der National Hockey League gespielt,
dafür aber eine illustre Trainer-Karriere vorzuweisen: Bereits in seiner ersten
Saison als Headcoach der Philadelphia Flyers 1984/85 schaffte es „Iron Mike“
bis ins Stanley Cup-Finale, wo die Flyers jedoch gegen Wayne Gretzky und die
Edmonton Oilers den Kürzeren zogen; das gleiche Resultat erreichte Philadelphia
nur zwei Jahre später. Nach vier Jahren in Philly wechselte Keenan 1988 auf die
Trainerbank in Chicago und gelangte auch dort in jeder Saison in die Endrunde,
1992 sogar erneut bis ins Finale, wo die Blackhawks in vier Spielen gegen die
Pittsburgh Penguins unterlagen. Nach einem Jahr schöpferischer Pause heuerte
Keenan 1993 bei den New York Rangers an und gewann in seiner einzigen Saison am
Broadway gleich den Stanley Cup, den die Rangers zuvor zuletzt im Jahr 1940
errungen hatten. Nach Meinungsverschiedenheiten mit dem damaligen
Rangers-Manager Neil Smith verließ Keenan 1994 den Klub und unterschrieb bei
den St. Louis Blues, bei denen er als Manager und Trainer in Personalunion fungierte
und endgültig seinen Ruf als Sturkopf begründete, als er die beim Publikum im
US-Bundesstaat Missouri beliebten Spieler Curtis Joseph und Brendan Shanahan
aus St. Louis vertrieb. Die Blues feuerten Keenan in der Saison 1996/97 nach
nur 33 Spielen in der Vorrunde, aber der häufig auch despektierlich mit dem
Vornamen „Adolf“ titulierte Trainer fand schon in der nächsten Saison erneut
einen NHL-Job, diesmal als Trainer der Vancouver Canucks, bei denen er jedoch 1998
die Playoffs verpasste und im darauffolgenden Jahr erneut seinen Hut nehmen
durfte. Keenan übernahm erst in der Saison 2000/01 wieder einen Trainerposten,
diesmal bei den Boston Bruins, wo er nach acht Vorrundenspielen Pat Burns
ablöste, aber nach der Saison selbst kündigte und statt dessen ins sonnige
Florida zu den Panthers wechselte. Dort verließ er aber auch schon nach nicht
einmal zweieinhalb Spielzeiten die Trainerbank und arbeitete bis zu seiner
überraschenden Kündigung Anfang September 2006 als General Manager. Im Frühjahr
2007 unterschrieb Keenan einen Vertrag als Mitarbeiter des schwedischen
Eishockeyverbands, heuerte bereits aber am 14. Juni des gleichen Jahres als 14. Headcoach der Klubgeschichte bei den Flames an.
Die Flames
haben für kommenden Dienstag eine Pressekonferenz angekündigt; ob dort bereits
Keenans Nachfolger bekanntgegeben wird, war bislang nicht zu erfahren. Hoch im
Kurs an der Gerüchtebörse steht Brent Sutter, einer der Brüder von
Flames-Manager Darryl, derzeit bei den New Jersey Devils in der NHL unter
Vertrag, aber seit deren frühem Saisonende (ebenfalls in der ersten
Playoff-Runde) auch nicht mehr unumstritten. (Oliver Stein)