Löwen kassieren bittere Pleite in MemmingenEHC Waldkraiburg

EHC-Coach Elvis Beslagic hatte zwei Tage zuvor, als seine Mannschaft spielfrei hatte, den Sonntagsgegner zwar bei dessen 7:8-Niederlage nach Penalty-Schießen in Moosburg beobachtet, nach den 60 Minuten am Memminger Hühnerberg saß er dennoch etwas geknickt auf der Waldkraiburger Bank: „Leider hat unsere Mannschaft heute wieder zwei Gesichter gezeigt. Im ersten Drittel hat sie die Memminger wirklich gar nicht ins Spiel kommen lassen, genau wie wir uns das vorgenommen hatten, doch dann haben sich wieder Undiszipliniertheiten eingeschlichen“ so der 39-Jährige auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Christian Birk hatte die Löwen nach gut acht Minuten in Führung gebracht (08:16) und Memmingen konnte insgesamt nur reagieren statt agieren. Lediglich in Überzahl konnten sie sich etwas Luft verschaffen. „Zeitweise war ich wirklich sprachlos, da wusste ich gar nicht mehr, was ich sagen soll- das war tiefstes Weiherhockey“ resümierte auch ECDC-Trainer Jogi Koch nach dem Spiel. In Überzahl schafften die „Indians“ kurz vor der Pause aber dennoch mit Markus Kerber den Ausgleich (19:51).
Kurz nach Beginn des zweiten Drittels brachte Maximilian Merkle die Gastgeber etwas kurios erstmals in Führung (21:30). Kurios, weil während des Passes von Jannik Striepeke zu Merkle klar ein Pfiff des Schiedsrichters zu hören war- der Treffer wurde dennoch gegeben. In der Folge zeigte sich das „zweite Gesicht“ der Löwen, die ohne Verteidiger Peter Richter anreisten: individuelle Fehler in der Defensive und Keeper Sebastian Weiß stand immer wieder im Mittelpunkt. Doch der 21-Jährige machte die Aussetzer seiner Vorderleute mit mehr als überragenden Paraden wieder wett. Ronny Zientek (27.Minute), Kerber (28.) Merkle (29.)- alle Alleingänge fanden beim starken Weiß ein jähes Ende. So war es an den Löwen wieder auszugleichen: Fritz Geuder traf zunächst zwar nur die Latte, doch die Scheibe prallte zurück, an den Schlittschuh eines Memminger Verteidigers und von dort ins Tor zum 2:2 (29:06). Glücklich, aber insgesamt verdient. Keine Minute später folgte der Auftritt von Christian Birk: Auf der Auswechselbank verkündete er, jetzt „einen rein zu hauen“ und der bislang effektivste Neuzugang ließ seinen Worten Taten folgen (30:00). Der EHC hatte die Partie gedreht, doch ließ er die Konzentration dann wieder schleifen. Merkle wurde kläglich allein gelassen und sorgte für den erneuten Ausgleich (36:38). Die Löwen aber gaben sich nicht auf, zeigten große Moral und ihr Kämpferherz, und Jan Loboda, der erneut gefühlte 50 Minuten auf dem Eis stand, stellte kurz vor der zweiten Pause auf 4:3 für die Gäste (38:25)- ein wahrlich haltbarer Schuss, der ECDC-Keeper Alex Reichelmeir da durch die Schoner schlüpfte.
Den Beginn des Schlussdurchgangs verpassten die Löwen dann wieder ein wenig und so brauchte es nur 42 Sekunden, bis die 685 Zuschauer, weil nicht mal eine Handvoll aus der Industriestadt den Weg auf sich genommen hatten, den Ausgleich von Ouellette zum 4:4 bejubeln konnten (40:42). Kerber blieb es schließlich komplett ungedeckt vor, den Siegtreffer für die „Indians“ zu erzielen (46:33). Die Schlussminuten wurden dann zwar hektisch, Beslagic nahm Keeper Weiß vom Eis und seine Mannschaft ging wieder an ihre Grenzen, doch die größte Chance zum abermaligen Ausgleich konnten die Waldkraiburger in der 60. Minute nicht verwerten. „Ein Unentschieden wäre gerecht gewesen. Das Spiel war zu jeder Zeit auf Messers Schneide und von ganz vielen Fehlern geprägt- da muss ich dem Elvis indirekt ein Kompliment machen. So ein Verteidiger wie er war, da wäre die Sache geordneter gelaufen. Als er früher mitgespielt hat, hat er uns immer den Laden voll gehauen, das war ganz schlimm. Aber heute war auf beiden Seiten keiner da, der das Spiel geleitet hat und einen guten, ersten Pass gespielt hat“ hielt Memmingens Trainer Koch im Anschluss fest. Doch der Löwen-Coach kündigte etwas anderes an: „Am nächsten Wochenende sind sechs Punkte Pflicht. Da werden ich und die Mannschaft alles dafür tun, das wir das erreichen, denn sonst müssen wir durchgreifen mit ein bisschen was vom Magath-System.“ Anlässlich der beruflichen Situation vom Wolfsburger Ex-Trainer sollte er das aber vielleicht überdenken und stattdessen in Erwägung ziehen, vielleicht nochmals selbst die Schlittschuhe in einem Pflichtspiel zu schnüren.
Tore: 0:1 (8:16) Birk Ch. (Barth F., Führmann M.), 1:1 (19:51) Kerber M. (Ouelette B., Zientek R.), 2:1 (21:30) Merkle M. (Striepeke J., Sing F.), 2:2 (29:06) Geuder F. (Loboda J., Schrödinger A.), 2:3 (30:00) Birk Ch. (Barth F., Führmann M.), 3:3 (36:38) Merkle M. (Striepeke J., Tenschert T.), 3:4 (38:25) Loboda J. (Birk Ch., Führmann M.), 4:4 (40:42) Ouellette B. (Kerber M., Vycichlo D.), 5:4 (46:33) Kerber M. (Ouellette B.). Strafen: Memmingen 18, Waldkraiburg 18. Zuschauer: 685.