Beeindruckende NHL-Nacht in Berlin
Beinahe scheint das Ergebnis nebensächlich, denn was in der Berliner o2 World an Stimmung herrschte, war einem NHL-Spiel mehr als würdig. Und irgendwie herrschte dort auch verkehrte Welt. Eigentlich waren die LA Kings in Berlin das Heimteam (liefen zum Warm-up sogar in Eisbären-Trikots auf), die Sympathien der Zuschauer lag aber eher auf der Seite der Sabres.
Auch kein Wunder, denn es stehen mit Christian Ehrhoff und Thomas Vanek so etwas wie „Lokalpatrioten“ in Buffalo unter Vertrag, und die zogen natürlich auch ihre Fans an. Alleine für den Österreicher Vanek reisten über 2000 Landsleute an, was den Stürmer natürlich nicht kalt ließ: „Ich brauchte schon drei bis vier Wechsel, um die Nervosität loszuwerden. Dann machte es aber großen Spaß, dass mein Name immer gerufen wurde“, gab er nach dem Spiel zu. Ebenso ging es Christian Ehrhoff, der sich nach der Partie den „Gamepuck“ sicherte.
Überhaupt war die Stimmung grandios. Bereits drei Stunden vor dem Spiel füllte sich der Platz an der o2 World sichtlich. Die Trikots der Fans waren fast so bunt wie die naheliegende East-Side-Gallery. Ebenfalls ins Jubeln kamen die Merchandising-Verkäufer, deren Souvenirs wie warme Semmeln über den Ladentisch gingen. Bereits nach dem ersten Drittel waren beispielsweise die Basecaps dieser Partie schon ausverkauft. Es schien so, als hätten die Eishockeyfans in Deutschland nur auf diesen Tag gewartet.
Auf dem Eis brauchte es aber einen gewissen Anlauf, um die Zuschauer auch sportlich zu entzücken. Eine Schocksekunde gab es im ersten Drittel, als Christian Ehrhoff leicht angeschlagen das Eis verlassen musste. Kings-Stürmer Jarrett Stoll erwischte ihn an der Bande mit dem Ellenbogen am Kinn. Allerdings kehrte der Deutsche nach der ersten Pause wieder auf das Eis zurück. „Es ist normal, dass wir nach solchen Aktionen erst einmal in die Kabine gehen. Nach den vielen Gehirnerschütterungen in der NHL in den letzten Jahren müssen wir uns immer erst einen Test unterziehen, um zu merken, dass wir wieder einsatzbereit sind. Ich bin in der Kabine fünf Minuten Fahrrad gefahren. Zum Glück war dann Pause und ich konnte wieder ins Spiel eingreifen“, so Ehrhoff nach der Partie. Im zweiten Drittel vermochten es die Sabres mehr, das Spiel in die Hand zu nehmen. Nach 14 Minuten im Mittelabschnitt stand es dann bereits 3:0 für Buffalo, und der Stimmung war es zuträglich, dass Thomas Vanek an zwei dieser Treffer beteiligt war. Fortan gaben die Sabres auch das Spiel nicht mehr aus der Hand. Da nutzten auch zwei Tore von LA-Kings-Center Anze Kopitar nichts mehr.
Ein perfekter Abend für die Buffalo Sabres und ihre Fans – und denen, die sie dazugewonnen haben. Und was für eine Nacht in Berlin, die garantiert in den Bars und Kneipen der deutschen Hauptstadt ihre Fortsetzung findet. Nur nicht für die Protagonisten auf dem Eis, denn die flogen nach dem Spiel direkt wieder in die USA.
Die Statistik zum ersten NHL-Punktspiel auf deutschem Eis:
Los Angeles Kings – Buffalo Sabres 2:4 (0:0, 1:3, 1:1)
Tore:
0:1 (22:40) Adam (Pominville, Vanek)
0:2 (25:00) Adam (Vanek)
0:3 (33:19) Gaustad (Gerbe, Gragnani)
1:3 (39:21) Kopitar (Johnson, Doughty)
1:4 (43:58) Stafford (Gerbe, Roy)
2:4 (55:46) Kopitar (Williams, Gagne)
Strafen: Los Angeles 10, Buffalo 6
Schiedsrichter; Marc Joannette, C. Lee
Zuschauer: 14.300 (in Berlin)