Dinslaken nach Sieg in Herford auf Play-off-KursKobras sind fast am Ziel
Die Kobras, die in der Defensive auf Benni Hüsken und Tom Giesen wegen beruflicher Verpflichtungen verzichten mussten, konnten dieses Manko durch den Einsatz von Petr Macaj und Sven Linda ausgezeichnet kompensieren. Dennoch mussten die Reihen wieder einmal umgestellt werden, auch in den Sturmformationen. Dies machte die Abwesenheit des durch die Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Dortmund fehlenden Martin Jakúbek erforderlich. Kurz und knapp: Die Hausherren berannten das von Lukas Schaffrath ausgezeichnet gehütete Dinslakener Tor über die volle Distanz – von Unterzahlsituationen mal abgesehen – und die Kobras besannen sich dessen, was sie am besten können: Kämpfen bis zum Umfallen.
Der Einsatz von Sven Linda sollte sich dabei im doppelten Sinne auszahlen: zum einen erhöhte seine Anwesenheit im Defensivverbund die Stabilität, zum anderen sorgte er auch mit zwei Treffern für wichtige Einträge im Spielberichtsbogen. Denn als die Giftschlangen die erste Unterzahlsituation zu überstehen hatten, leitete Kevin Wilson nach Puckeroberung den ersten Konter ein. Er schickte Michal Plichta Richtung Gehäuse von Lars Morawitz und der ebenfalls mitgelaufene Sven Linda ließ dem Goalie der Dragons keine Chance. Bis zur 16. Spielminute hielt das Abwehrbollwerk der Giftschlangen. Dann erzielte man quasi selbst den Ausgleich. Als bei einer Abwehraktion die schwarze Hartgummischeibe einfach aus dem Slot seitlich weggedroschen werden sollte, schoss ein Dinslakener Verteidiger dabei den Herforder Stürmer Jan-Niklas Linnenbrügger an, von dessen Körper der Puck unhaltbar ins Dinslakener Tor sprang. Bei einem der wenigen Entlastungsangriffe der Gäste war es Kevin Wilson 98 Sekunden vor der ersten Sirene vorbehalten, die Niederrheiner wieder in Führung zu bringen. Er schlenzte den Puck, kurz hinter der blauen Linie an der linken Bande stehend, einfach mal Richtung Tor. Vorbei am verdutzten Lars Morawitz fand die Scheibe ihren Weg ins rechte obere Eck. Mit einer 2:1-Führung der Kobras ging’s für beide Teams in die erste Pause.
Als dann Kapitän Sebastian Haßelberg 80 Sekunden nach Wiederbeginn die Kobras aus dem Gewühl heraus sogar für eine Zwei-Tore-Führung sorgte, bescherte er mit diesem Treffer den mitgereisten Fans gleichzeitig eine trügerische Sicherheit. Denn im Fernduell führte Grefrath zeitgleich mit 4:0 gegen die Roten Teufel Bad Nauheim. Diese wären im Fall einer Niederlage der Kobras wieder an ihnen in der Tabelle vorbeigezogen. Mindestens ein Punkt – also ein Unentschieden nach 60 Spielminuten müsste her, damit Daniel Pleger und Co. es am Sonntag in Bad Nauheim noch selbst in der Hand haben, sich für die Meisterrundenplayoffs zu qualifizieren.
Nun müssten die Herforder Dragons schon drei Tore erzielen, um die Kobras aus dieser Komfortsituation herauszuholen. Und das wird doch nicht passieren. Oder etwa doch? Die Angriffe der Hausherren wurden nun noch ein paar Prozent drückender, womit sie die Verteidigungsarbeit der Dinslakener das ein oder andere Mal gehörig durcheinanderwirbelten. Auch Lukas Schaffrath musste nun immer häufiger Kopf und Kragen riskieren, um einen weiteren Herforder Treffer zu unterbinden. Und immer wieder zuckte die Fanghand heraus oder es gelang ihm, das Spielgerät unter sich einzufrieren. Dennoch musste er in diesem Spielabschnitt zwei weitere Male hinter sich greifen. Zum ersten beim 2:3 – Anschlusstreffer durch Nils Bohle und dann beim Ausgleichstreffer durch Zach McQueen, dem ein sehr schöner Spielzug der Hausherren vorausging. Spätestens jetzt begann es wieder – das Zittern auf den Rängen beim mitgereisten Dinslakener Anhang. Und es kam noch schlimmer.
Denn im Schlussabschnitt dauerte es nur weitere knapp sechs Minuten, und die Westfalen hatten die Partie komplett gedreht. Erneut Nils Bohle sorgte für die erstmalige Führung in diesem Spiel. Und es sah nicht so aus, als könnten die Giftschlangen noch einmal zurückkommen. Denn Herford drückte weiter, allerdings ohne weiteren Torerfolg. Den Kobras dagegen lief die Zeit davon. Und dann passierte es doch noch, das „Nicht-mehr-für möglich-Gehaltene“: Als die Gäste kurz vor Ende der Begegnung nun immer offensiver werden mussten, gut zwei Minuten vor der Schlusssirene, passte Michal Plichta, in der Nähe der Bande und mit dem Rücken zum Tor stehend, in Bedrängnis einfach mal mit der Rückhand Richtung Kasten von Lars Morawitz, vor dem sich eine Spielertraube gebildet hatte. Doch alle Akteure neutralisierten sich in diesem Moment gegenseitig und der Puck fand ohne weitere Berührung den Weg über die Torlinie. Der Jubel auf Dinslakener Seite kannte keine Grenzen. Doch noch waren 144 Sekunden zu spielen. Zwar wurde es noch ein paar Mal brenzlig vor Lukas Schaffrath, der übrigens im Anschluss von den Herfordern zum besten Dinslakener Spieler gewählt wurde, doch Moritz Hofschen und Co. hatten jetzt Beton angerührt und ließen keinen weiteren Treffer mehr zu.
Somit war klar, dass die Niederrheiner ihren zweiten Tabellenplatz erhalten würden, unabhängig des Spielausgangs in Grefrath (übrigens 6:1-Endstand für die Hausherren) und es schon zu diesem Zeitpunkt selbst in der Hand haben, bei einem Sieg in Bad Nauheim nicht nur den Klassenerhalt vorzeitig zu sichern, sondern sich auch mit dem Erstplatzierten der Gruppe A, den Hammer Eisbären, im Kampf um den Meistertitel in der Regionalliga West, vergleichen können. Aber dazu muss man morgen seitens der Kobras höchstens einen Punkt weniger erspielen als es im Fernduell die Grefrather in Soest. Da die Kobras vom Spielzeitpunkt her in Vorlage gehen, werden taktische Geplänkel sicherlich keine Rolle spielen und Coach Sikorski wird voll auf Sieg spielen lassen.
Im Penaltyschießen sicherten sich die Kobras schließlich den Sieg in Herford.