Bestleistungen in Tampa, Negativrekord in PhiladelphiaEine Zwischenbilanz der Saison 2018/19
Leon Draisaitl wurde den Fans ins All Star-Team gewählt.Die Highlights der ersten Saisonhälfte
Tampa Bay Lightning & Nikita Kucherov: Die “Bolts” aus dem Sonnenstaat Florida sind eines der besten Teams der letzten Jahre der Eastern Conference und jedes Jahr im engeren Kreis der Cup-Anwärter. Zum ganz großen Wurf hat es jedoch nur einmal gereicht – da war der aktuelle Kapitän Steven Stamkos 14 Jahre alt. Dieses Jahr schickt sich die Franchise aber wieder einmal an, Großes zu vollbringen. Bei gleichbleibender Punktausbeute steuert das Team um „Stammer“ auf 129 Punkte zu – einen Wert, den seit den Canadiens in den späten Siebzigern kaum ein Team mehr erreicht hat. Und auch die Scoring-Maschine Nikita Kucherov läuft auf Hochtouren: Der russische Stürmer erreichte die 70 Punkte-Marke so früh wie noch kein Spieler seit Jaromir Jagr in der Saison 1999/2000. Bleibt Kucherov gesund und hält seinen Schnitt von 1,65 Punkten pro Begegnung, könnte er als erster Spieler seit 1995/96 die 130 Punkte-Marke knacken. Das schafften damals Jaromir Jagr (149 Punkte) und Mario Lemieux (161).
Washington Capitals: Der Weg zum Titel könnte wieder über den amtierenden Meister führen, der sich nur einen kurzen „Cup-Blues“ zu Beginn der Spielzeit gönnte und bereits wieder von der Spitze der Metropolitan Division grüßt. Ein entspannter Alexander Ovechkin, der nun zumindest mal einen Titel gewonnen hat, macht das Team aus der Hauptstadt vielleicht noch gefährlicher. Er muss es niemandem mehr beweisen, aber der beste Torschütze der modernen NHL-Ära will es einfach – und führt nach etwas verhaltenem Start die Torschützenliste mit 32 Treffern an.
Calgary Flames: Der Cup-Finalist von 2004 hat von den letzten zehn Spielen acht gewonnen, mischt in der Western Conference wieder oben mit und kann sich dabei auf seine Top 4 verlassen: Mit Sean Monahan, Johnny Gaudreau, Matthew Tkachuk und Elias Lindholm hat ein Vierer-Block eines Teams so schnell jeweils das 50-Punkte-Plateau erreicht wie seit der Saison 1995/96 nicht mehr, als ein Quartett der Pittsburgh Penguins Angst und Schrecken in der Liga verbreitete. Die vier Namen von damals wären durchaus eine gehobene Quiz-Aufgabe: Lemieux und Jagr sind klar, auf Ron Francis kommt man mit ein bisschen Nachdenken noch, aber der Vierte im Bunde? Es war ein Schwede namens Tomas Sandström. Er absolvierte über 1000 NHL-Spiele und gewann mit den Detroit Red Wings 1997 den Stanley Cup.
Leon Draisaitl & Connor McDavid: Auch wenn der ewige Rivale der Flames, die Edmonton Oilers, womöglich auch dieses Jahr wieder die Play-Offs verpasst: Den beiden Top-Scorern des Teams zuzuschauen macht einfach Freude. Die Power und der Speed von Connor McDavid und ergänzen sich perfekt mit der Ruhe und der Übersicht von Leon Draisaitl. Insofern verwundert es nicht, dass der gebürtige Kölner von den Fans ins All Star-Team gewählt wurde – McDavid war ohnehin mit dabei. Vor allem in der 3-gegen-3-Overtime sind die beiden ein kongeniales Duo, das jeden Abwehrverbund auseinandernehmen kann - und das möchten offensichtlich nicht nur die Anhänger der Oilers sehen. Draisaitl, der aktuell 24 Tore und 31 Zuspiele auf seinem Konto hat (14. Platz in der ligaweiten Scorerliste!) ist damit nach Olaf Kölzig, Uwe Krupp und Marco Sturm der vierte Deutsche, der an dieser grandiosen Show teilnehmen darf.
