Interview: „Einem Ertrinkenden würde ich doch auch helfen“

Im Vorfeld der am kommenden Samstag, 17. Februar, stattfindenden Typisierung im Rahmen der Aktion „Hilfe für Franziska und andere“ sprach der EHC Eisbären Heilbronn aus der Baden-Württemberg-Liga, der die Aktion mit großem Engagement unterstützt, mit Marvin Zumkeller (31), der in der zweiten Mannschaft der der Eisbären Heilbronn spielt und der „genetische Zwilling“ eines fünf-jährigen Jungen aus Karlsruhe ist, dessen Leben er durch eine Stammzellen-Spende retten konnte. „Mit diesem Erfahrungsbericht möchten wir den Leuten die Angst vor den möglichen Folgen der Typisierung nehmen“, schreibt der EHC in seiner Pressemitteilung.
„Einem Ertrinkenden würe ich doch auch helfen“ - Lebensretter Marvin Zumkeller berichtet über seine Erfahrung und seine Gefühle bei der Stammzellen-Spende
Wann und zu welchem Anlass haben Sie sich typisieren lassen?
Die Typisierung war 1999 für Steffen Henn. Ich war ganz "neu" in Heilbronn und kannte Ihn kaum, nur über meine Frau. Helfen wollte ich trotzdem.
Wie lange hat es gedauert, bis Sie die Nachricht bekommen haben, dass Sie als Spender in Frage kommen?
Der erste Brief kam im Mai 2004. Darin wurde mir mitgeteilt, dass ich eventuell als Spender in Frage kommen würde. Ich kenne allerdings auch einige, die schon seit über 10 Jahren in der Datei sind, aber noch nie angeschrieben wurden.
Was haben Sie gedacht, als der Anruf kam? Hatten Sie Zweifel bekommen, ob Sie tatsächlich spenden sollen?
Nein. Wieso sollte ich Zweifel haben? Wenn ich im Schwimmbad jemanden ertrinken sehe, würde ich doch auch helfen.
Wie ging es nach diesem Anruf weiter? Wurden noch Untersuchungen gemacht oder ging es gleich mit der Entnahme los? Wie lange hat es von dem Anruf an gedauert, bis Sie einrücken mussten?
Mein Hausarzt hat mir nochmal Blut abgenommen, und im Juni 2004 stand fest, dass ich tatsächlich geeignet bin. Zu dieser Zeit waren wir gerade im Urlaub. Da es meinem Empfänger sehr schlecht ging, hat mich der Anruf in Kroatien beim Mittagessen überrascht.
Wo wurde die Entnahme dann gemacht? Hat Sie die Anreise etwas gekostet?
Meine Stammzellen wurden in einer Klinik in Dresden entnommen. Drei Tage nach dem Anruf waren wir sowieso wieder zuhause und ich bin gleich nach Dresden geflogen. Zuerst wurde ich vollständig durchgecheckt, dann hat man mir die Verabreichung des Wirkstoffes für die Stammzellen-Anreicherung erklärt. Die Anreise hat mich nichts gekostet. Flug und ein schönes Hotel sowie das Abendessen wurden von der DKMS organisiert. Andere Quittungen wie Taxi und Bahn habe ich eingereicht. Diese Kosten wurden mir dann überwiesen. Genau so war es dann auch zwei Wochen später bei der tatsächlichen Entnahme. Die DKMS würde sogar einen Arbeitsausfall bezahlen. Aber mein Arbeitgeber fand die Aktion super klasse und unterstützte mich sofort dabei.
Wie war das dann bei der Stammzellenentnahme? Wo und wie wurden die Zellen entnommen? War es schmerzhaft?
Mit zwei anderen Spendern, die im gleichen Hotel wohnten, kam ich morgens in die Klinik. Jeder bekam ein eigenes Zimmer. Ich durfte mir einen Film aussuchen und dann ging's los. Das war wie eine Art Blutwäsche. Aus einem Arm wurde das Blut geholt, dann ging es durch eine Maschine, die die Stammzellen rausfiltert und dann ging es in den anderen Arm wieder rein. Wenn man bedenkt, was der Spender mitmacht, dann ist die Stammzellenentnahme lächerlich.
Wie schnell danach konnten Sie wieder heimgehen?
Nach der Entnahme gab es noch einmal ein super leckeres Essen und dann ging es wieder heim.
Können Sie das Gefühl beschreiben, das Sie vor, während und nach der Entnahme hatten?
Vor der Entnahme war ich ein bisschen nervös, aber die Mädels in der Klinik haben mich super darauf vorbereitet und mir alles erklärt, was auf mich zukommen würde. Nach der Entnahme hoffte ich, dass es genügend Stammzellen sind und mein Spender sie annimmt.
Wissen Sie, für wen Sie gespendet haben? Haben Sie diese Person kennengelernt?
Ich weiß nur, dass es ein fünf Jahre alter Junge aus Karlsruhe ist. Wenn ich meine Tochter Marie anschaue, die ebenfalls fünf Jahre alt ist, dann ist es schon ein super Gefühl zu wissen, dass es einen Jungen gibt, dem ich das Leben retten konnte und dass seine Eltern jetzt den Anblick ihres Kindes genau so geniessen können wie es eigentlich alle Eltern tun.