Rockets gewinnen unterhaltsam, aber nicht schönSchrottwichteln on Ice

Andre Bruch jubelt. (Foto: fischkoppMedien/EGDL)Andre Bruch jubelt. (Foto: fischkoppMedien/EGDL)
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Das 8:7 (1:3, 5:2, 2:2) wurde denn auch auf keinem Kanal schön geredet – weder in der Kabine noch auf der Pressekonferenz. Fakt ist aber auch: Der Respekt gebührt einem Gegner, der über 60 Minuten die sich bietenden Chancen brutal gut ausgenutzt hat. Und dass die Bördeindianer gutes Hockey spielen können steht ohnehin nicht zur Diskussion – zur Not einfach mal in Herford und Hamm nachfragen. Gegen diese Teams hatte Soest in der Vorwoche in 120 Minuten insgesamt nur zwei Gegentore kassiert und zwei Siege eingefahren. Ergebnistechnisch blieben die Rockets also in der Spur und belohnten sich mit dem erstmaligen Sprung an die Tabellenspitze, weil Klassenprimus Herford spielfrei hatte.

Gerade einmal 209 Sekunden waren gespielt, da wusste Steve Themm bereits, dass dies kein schöner Abend werden sollte. Gleich zwei Mal hatten seine Vorderleute in den ersten vier Minuten den Keeper im Stich gelassen, der bei Kontern die frühen Gegentore von Filip Sedivy (3.) und Fabian Mörschler (4.) kassierte. Von den insgesamt sieben Treffern an diesem Abend musste der Rockets-Keeper einmal in Überzahl hinter sich greifen und gleich fünf Mal, nachdem die Gäste mit 2-auf-1 auf das EGDL-Gehäuse gefahren waren. Die Gastgeber waren zu oft mit zu wenigen Spielern „hinter der Scheibe“, sprich zwischen Puck und eigenem Tor. Als nach mühsamen 14 Minuten und 10 Sekunden Andre Bruch die Halle mit dem 1:2 erlöste, sollte man die Spur endlich gefunden haben - so die Hoffnung. Die Realität: Martin Juricek traf in Minute 17 zur 3:1-Pausenführung der Gäste.

Spürbar bei den Raketen: Die Umstellungen in den Reihen sorgten für fehlende Abläufe im Spielaufbau. Den Gastgebern fehlten gegen Soest Joey Davies, Marijus Maier, Julian Grund, Daniel Niestroj, Dominik Kail und Dennis Stroeks. Sechs Ausfälle, die auch die Rockets nicht einfach so ersetzen können. Dank dem Tschechen Jakub Zdenek in der Hinterhand und drei Verstärkungen vom Kooperationspartner aus Bad Nauheim konnte die EGDL trotz der Ausfälle 20 Spieler aufbieten, gleichwohl brauchte es Zeit für die Abstimmung.

Im zweiten Drittel schienen die Rockets endlich zu ihrem Spiel gefunden zu haben: Mit fünf Toren in elf Minuten gingen die Gastgeber zwischenzeitlich mit 6:3 in Führung. Matt Fischer (21.), Andre Bruch (22.), Konstantin Firsanov (24.), erneut Fischer (29.) und ein stark aufspielender Jakub Zdenek mit seinem ersten Tor für die Rockets (31.) sorgten für das eigentlich mit dem Kauf der Eintrittskarte gebuchte und erhoffte Offensiv-Feuerwerk der Raketen. Den Puck der Torpremiere hatte sich das Team schnell gesichert und dem Tschechen nach Spielende in der Kabine als Erinnerungsstück übergeben. Blöd nur, dass Diez-Limburg danach das Eishockeyspielen wieder einstellte. Zwei effektive Konter von Soest, zwei Tore von Martin Juricek (34.) und Filip Sedivy (38.) - nach 40 Minuten stand es „nur“ 6:5 für die Rockets. Bördeindianer haben es halt nicht so mit dem Aufgeben.

Die Geschichte des letzten Drittels ist schnell erzählt: 7:5 Jakub Zdenek (47.), 7:6 Simon Tambosi (49.), 8:6 Philipp Maier (50.), 8:7 Igor Furda (52.). Danach noch ein bisschen zittern und hoffen, die Nummer geht nicht wie damals gegen Herford (6:7 nach 6:3) noch in die Hose. Die zuletzt so souverän aufspielenden Rockets brauchten am Ende auch Glück, um die drei Punkte in der Diezer Eissporthalle zu halten. Aber wenn du auch solche Spiele gewinnst, dann darfst du mit einem Tag Abstand ruhig zufrieden sein und einen Haken hinter das Spektakel machen. Gewonnen, und gut ist.

„Gratulation zum glücklichen Sieg“, sagte Gästetrainer Dieter Brüggemann. „Wir haben sehr gut angefangen und konnten an die Leistungen aus der Vorwoche anknüpfen. Den Beginn des zweiten Drittels möchte ich am liebsten vergessen. Wir haben dann Moral gezeigt und sind noch einmal zurückgekommen, aber am Ende hat es nicht mehr gereicht. Für uns Trainer ist ein 8:7 nicht so der Idealfall, für die Zuschauer aber war es sicherlich interessant.“

„Nach so einem Abend kannst du sagen: Drei Punkte, Mund abwischen und nach Hause gehen“, sagte EGDL-Trainer Arno Lörsch. „Aber das wäre uns zu einfach. Das war heute ein Rückfall in den Zeitraum Ende Oktober, als wir uns defensiv nicht stabilisieren konnten. Wir suchen dafür auch keine Ausreden. Fakt ist, dass wir heute 50 Minuten lang schlecht gespielt haben. Die Mannschaft hatte diese starke Phase im zweiten Drittel, über die sie sich vielleicht auch selbst ein bisschen gewundert hat. Danach haben wir aber wieder katastrophale Fehler gemacht, und da nehme ich keinen Spieler raus. Das war ein schlechtes Spiel, aber das ist eben auch Sport. Wir sind alle keine Maschinen. Und wenn du dennoch die drei Punkte hast, dann solltest du dir wirklich einfach nur den Mund abwischen und sagen: Danke, schönen Abend noch. In Lauterbach machen wir es wieder besser.“


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