59:53 – Mahren trifft zum Derbysieg
59:53 – Mahren trifft zum DerbysiegExakt um 19.49 Uhr hatte die Eissportarena Lindau am Sonntagabend ihren ultimativen Statik-Test zu bestehen, so frenetisch waren die Jubelszenen der knapp 1000 Zuschauer beim Lindauer Siegtor. Dominic Mahren hatte im Mitteldrittel die Scheibe abgefangen, überlief zwei Gästeverteidiger und schloss sein unwiderstehliches Solo durch die Beine von Gästetorhüter Thomas Zellhuber ab. Welch ein Comeback für den 23-Jährigen bei seinem ersten Auftritt auf Lindauer Eis nach der Rückkehr aus Buchloe. „Einer meiner schönsten Tage“, sagte der Stürmer und stand mit dieser Einschätzung alles andere als alleine da. „Volle Arena, ein Derbysieg und dann noch das Siegtor durch ein EVL- Eigengewächs. Das sind schon besondere Glücksgefühle“, sagte der sportliche Leiter Bernd Wucher.
Neben dem Ende der Partie hatte es schon der Auftakt in sich. Die am Freitag unter Wert geschlagenen Lindauer hatten sich trotz des 0:3 in Sonthofen Zutrauen in die eigene Leistung erworben und gingen früh in Führung. Der aktuell bärenstarke Matthias Schwarzbart beendete die Lindauer Torflaute schon nach zweieinhalb Minuten mit dem 1:0. Dem folgte nur wenig später ein Lindauer Powerplay, das Tobi Fuchs mit dem 2:0 krönte. Nach fünf Minuten hatten die Islanders eine deutliche Ansage gemacht und gezeigt, dass sie den Favoriten stürzen wollten. Die Bulls allerdings reagierten in diesem offenen Schlagabtausch sofort, scheiterten aber bei ihrem ersten Powerplay am erneut hervorragenden Lindauer Keeper Michael Gundlach. Allerdings kamen die Allgäuer noch im ersten Drittel zurück. Wie die Islanders waren auch die Gäste mit einem Doppelschlag in der 13. und 16. Minute durch Björn Friedl und Marc Sill erfolgreich. Jetzt hatten die 200 Sonthofener Fans - von denen leider einige an diesem Abend durch Sachbeschädigungen und Rangeleien aus der Rolle fielen – Grund zum Jubeln.
Die Partie blieb allerdings fair und ausgeglichen. Beide Teams kämpften verbissen um jeden Zentimeter Eis. Chancen waren reichlich vorhanden, aber wie schon am Freitag spielten beide Torhüter eine tolle Partie. War es erneut Gundlach, der einen großen Anteil daran hatte, dass die Gäste Mitte des zweiten Drittels anderthalb Minuten doppelter Überzahl nicht zur Führung nutzen konnten, so verhinderte Zellhuber auf der anderen Seite in der 33. Minute die Führung, als er einen Penalty von Matthias Schwarzbart meisterte. Spät in diesem Drittel fiel dann doch noch ein Tor. Wieder wehrten sich Islanders mit zwei Mann weniger zunächst erfolgreich, 14 Sekunden vor der Pause - die Gastgeber waren zu viert - traf Patrick Endras zum 2:3. Es sollte nicht das letzte späte Tor der Partie bleiben.
Mit neuem Mut kamen die Lindauer aus der Kabine, überstanden eine weitere – letzte - Unterzahlsituation und drängten mit Macht auf den Ausgleich. Das Risiko, das die Islanders gingen war enorm, so dass auch immer wieder ein vierter Gegentreffer in der Luft lag. Dennoch zeigte die Wucht des EVL Wirkung. Plötzlich standen die Bulls nach Strafen mit zwei Mann weniger auf dem Eis, wobei der EVL zum zweiten Mal an diesem Abend in Überzahl zuschlug. Erneut war es Tobi Fuchs, der in der 54. Minute zum viel umjubelten Ausgleich einschoss. Pavel Mojtek und Milan Liebsch hatten die Vorarbeit geleistet.
Mit einem Punkt nach 60 Minuten und einem Penaltyschießen wären wohl die meisten der Zuschauer in der Eissportarena zufrieden gewesen – aber die Islanders wollten mehr und wurden dafür belohnt, „weil wir einen Willen gezeigt haben, wie bei so vielen Spielen in den letzten Jahren“, sagte EVL-Trainer Willi Bauer.
Als die Spieluhr bei 59:53 stand, sorgte Mahren mit dem Gamewinner für eine grandiose Stimmung und dafür, dass die Lindauer Leidenschaft diesmal belohnt wurde.