Indians schnuppern an der SensationECDC Memmingen

44 Minuten lang roch es vor rund 1900 Zuschauer im Oberallgäu nach einer faustdicken Sensation: Mit Leidenschaft, Kampf und klugem Eishockey hielten die Rot-Weißen ein Unentschieden, ehe sich am Ende die Bulls mit einem starken Endspurt doch noch durchsetzen konnten. Nach einhelliger Meinung fiel der Sieg des Meisterschaftsfavoriten aber um ein bis zwei Tore zu hoch aus – die Indians hatten sich den Respekt aller erarbeitet.
Mehr noch: Nachdem die Memminger lange an der Überraschung schnupperten, ist jetzt sogar mehr drin: „Wir haben gezeigt, dass man gegen diese Übermannschaft bestehen kann. Am Freitag zu Hause am Hühnerberg wollen wir gewinnen und die Serie ausgleichen“, so ECDC-Coach Jogi Koch.
Play-off-Stimmung in der Sonthofer Eishalle, das erste von drei möglichen Halbfinal-Derbys begann flott und ausgeglichen. Die favorisierten Hausherrn kamen mit dem frühen Forechecking der Indians anfänglich nicht zurecht und brauchten ein paar Minuten, um sich zu sortieren. Dann spielte ihnen eine Überzahlsituation in die Karten: Christian Krötz konnte seine Farben im ersten Powerplay in der siebten Minute in Führung bringen. Sonthofen nun leicht überlegen und in der zwölften Minute erneut erfolgreich: Markus Vaitl konnte zum 2:0 einnetzen und viele Zuschauer rechneten schon mit einer klaren Angelegenheit für die Bulls. Doch daraus wurde nichts. Die junge Indians-Mannschaft kämpfte sich zurück und erspielte sich mehrere Chancen. Eine davon konnte Patrick Zimmermann noch vor der ersten Pause verwerten, als er ein Break zum verdienten Anschlusstreffer nutzte. In der Folge wurde es hitziger: Kurz vor Drittelende holte sich der unter seinen Möglichkeiten spielende Kanadier Brit Ouellette noch eine zehnminütige Disziplinarstrafe ab.
Die nächste große Strafe in einer Partie, die eines Bayernliga-Halbfinals längst würdig war, traf dann allerdings die Gastgeber. Ex-DEL-Star Waginger checkte Memmingens Alex Krafczyk so hart, dass er mit einer Spieldauerstrafe zum Duschen geschickt wurde. Weil die Unparteiischen anschließend recht kleinlich weitere Strafzeiten verteilten, ergaben sich mehrere Überzahlsituationen, aus denen kein Team Kapital schlagen konnte. Die Bulls schienen überrascht vom engagierten Dagegenhalten der Indians und konnten sich weiterhin nicht so in Szene setzen, wie es eigentlich zu erwarten war. Im Gegenteil: Die Rot-Weißen kämpften nicht nur, sie erspielten sich auch hochkarätige Chancen. So sahen die Zuschauer ein ausgeglichenes und emotionales Allgäu-Derby, das kurz vor Schluss des Mittelabschnitts noch einmal an Spannung zulegen sollte. ECDC-Stürmer Anton Pertl setzte sich durch und lief ungestört auf Top-Goalie Zellhuber zu. Mit einem platzierten Schuss ließ er dem Routinier keine Chance und sorgte für grenzenlosen Jubel unter den gut 350 Indians-Fans, die ihr Team mit tosendem Applaus in die zweite Drittelpause verabschiedeten.
Die letzten 20 Minuten brachen an und viele witterten bereits eine Sensation, doch zu schnell fiel der erneute Führungstreffer der Bulls. Sonthofens Ron Newhook gewann wieder einmal ein Bully im Memminger Verteidigungsdrittel, bediente Markus Vaitl und der schaffte es irgendwie, den Puck unter starken Martin Niemz ins Tor zu drücken. Doch noch immer gaben die Indians nicht auf – allmählich merkte man aber den großen Kräfteverschleiß. Das 4:2 in der 51. Minute, bei dem der Puck gerade noch über die Linie rutschte, war die Vorentscheidung in diesem Spiel. Erneut hatte Markus Vaitl nach mustergültiger Vorarbeit von Newhook getroffen. Auch wenn die Indians nun nicht mehr zurückkamen, die Memminger Fans zollten ihrer Mannschaft aufgrund der gezeigten Leistung trotzdem höchsten Respekt, woran auch der späte Treffer von Andreas Kleinheinz zum 5:2 Endstand nichts mehr ändern konnte.
Stolz und voller Zuversicht blickt man im Lager der Memminger nun bereits auf das zweite Spiel der Best-of-Three-Serie – dem großen Heim-Halbfinale am Freitag um 20 Uhr am Hühnerberg. „Wir wollen zu 100 Prozent gewinnen“, schwört Indians-Chefcoach Jogi Koch Fans und Mannschaft ein. Mit der gleichen kämpferischen Leistung, ein wenig mehr Glück und hoffentlich einer Rekordkulisse im Stadion ist am Freitag alles möglich. Der Vorverkauf für dieses absolute Derby-Highlight läuft diese Woche noch auf Hochtouren. Tickets gibt es weiterhin bei den ECDC-Vorverkaufsstellen Memminger Zeitung, Dietzel’s Hockeyshop, der Sportsbar Puck sowie der ECDC-Geschäftsstelle in der Eissporthalle (mittwochs von 18.30 bis 20 Uhr). Alle weiteren Infos dazu gibt es im Internet auf www.memmingen-indians.de.