Kevin Kopetzky macht mehr als seinen JobEHC Neuwied besiegt die Ratinger Ice Aliens
„Die Jungs haben gefightet bis zum Umfallen und drei Punkte für die Fans, den Vorstand, die Sponsoren und nicht zuletzt für sich selbst geholt. Ich bin stolz auf sie“, zückte EHC-Trainer Jens Hergt den Hut.
Ein Drittel lang saß Kevin Kopetzky am Freitagabend auf der Bank und wartete auf Hergts Signal, sich für seine Eiszeit bereitzumachen. Das Signal sollte kommen. Nachdem Felix Köbele und Dennis Schlicht nach einem Faustkampf genauso wie Ratingens Tim Brazda von Schiedsrichter Sascha Westrich zum Duschen geschickt worden waren und sich das Neuwieder Personal zu Beginn des zweiten Abschnitts von eingangs 15 auf 12 Feldspieler reduziert hatte (Stephan Fröhlich saß zudem noch eine Disziplinarstrafe ab), wurde auch Neuwieds sechster Verteidiger Teil des Spiels. Kopetzky versteckte sich nicht, meldete sich direkt mit zwei robusten Checks anwesend. Dass er später aber noch eine ganz besondere Rolle einnehmen sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. „Kevin hat seinen Job perfekt gemacht“, wird Hergt auf der Pressekonferenz nach dem Spiel sagen. Das Aufgabengebiet des 23-jährigen Kopetzky besteht normalerweise darin, seine kämpferische Stärke aufs Eis zu bringen und defensiv schnörkellos, solide zu agieren. Aber warum nicht auch einmal aufs gegnerische Tor schießen, wenn sich die Möglichkeit ergibt? In der 54. Minute zum Beispiel. René Sting gewinnt das Bully im Ratinger Drittel, Kopetzky kommt an die Scheibe, zieht aus zentraler Position ab und bringt die Bären durch sein erstes Regionalligator mit 3:2 in Führung. Es ist der Siegtreffer für den EHC an diesem Abend vor 683 Zuschauern im Icehouse. „Wir haben heute gesehen, dass ich jeden Spieler unseres Kaders bringen kann“, betonte Hergt, der stolz auf seine nie aufsteckenden Bären war, die dem frühen Ausscheiden von Schlicht und Köbele genauso trotzten wie dem zweimaligen Rückstand.
Die Gastgeber besaßen in der Anfangsphase Vorteile, brachten die Scheibe allerdings nicht an Torhüter Christoph Oster vorbei. Unter anderem scheiterte Stephan Fröhlich bei einem Alleingang. In einer ähnlichen Situation behielt auf der anderen Seite Felix Köllejan die Oberhand gegen Pascal Behlau. Ein paar unnötige Strafen brachten die Neuwieder in Bedrängnis und Rückstand. Stepan Kuchynka setzte einen Schuss von der rechten Seite ins kurze Eck (13.). Nach der handfesten Keilerei zwischen Brazda, Köbele und Schlicht stand das Hergt-Team die ersten fünf Minuten des Mittelabschnitts mit einem Mann weniger auf dem Eis. Die Außerirdischen machten aus diesem Vorteil aber wenig. Der EHC kämpfte und erspielte sich bei gleichem Kräfteverhältnis bessere Möglichkeiten als Ratingen es im Powerplay schaffte. Gleich viermal tauchte Philipp Felföldy gefährlich vor Oster auf, scheiterte aber jeweils knapp. Besser machte es Pierre Wex. Der startete in der 31. Minute aus dem eigenen Drittel durch und schloss sein Solo mit dem hochverdienten Ausgleich ab. „Wir sind sehr gut zurückkommen“, freute sich Neuwieds Trainer. Das galt sowohl nach dem 0:1 als auch nach dem 1:2. Der erst vor kurzem vom Rhein zu den Ice Aliens gewechselte Lucas Leuschner verwertete einen Konter zur erneuten Gästeführung (32.). Stephan Fröhlich brauchte nach der zweiten Pause nur 62 Sekunden, um das Ergebnis erneut zu egalisieren. „Wir hatten im letzten Drittel etwas weniger Kraft und Glück“, meinte Ratingens Janusz Wilczek, der den erkrankten Alexander Jacobs als Trainer vertrat. „Insgesamt bin ich mit der Leistung unserer Mannschaft aber zufrieden.“ Trotz der Niederlage, die der Mann besiegelte, der zunächst 20 Minuten lang auf das Signal seines Trainers gewartet hatte und in der 54. Minute mehr machte als seinen eigentlichen Job zu erledigen: Kevin Kopetzky.
Für die Bären endet am Sonntag die Hauptrunde mit dem Derby gegen die EG Diez-Limburg, das um 19 Uhr im Icehouse beginnt. Der Kader wird sich dann in überschaubarem Rahmen halten. Felix Köbele, Dennis Schlicht und Stephan Fröhlich, der sich gegen Ratingen kurz vor der Schlusssirene seine zweite Disziplinarstrafe des Abends einhandelte, sind gesperrt. Dafür darf Tobias Etzel wieder auflaufen. „Trotz der Ausfälle haben wir vor Limburg keine Angst. Wir sind bereit für das Derby“, kündigt Trainer Hergt an.