Die Zeit der Entscheidung
EVR zieht nach Zitterpartie ins Bayernkrug-Finale einEs läuft derzeit nicht rund beim EV Regensburg. Vier Niederlagen in Folge mussten die Oberpfälzer einstecken und machten dabei in vielen Situationen keine gute Figur. Diese Negativserie schlägt sich auch beim Blick auf die Tabelle nieder, denn auf den ersten acht Plätzen sind inzwischen andere Teams zu finden. Sicherlich hatten die Regensburger während der Saison großes Verletzungspech zu beklagen und der Trainerstab um Sven Gerike wird nicht müde, das nur ansatzweise ausgeschöpfte Potenzial der Mannschaft hervorzuheben.
Diese Hoffnungen beruhen dabei durchaus auf Tatsachen, denn in der ersten Saisonhälfte lieferte die junge Truppe zahlreiche Glanzleistungen ab. Besonders die Donau Arena mutierte zur uneinnehmbaren Festung. Mit dem euphorischen Publikum im Rücken fuhren die Regensburger einen Sieg nach dem anderen ein. So dauerte es bis zum 30. Dezember, ehe mit dem EC Pfaffenhofen erstmals eine Mannschaft alle drei Zähler aus der Donau Arena entführen konnte. Doch Eishockey ist ein schnelllebiges Geschäft und nur zwei Wochen später steht der EV Regensburg plötzlich mit dem Rücken zur Wand. Das Punktepolster ist verschwunden und die Regensburger müssen jetzt ihrerseits eine Aufholjagd starten, um wieder unter die besten acht Teams der Bayernliga zu gelangen. Der Erfolg dieses Unterfangens steht natürlich noch in den Sternen, mit einem negativen Ausgang muss man sich aber trotzdem beschäftigen.
Die Offiziellen des Vereins sind auch in dieser schwierigen Phase offen zu den Fans und ein kurzfristig einberufener Stammtisch soll am morgigen Dienstag die Fragen der Zuschauer klären.
Natürlich wäre das Verpassen der Play-offs eine große Enttäuschung, an der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges sollte es allerdings keinen Zweifel geben. So verzichteten die Regensburger Verantwortlichen bis zum jetzigen Zeitpunkt auf prominente Neuzugänge und versuchen mit beinahe unverändertem Startkader das große Ziel zu erreichen.
Die zuletzt gezeigten Leistungen sorgten zwar für vereinzelten Ärger beim Publikum, doch die Erfolge der Vergangenheit dürfen hierbei nicht vergessen werden. So gelang den Regensburgern in der Vorsaison gleich auf Anhieb der Aufstieg in die Bayernliga. Jedem war klar, dass das Niveau der Bayernliga stark gestiegen ist und kaum eine Partie mehr zum Selbstläufer werden würde. Knappe Endergebnisse gehören zum Standard und zumeist entscheiden nur Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Die Zeit der Pflichtsiege ist in der aktuellen Runde endgültig vorbei.
Dennoch werden die Regensburger von den anderen Mannschaften gerne mal in die Favoritenrolle gedrängt, was aber zumeist auf das Umfeld des Vereines zurückzuführen ist. Als Zuschauerkrösus der Liga ist man zum Siegen verdammt und die Erwartungshaltung enorm. Bisher konnten die Regensburger mit dem Druck gut umgehen, müssen in den folgenden Wochen aber zusätzliche Nervenstärke beweisen, um in der Tabelle wieder nach oben zu klettern. Dabei ist das angesprochene Potential zum Erreichen des achten Platzes natürlich vorhanden, doch oftmals verhinderten zahlreiche Undiszipliniertheiten den Teamerfolg. Niederlagen, bei denen die Regensburger hoffnungslos unterlegen waren, gab es selten, aber am Ende einer Spielzeit fragt danach keiner mehr.
Neben allen negativen Randerscheinungen, birgt die aktuelle Situation aber auch Vorteile. So ist ein spannender Saisonausklang zu erwarten und jede verbleibende Partie hat bereits Endspielcharakter. Sieben Spieltage vor dem Ende der regulären Saison haben die Regensburger ihren Erfolg also noch selbst in der Hand. Rechtzeitig zum finalen Showdown hat sich auch die Personallage wieder entspannt. Die kurzfristige Verpflichtung von Philipp und Markus Weinzierl sorgt für zusätzliche Entlastung. Beide werden am Freitag beim Heimspiel gegen den EV Dingolfing ihr Debüt in der Donau-Arena geben, wenn der Kampf um die begehrten Play-off-Plätze in eine neue Runde geht. (Michael Pohl)