Dominik Kahun: Der dreimalige Deutsche Meister und Silbermedaillengewinner von Pyeongchang hat scheinbar mühelos den Übergang von der DEL in die NHL geschafft. Er ist eine feste Größe im Team der Chicago Blackhawks und scheint langsam sein Selbstvertrauen zu finden, wie er kürzlich in einem Interview sagte. Aktuell steht der gebürtige Tscheche bei 18 Punkten.
Die Lawine verliert an Kraft, die Säbel werden stumpf
Ähnlich wie die Calgary Flames hat auch der Champion von 1996 und 2001 Colorado Avalanche, einige extrem produktive Spieler in ihren Reihen: Der Top-Sturm mit Mikko Rantanen, Nathan MacKinnon und Gabriel Landeskog ist eine der besten Angriffsformationen der Liga. Angesichts der jüngsten Negativserie – von den letzten zehn Spielen konnte das Team aus Denver nur eines gewinnen – gibt es jedoch Überlegungen, diese „Legion of Doom“ aufzuteilen, um die anderen Reihen zu stärken. Ob die Avs zu den Tops oder Flops der Saison zählen, wird sich in den nächsten Wochen zeigen, ebenso wie bei den Buffalo Sabres, die nach einem furiosen Start etwas den Faden verloren haben und von den letzten zehn Partien nur drei gewannen. Vergangene Nacht gewannen sie aber mit 6:3 bei den Toronto Maple Leafs.
Die Flops der bisherigen Saison
Chicago Blackhawks: Vor einer weiteren enttäuschenden Saison stehen die Chicago Blackhawks – oder steht gar das Ende der Dynastie aus der Windy City an, die in den letzten neun jahren dreimal den Stanley Cup gewann? Sie haben sich zwar ein wenig berappelt in den letzten zehn Spielen, sind aber Vorletzter der Western Conference mit aktuell sechs Punkten Rückstand auf einen der beiden Wild Card-Plätze. Das Team benötigt eine wesentlich bessere zweite Saisonhälfte, will man noch in den Kampf um die Play-offs eingreifen – diese scheint aber nicht in Sicht, denn auch nach dem Trainerwechsel, der Meister-Coach Joel Quenneville nach zehn Jahren den Job an der Madison Avenue kostete, kommt das Team nicht in Fahrt. Der Ausfall von Goalie Cory Crawford nach einer Gehirnerschütterung hilft dabei sicher nicht. In der letzten Nacht unterlag das Team mit 5:8 bei den New Jersey Devils. Kahun steuerte einen Treffer bei, konnte damit aber die deutliche Niederlagen nicht verhindern.
Los Angeles Kings: Noch schlechter stehen die von Marco Sturm als „Co“ trainierten Los Angeles Kings da. Mit nur 39 Punkten ist der Meister der Jahre 2012 und 2014 das Team mit der zweitschlechtesten Punktausbeute der Liga, trotz einiger Ausnahmespieler wie Drew Doughty, Jonathan Quick oder Anze Kopitar. Es fehlt derzeit an vielen Enden: Die Qualität im Kader ist laut lakingsinsider.com nicht hoch genug, die Abschlussschwäche zu groß und immer wieder wird die Einstellung einiger Spieler bemängelt.
Philadelphia Flyers: Auch die Philadelphia Flyers, mit 38 Zählern Schlusslicht der Liga, werden trotz ihrer Star-Spieler Jakub Voracek oder Claude Giroux aller Voraussicht nach die Play Offs verpassen. Das Problem an der Broad Street liegt offensichtlich zwischen den Pfosten: Bereits sieben Torhüter streiften im Laufe der Saison das orangefarbene Jersey über – ein Rekordwert in der NHL. Zuletzt wurde der 35jährige Mike McKenna verpflichtet, den die Vancouver Canucks auf die Waiver-Liste gesetzt hatten. Vor ihm hüteten bereits Top-Prospect Carter Hart, Brian Elliott, Michal Neuvirth, Calvin Pickard (Bruder von Mannheims Goalie Chet Pickard), Alex Lyon und Anthony Stolarz das Tor des Finalisten von 2010. Neuvirth, Elliott und Stolarz stehen auf der Verletztenliste, Pickard und Lyon werden nicht mehr im Flyers-Kader geführt, so dass derzeit nur Hart und eben McKenna aktiv sind.