Derbysieg vor ausverkauftem Haus
Derbysieg vor ausverkauftem HausNach den Ergebnissen vom Freitag (der EVL gewann 7:3 in Höchstadt – Memmingen verlor zuhause gegen Weiden mit 1:8) gingen die Lindauer leicht favorisiert in das Spiel – und knüpften gleich an ihre Leistung vom vorherigen Spiel an. Schon im ersten Wechsel gingen die Gastgeber in Führung. Jim Nagle war es, der Memmingens Torhüter Marc Bartsch mit dem ersten Schuss nach 23 Sekunden zum 1:0 überwand. Gerade Nagle brannte wie die anderen ehemaligen Memmingen Mike Dolezal, Daniel Pfeiffer und Martin Valenti auf das Derby und legten gleich nach. Nach exakt zwei Minuten nutzte der Amerikaner auch die erste Überzahl des EVL zum 2:0. Die Islanders hatten den Ton für ein aufregendes Spiel gesetzt, waren aber auch zu euphorisch. Postwendend schlugen die Indians zurück, als Johannes Sigl über die Schulter von EVL- Goalie Michael Gundlach zum Anschluss ins Netz traf (4.). So wog das Geschehen hin und her, beide Teams waren offensiv stets gefährlich. Einen Treffer erzielte im ersten Durchgang aber nur noch Dominic Mahren, der ein schönes Solo mit dem 3:1 krönte. Nur wenig später wechselten die Gäste ihren Torhüter und brachten Juniorenkeeper Sebastian Reisinger, der mehr Sicherheit ausstrahlte, als Vorgänger Bartsch.
Kurz nach Wiederbeginn musste er aber einen kuriosen Treffer hinnehmen. In Unterzahl sprang die Scheibe von der Bande zu Mike Dolezal, der den Puck mit der Rückhand direkt nahm und in die lange Ecke beförderte. Die Gäste hatten zwar erneut durch Sigl wieder eine schnelle Antwort parat. Dem 4:2 in der 26. Minute ließen aber Daniel Pfeiffer (31.) und Milan Liebsch (32.) zwei blitzsaubere Tore folgen. Nach diesem Doppelschlag sahen die Lindauer wie die sicheren Sieger aus. Was danach folgte lässt sich nur mit den eigenen Gesetzen erklären, die nur ein Derby haben kann. „So ein Derby ist eben erst mit der Schlusssirene zu ende. Wir haben nicht nachgesetzt, Memmingen hatte nichts mehr zu verlieren und hat dann im richtigen Moment die Tore gemacht“, sagte EVL- Trainer Willy Bauer. Nicht nur, dass die Allgäuer erneut durch Manfred Jorde in der 34. Minute einen schnellen Gegentreffer setzen konnten als die Hausherren die Scheibe nicht aus der Gefahrenzone bekamen – sie bewiesen mehr Nehmerqualitäten als die Lindauer. Drei Minuten vor der Pause streckte Martin Jainz Dominic Mahren mit einem Check gegen den Kopf nieder. Mahren ließ sich zu einem Revanchefoul hinreißen, nahm seiner Mannschaft den personellen Vorteil einer längeren Überzahl, da Jainz eine Spieldauerdisziplinarstrafe kassierte. Es war eine Szene, die Unruhe bei den Gastgebern hineinbrachte, zudem verlor auch der Schiedsrichter Manuel Vorgeitz im Schlussabschnitt seine Linie komplett und sprach gleich vier zum Teil umstrittene Strafen gegen den EVL aus. Die brachten die Indians, ins Spiel zurück, während bei den Islanders zunehmend die Kräfte schwanden. „Es ist eine unfassbare Fehlleistung, wenn faire Checks mit zwei Minuten geahndet werden“, ereiferte sich der sportliche Leiter des EVL, Bernd Wucher, nach den Strafen, die Derek Switzer und Andreas Neumann mit ihren Schlagschüssen in der 52. und 55. Minute zum 6:5 nutzten. Die Dramatik im vor Stimmung fast überkochenden Eichwald war aber noch längst nicht auf die Spitze getrieben. Das schafften die Islanders selbst, die sich durch einen Wechselfehler um den Sieg in der regulären Spielzeit brachten. 76 Sekunden vor dem Ende bedeutete der Fehler Penalty für die Gäste, bei denen Cheftrainer Jogi Koch kurioserweise im letzten Drittel nicht mehr an der Bande stand. Den Strafschuss verwandelte Martin Löhle mit etwas Glück gegen Gundlach – die Scheibe kullerte gerade noch über die Linie - zum Ausgleich: 6:6.
Dadurch bekamen die Zuschauer noch eine Zugabe, die sie nicht so schnell vergessen werden: Im Penaltyschießen brachte Jim Nagle den EVL zunächst in Führung, die erneut Löhle und Ron Newhook drehten, da Liebsch vergab. Peter Kraus musste als dritter und letzter Lindauer Schütze treffen – was er nervenstark auch tat. In der nächsten Runde war es wieder Nagle der verwandelte und die Islanders in Führung brachte, ehe Willy Bauer den entscheidenden Coup landete. Erneut war Löhle als Memminger Schütze aufgeboten – Bauer wechselte allerdings den Torhüter. Waldemar Quapp kam für den einen Schuss - wehrte diesen mit dem Schoner ab und sorgte für Riesenjubel im Eichwald. „Auch wenn wir einen Punkt verschenkt haben: Wir nehmen den Sieg mit und die Tatsache, dass wir endlich ein Penaltyschießen gewonnen haben“, sagte Bauer. Für die Abstiegsrunde sei dieser Krimi ein Spiel gewesen, aus dem die Lindauer einiges lernen können – vor allem, dass im Eishockey eben auch das Unglaubliche möglich ist.