Bruder-Duell im Osten

Heute Nacht steigt der zweite Teil der Conference-Halbfinals in der NHL. In der Serie zwischen den New York Rangers und den Pittsburgh Penguins steht das Duell zweier Brüder im Mittelpunkt.
Pittsburgh Penguins - New York Rangers
Man möchte fast nicht in der Haut von Henry und Linda Staal stecken. Denn im Eastern Conference-Halbfinale stehen sich in der Serie zwischen den Pittsburgh Penguins und den New York Rangers die Söhne Marc (New York) und Jordan (Pittsburgh) Staal gegenüber. Doch nicht nur aufgrund dieser Konstellation verspricht diese Serie eine Menge Spannung. So versprüht das kongeniale Duo Crosby/Malkin bei den Pens einen Hauch von Nostalgie. Denn in den neunziger Jahren waren es Mario Lemieux (heute Besitzer der Pens) und Jaromir Jagr, die die Fans in ihren Bann zogen. Eben jener Jaromir Jagr trägt nun das Trikot der New York Rangers und wird mit seinen Teamkollegen alles daran setzen, die Pens aus dem Rennen zu werfen. Doch das Ex-Team des Mannes mit der Trikotnummer 68 ist gut erholt, nachdem es in der ersten Runde mit 4-0 Siegen gegen die Ottawa Senators kurzen Prozess machte. Die Rangers mussten gegen den Lokalrivalen aus New Jersey dagegen über sechs Spiele gehen. Doch nicht nur das Bruder-Duell, oder der Vergleich der Topscorer verspricht Brisanz. Auch die Torhüter werden ein entscheidender Faktor sein. Auf Seiten der Rangers steht mit Henrik Lundqvist einer der drei Finalisten für die Vezina-Trophy, die jährlich an den besten Goalie der NHL vergeben wird, zwischen den Pfosten. Der Schwede, auch "King Henrik" genannt, ist Publikumsliebling und spielt bislang eine erstklassige Saison. Bei den Pens scheint der junge Marc-Andre Fleury nun endlich das in ihn gesetzte Vertrauen erfüllen zu können und überzeugte nach mehrmonatiger Verletzungspause mit starken Leistungen. Diese muss er gegen die Rangers auch bestätigen, denn mit Jagr, Scott Gomez, Brendan Shanahan oder Martin Straka wartet geballte Offensivpower auf den 23-jährigen Schlussmann. Zudem darf man gespannt sein, welche Scharmützel sich das "Enfant Terrible" der Rangers, Sean Avery, einfallen lässt. Auf Fleury und die Pens wartet sicherlich alles andere als eine "ruhige" Serie, wie sie sie noch geben Ottawa erleben durften.
Wird sich nun der jugendliche Elan, oder die Abgeklärtheit der Routiniers urchsetzen? Da vor allem Spieler wie Jagr oder Straka auch schon mal die Eigenschaften einer launischen Diva an den Tag legen, werden sich die jungen, hungrigen Penguins knapp durchsetzen. Tipp: 4:3 Pittsburgh
San Jose Sharks - Dallas Stars
Ein weiteres Husarenstück landen wollen die Dallas Stars um Kapitän Brenden Morrow. In der ersten Runde schalteten sie den Champion aus Anaheim in sechs Spielen aus. Sollten die Stars den Level halten können, dürfte auch den Sharks und Christian Ehrhoff kein Zuckerschlecken bevorstehen. Denn die Haie aus Kalifornien taten sich gegen die Calgary Flames überaus schwer und kamen erst im siebten Spiel zum entscheidenden vierten Sieg. Viel wird von der Form von Vezina Trophy Finalist Evgeni Nabokov abhängen, der in der ersten Runde gegen Calgary seinen Gegenüber, Miikka Kiprusoff, ausstechen konnte. Eine weitere, zentrale Frage wird sein, ob es Joe Thornton endlich schafft, eine Mannschaft in die Nähe des Stanley Cups zu führen. Im bisherigen Verlauf seiner NHL-Karriere blieb er diesen Beweis oftmals schuldig. Mit Jonathan Cheechoo sollte Thornton jedenfalls den perfekten Abnehmer für seine oftmals genialen Zuspiele haben. Entlastung könnte von Seiten Patrick Marleaus kommen, der pünktlich zu den Play-offs seine Form wiedergefunden hat und gegen Calgary ein wichtiger Faktor war. Nicht zu vergessen ist auch Jeremy Roenick. Der "alte Mann" in Reihen der Sharks hatte mit zwei Treffern im siebten Spiel maßgeblichen Anteil am Weiterkommen. In der Verteidigung steht und fällt das Spiel der Sharks mit Neuverpflichtung Brian Campbell. Der Ex-Sabre ist Lenker und Denker, vor allem im Powerplay. Wird er aus dem Spiel genommen, erleidet das Aufbauspiel einen herben Dämpfer.
Die Stars dagegen schwimmen nach dem Erstrunden-Sieg gegen Anaheim auf einer wahren Euphoriewelle. Zum ersten Mal seit 2003 kamen die Texaner wieder über die Auftaktrunde hinaus und werden diesen Schwung sicherlich mit in das Duell gegen die Sharks nehmen. Auf Torhüter Marty Turco scheint in diesem Jahr Verlass, Spieler wie Mike Modano, Brenden Morrow und vor allem Brad Richards stehen für spielerische Klasse. Besonders stark war gegen Anaheim zudem der Auftritt des Ex-Frankfurters in Diensten der Stars, Stephane Robidas. Der Franko-Kanadier avancierte mittlerweile zu einer festen Größe und ist beispielsweise im Powerplay nicht mehr wegzudenken. Fraglich ist lediglich der Status von Sergei Zubov, der seit dem 17. Januar aufgrund von Leistenproblemen nicht mehr zum Einsatz kam. Zwar trainierte der Russe in dieser Woche wieder, ob er jedoch auch zum Kader gehören wird, steht noch nicht fest.
Den Sharks wird auch in dieser Saison das Endrunden-Pech treu bleiben, während die Stars, beflügelt von der Anaheim-Serie, nun sogar den ganz großen Wurf im Blick haben. Tipp: 4:3 Dallas
(Dennis Kohl)