Flößer von 0 auf 100 - Sieg in Hassfurt
Die ersten Eckpfeiler stehenDer ERC Lechbruck würde derzeit allen Buchmachern und Glückspielern das Leben schwer machen, denn voraussagen lassen sich die Ergebnisse und vor allem die Mannschaftsleistung der Flößer momentan nicht. Am Freitag verlor man im wohl schlechtesten Saisonspiel gegen den ESC Holzkirchen zu Hause auch in der Höhe verdient mit 5:9 (1:3, 2:4, 2:2). Zwei Tage später fuhr die Mannschaft von Trainer Richard Kolb als krasser Außenseiter knapp 400 Kilometer zum Aufstiegskandidaten ESC Haßfurt und gewann dank einer starken Mannschaftsleistung mit 4:2 (1:1, 2:0, 1:1) und beendete damit die Aufstiegsträume des Gegners.
Doch zuerst ein Rückblick auf das Heimspiel gegen Holzkirchen. Kurz auf den Punkt gebracht, die Vorstellung der Flößer: Kein Biss, kein Einsatz, kein Wille und passend dazu der äußere Rahmen mit einer Minuskulisse von 50 Zuschauern (!), davon 15 aus Holzkirchen. Der ERC trat mit nur zwölf Spielern an, da parallel zum Heimspiel die Junioren das wichtige Spiel in Kempten bestritten und dafür die „junge Garde“ nach Kempten befohlen wurde. Das Trauerspiel der Lecher war ein gefundenes Fressen für die einsatzfreudigen Gäste, die gleich in der ersten Spielminute die 1:0-Führung erzielen konnten. Der ERC hatte auch seine Chancen, jedoch wurden diese halbherzig nicht genutzt. So baute Holzkirchen konsequent die Führung bis zur ersten Pause auf 1:3 aus, wobei Bernd Schweinberger in der 17. Minute der Anschlusstreffer für Lechbruck gelang. Im zweiten Abschnitt ein unverändertes Bild: Lechbruck vor allem in der Defensivleistung sehr schwach und Holzkirchen nahm die Einladungen dankend an. Nach dem zweiten Drittel hieß es 3:7 für Holzkirchen, die ERC-Treffer markierten in der 26. Minute Bernd Schweinberger und in der 40. Minute Björn Michels. Im letzten Abschnitt passierte nicht allzu viel mehr, mit einem Aufbäumen der Flößer war an diesem Abend nicht zu rechnen. So fielen auf beiden Seiten noch einmal zwei Treffer, die Torschützen für Lechbruck waren in der 52. Minute Pius Pfanzelt und in der 56. Minute Markus Schneider.
Wie verwandelt das Auftreten der Flößer am Sonntag im Auswärtsspiel beim ESC Haßfurt. Die Haßfurter orakelten bereits in diversen Internet-Foren und Zeitungen über die Höhe des Sieges ihrer Hawks gegen den ERC Lechbruck. Die Vorhersagen rechneten meist mit einem zweistelligen Sieg der Haßfurter, die sich bereits auf dem Weg in die Bayernliga wähnten. Die knapp 400 Kilometer nach Haßfurt trat Trainer Richard Kolb mit 10 Spielern an, darunter 4 Junioren. Es fehlten u.a. Björn Michels (beruflich), Rudolf Ott (gesperrt), Pietro Vacca (Verletzung am Knie), Richard Lory (Schulter verletzt), Dennis Gröger (verletzt), Dominikus Kaps (beruflich) und Manuel Vacca (wurde für den Rest der Saison beurlaubt). Auch auf dem Eis machte sich die Überheblichkeit der Hausherren bemerkbar, da wohl von einem lockeren Trainingsspielchen gegen die Allgäuer ausgegangen wurde. Auch fiel in der siebten Minute das 1:0 für Haßfurt, was die 400 Zuschauer und das Heimteam in eine trügerische Siegessicherheit verfallen ließ. Die Flößer hingegen präsentierten sich nach dem schwachen Spiel vom Freitag als verschworener Haufen, der den fast vollzählig angetretenen Favoriten mit zunehmender Spieldauer von einer Verlegenheit in die nächste laufen ließ. Zunächst erzielte Bernd Schweinberger in der 16. Minute den 1:1-Ausgleich, womit es in die erste Drittelpause ging. Die heimischen Fans rechneten nun mit Beginn des zweiten Abschnitts damit, dass Haßfurt nun dominierender zu Werke gehen sollte, doch das Lechbrucker Team lieferte über das gesamte Match eine kämpferische und taktische Meisterleistung ab. So waren es die Flößer, die in der 23. Minute durch den starken Markus Schneider mit 2:1 in Führung gingen und diese zum Entsetzen der verdutzten Hausherren in der 33. Minute durch Christoph Pfeiffer zum 3:1 ausbauten. Auch im letzten Drittel ließen sich die tapfer kämpfenden Lecher nicht mehr von der verdienten Überraschung abbringen und spielten taktisch sehr clever und diszipliniert. Garant für die starke Defensivleistung des ERC war der überragende Mann auf dem Eis, ERC-Torhüter Markus Echtler. Das Lecher Bollwerk hielt durch und in der 59. Minute erzielte Michael Hölzle per Empty-Net-Goal den erlösenden Siegtreffer zum 4:1 für den ERC Lechbruck. Der 2:4-Anschluss für Haßfurt in der 60. Minute interessierte zu diesem Zeitpunkt niemanden mehr im Stadion. Die Sensation war geschafft und die Flößer feierten ausgiebig den Sieg auf der langen Heimfahrt zurück ins Allgäu.