Bonjour Tristesse: Krise im Jubiläumsjahr in Montréal

Das hatten
sich die Anhänger des Traditionsklubs in Québec ganz anders vorgestellt:
Punktgleich mit dem Tabellenneunten Florida Panthers hängen die Montréal
Canadiens gerade noch auf einem Endrundenplatz, und die Niederlagenserie, die
General Manager Bob Gainey seit der Ablösung von Trainer Guy Carbonneau am 10.
März hingelegt hat, läßt das Schlimmste befürchten. Ein Sieg, danach fünf Pleiten
in Folge, das Team wird in der Eastern Conference nach unten durchgereicht, und
nun will Klubbesitzer George Gillett Gerüchten zufolge auch noch die Franchise
verkaufen. Gainey wird sich wohl oder übel mit dem Gedanken anfreunden müssen,
dass nun auch sein Job auf dem Spiel steht; selbst im Falle einer
Play-Off-Teilnahme sieht seine Bilanz alles andere als gut aus.
Schon die
Entscheidung, Torwart Cristobal Huet in der Endphase der vergangenen Saison zu
traden und ganz auf den jungen Goalie Carey Price zu setzen, war nicht unumstritten. Price
und Kollege Jaroslav Halak spielen dieses Jahr auf NHL-Durchschnittsniveau und
sind weit entfernt von den Erwartungen, dass einer der beiden ein neuer Patrick
Roy werden könnte. Zudem hat Gainey Carbonneau noch zu dessen Amtszeit
bloßgestellt, als er im Fall Kovalev intervenierte. Der schwierige Außenstürmer
nahm auf Gaineys Drängen eine kurze Auszeit; natürlich bekam die Presse Wind von
der Konversation zwischen Gainey und Kovalev, was die Autorität des ohnehin
angeschlagenen Carbonneau noch weiter erschütterte. Das wäre allerdings alles
weitaus weniger schlimm, hätte der Manager den Fans ihr Jubiläumsgeschenk
gemacht und Vincent Lecavalier aus Tampa Bay in seine Heimatstadt geholt. Doch
trotz der deutlichen Absichtserklärungen des Starcenters brachte Gainey keinen
Deal mit dem Lightning zustande. Angeblich habe der Klub aus Florida zuviel als
Gegenleistung verlangt. Stattdessen holte Gainey Ex-Canadien Mathieu Schneider
zurück zu den Habs und schnappte Mittelstürmer Glen Metropolit von der Waiver
Liste – als Trostpreise einfach zu wenig für die anspruchsvollen
Frankokanadier, die zum hundertsten Geburtstag am liebsten den 25. Stanley
Cup-Sieg der Franchise erleben würden. Doch davon sind die Canadiens momentan
noch weit entfernt.
(Oliver
Stein)