Individuelle Fehler und schlechte ChancenauswertungRockets müssen die Punkte in Kassel lassen

(Foto: GEG)(Foto: GEG)
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Nach dem berauschenden 10:1-Sieg gegen den ESC Darmstadt vor einer Woche, ist die EG Diez-Limburg seit dem vergangenen Wochenende zunächst mal wieder zurück auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Bei der 1b-Vertretung der Kassel Huskies unterlag das Team von Holger Pöritzsch mit 2:7 (0:2, 1:3, 1:2) und kehrte mit leeren Händen zurück an die Lahn.

Dabei hatte man sich gegen die 89ers, wie sich die Reserve der Schlittenhunde seit dieser Saison nennt, einiges vorgenommen und wollte gegen den Mitfavoriten auf den Hessenligatitel an die starken Leistungen aus dem Darmstadt-Spiel anknüpfen. Ohne Torjäger Willi Hamann, der aus beruflichen Gründen passen musste, dafür aber erstmals mit Karl Neubert an Bord, startete der Rockets-Bus Richtung Nordhessen. Der 25-jährige Neuzugang trainiert seit rund zwei Wochen mit der Mannschaft, war aber gegen Darmstadt noch nicht spielberichtigt. Neubert entstammt dem Nachwuchs des ES Weißwasser, spielte später in Iserlohn, Hamm und Chemnitz, ehe er vor einigen Jahren in Neuwied sesshaft wurde und bis vergangene Saison noch für die Bären des EHC in der Oberliga auflief. „Karl ist ein talentierter Spieler, der trotz seines noch jungen Alters bereits über viel Erfahrung verfügt. Er ist sportlich wie menschlich eine absolute Bereicherung für das Team und wird uns im Laufe der Saison mit Sicherheit noch weiterhelfen“, so Pöritzsch über seinen Neuzugang, der sowohl als Verteidiger als auch als Stürmer einsetzbar ist. In Kassel konnte es allerdings auch die neue Nummer 26 der EGDL nicht verhindern, dass die Gäste das erste Drittel gänzlich verschliefen. Gleich zu Beginn der Partie handelten sich die Rockets zahlreiche unnötige Strafzeiten ein und gerieten so gleich mehrfach in Unterzahl. Diesen Vorteil wussten die 89ers, immer wieder angetrieben vom ehemaligen kanadischen DEL-Profi Stephane Robitaille, eiskalt auszunutzen und gingen schon früh mit 1:0 in Führung.

Die EGDL kam in diesen ersten 20 Spielminuten nie wirklich richtig ins Spiel, erarbeitete sich kaum Torchancen und sah sich ein ums andere Mal in die Defensive gedrängt. Gut eineinhalb Minuten vor der ersten Pause nutzten die Hausherren eine ihrer zahlreichen Chancen und erhöhten gar auf 2:0. In der anschließenden Drittelpause schien Coach Holger Pöritzsch die richtigen Worte gefunden zu haben, denn die Rockets kamen wie ausgewechselt aus der Kabine. Vom ersten Bully an bestimmte man das Geschehen auf dem Eis, erhöhte kontinuierlich den Druck und schnürte Kassel phasenweise im eigenen Drittel ein. Nach sechs gespielten Minuten im zweiten Abschnitt wurden die Diez-Limburger Offensivbemühungen belohnt und Daniel Niestroj gelang nach Zuspiel von Marco Herbel der 1:2-Anschlusstreffer. Auch fortan spielte nur noch eine Mannschaft und die Gastgeber konnten sich lediglich mit wenigen Entlastungsangriffen Luft verschaffen. Der Ausgleich schien nur noch eine Frage der Zeit. Allerdings kam dann alles anders! Drei individuelle Fehler stellten den Spielverlauf der zweiten 20 Minuten innerhalb von gerade einmal eineinhalb Minuten völlig auf den Kopf. Zunächst patzte der sonst so zuverlässige Kapitän Dennis Stroeks, der die Scheibe nicht konsequent aus dem eigenen Drittel brachte – und so das 3:1 für Kassel einleitete. Dem nicht genug, vertändelte nur 55 Sekunden später dann Markus Kaczenski den Puck an der gegnerischen blauen Linie. Der Verteidiger schoss einen 89ers-Spieler an und leitete somit ungewollt den Gegenangriff ein, den zwei Kassler Stürmer mit dem vierten Treffer abschlossen. Wem das noch nicht reichte, der musste weitere 40 Sekunden später dann noch mit ansehen, wie zu guter Letzt auch noch Alexander Neurath eiskalt erwischt wurde. Sonst eigentlich der starke Rückhalt im Tor und vor einer Woche gegen Darmstadt noch einer der Garanten für den Sieg, rutschte dem Diez-Limburger Schlussmann ein durchaus haltbarer Schuss zum 5:1 für Kassel durch die Schoner. Sichtlich im Schockzustand ging es für die Rockets in die zweite Drittelpause. Zurück auf dem Eis, versuchte die EGDL dann aber doch noch mal an der Ergebnisschraube zu drehen. Die Taktik war klar: Ein, zwei schnelle Tore und Kassel könnte noch mal nervös werden. Zunächst sah es sogar aus, als könne dieser Plan aufgehen. Nach nur 68 gespielten Sekunden im letzten Drittel erzielte Martin Homola (Zuspiel Karl Neubert und Stephan Lohse) das 2:5. Kassel nahm daraufhin sofort eine Auszeit und sortierte sich neu. Auch in der Folgezeit hatten die Gäste die besseren Chancen, schafften es aber nicht, Profit daraus zu schlagen. Schließlich sorgte in der 51. Spielminute Kassels Robitaille, einst sogar kanadischer Nationalspieler beim Deutschland-Cup, den Rockets mit dem 6:2 für die Entscheidung.

Der Diez-Limburger Siegeswille war nun endgültig gebrochen und der Rest des Spiels Formsache. Da fiel es am Ende auch kaum noch ins Gewicht, dass der inzwischen für Neurath das Tor hütende Ralf Groos gut vier Minuten vor dem Ende das 2:7 hinnehmen musste. „Das ist schon bitter, dass wir das Spiel ausgerechnet in unserem besten Drittel verloren haben. Kassel war heute einfach cleverer und hat unsere individuellen Fehler eiskalt ausgenutzt. Wir haben das erste Drittel komplett verschlafen und sind anschließend einfach zu leichtfertig mit unseren Chancen umgegangen“, bilanzierte Holger Pöritzsch die Partie. „Am Ende war der Sieg für Kassel durchaus nicht unverdient, aber bestimmt um mindestens drei Tore zu hoch“, so der EGDL-Coach, dessen Team es insbesondere im Mitteldrittel verpasst hatte, mehr aus den Möglichkeiten zu machen. Mit nun nur einem Sieg nach drei Spielen, stehen die Rockets in den kommenden Partien bereits gewaltig unter Druck, wenn man das selbst gesteckte Ziel „Aufstieg in die Regionalliga“ nicht aus den Augen verlieren will.

Bis zur nächsten Partie muss sich die EGDL allerdings noch etwas gedulden. Eigentlich hätte ja bereits am kommenden Wochenende das Spiel gegen Viernheim auf dem Programm gestanden. Da die Eisfüchse aber schon vor dem Saisonstart die finanziellen Segel gestrichen haben, hat Diez-Limburg an diesem Spieltag frei. Somit findet die nächste Begegnung erst am Sonntag, 6. Dezember, statt. Dann sind die Eisteufel aus Frankfurt zu Gast in der Diezer Eissporthalle am Heckenweg. Spielbeginn ist um 19.30 Uhr.

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