ECC Preussen gegen Eisbären Juniors: Derby-Mania in Berlin Volles Haus: Die Stadtrivalen trafen in der Landesliga aufeinander

Heißkalte Leidenschaft auf dem Eis. (Eisbären Juniors)Heißkalte Leidenschaft auf dem Eis. (Eisbären Juniors)
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Ein bisschen war es so, als ob man 20 Jahre in einer Zeitkapsel gesteckt hat. War man in der Vergangenheit gelandet? Oder im Jahr 2018? Volles Haus, fantastische Stimmung. Fragt man einen Eishockey-Fan aus Berlin, was er am meisten vermisst, bekommt man fast überall die Antwort: „Dit Derby!“

Preussen gegen Eisbären, was waren das für legendäre Duelle. Zwei Traditionsklubs, einer aus dem Osten, der andere aus dem Westen – diese Konstellation polarisierte und sorgte für volle Ränge im Wellblechpalast und in der längst abgerissenen Eissporthalle an der Jafféstraße und der Deutschlandhalle.

2002 gab es das Aufeinandertreffen der Stadtrivalen ein letztes Mal auf höchster Liga-Ebene. Dann war es vorbei. Die Preussen/Devils/Capitals gingen pleite und stürzten bis in die Regionalliga ab. Die Eisbären stiegen dagegen zum Rekordmeister der DEL auf.

Verschiedene Welten – inzwischen. Die Bären spielen oft vor über 14 000 Fans, die Preussen vor 200. Doch das Derby elektrisiert. Fasziniert. Immer. Auch wenn es in der Landesliga stattfindet. Der untersten Berliner Spielklasse. Am letzten Sonntag war es wieder mal soweit. In der Halle an der Glockenturmstraße kam es zum Aufeinandertreffen der Stadtrivalen. Der ECC Preussen traf auf die Eisbären Juniors.  Im PO9, so heißt die Heimstätte der Preussen jetzt. Eine Halle auf einem ehemaligen Parkplatz an der Waldbühne. Nur rund 500 Meter Luftlinie von der alten Arena an der Jafféstraße entfernt.

Ein Schmuckkasten, der aus allen Nähten platzte. Die Ränge mit 1000 Zuschauern zum Bersten voll. Keine Stecknadel hätte mehr reingepasst. Retro on Ice. Viele hatten die Trikots von den Helden vergangener Tage übergestreift. Georg Holzmann oder Tom O’Regan auf der einen Seite, René Bielke, Sven Felski auf der anderen.


Was gab es für grandiose Eisschlachten. Wie zum Beispiel am 10. November 1995, als der leider viel zu früh verstorbene Andrej Lomakin die Preussen mit drei Toren fast im Alleingang besiegte. 4:3 nach Verlängerung – vielleicht der emotionalste Erfolg der Eisbären. Die meisten der heutigen Spieler waren damals noch nicht mal geboren. Ost und West – kennen diese Jungs nur vom Hörensagen. Doch jeder weiß um die Brisanz des Derbys.

Retro ist in – und so schwelgten viele der Zuschauer in Erinnerungen. Bei vielen sah man ein glückliches, nostalgisch verklärtes Dauergrinsen im Gesicht. Es sollte alles so sein wie früher. Die Fans der Eisbären trafen sich traditionell an der Weltzeituhr am Alex. Gemeinsam ging es mit der S-Bahn Richtung Olympiastadion. Die Zeit war günstig, hatte der schon für die Play-offs der DEL qualifizierte EHC doch ein spielfreies Wochenende.      

Auf den Rängen war im wahrsten Sinne des Wortes alles beim Alten. „Die Nummer 1 der Stadt sind wir“, donnerte es dem prall gefüllten Bären-Block. Die Preussen konterten, dass sie „Fahrrad ohne Dynamo“ bevorzugen würden. „Charlottenburg gehört nicht zu Berlin“, antwortete der EHC-Anhang postwendend. Alles fair. Alles friedlich. Familientauglich. In den Farben getrennt – in der Sache vereint. Wir sind alle Eishockey-Fans ist in heutigen Zeiten das Motto. Der Stadion-DJ trug zum allgemeinen Retro-Feeling bei, spielte unermüdlich die Hits der 90er. „Ein bisschen Spaß haben, singen, klatschen“, brachte es Robbi Haschker von den Eisbären auf den Punkt.

Am Ende stand eine 3:7-Niederlage der Preussen. Und ein lautstarkes Uffta zwischen den Fans der Bären und ihrem Team. Alte Zeiten. Schöne Zeiten. Aber nicht ewig gestrig. Im Gegenteil. Zurück in die Zukunft sozusagen. Denn alle, die am Sonntag dabei waren, treibt eine Hoffnung an. Dass es das Derby bald wieder auf der ganzen großen Eishockey-Bühne gibt.     

Anmerkung: Dass es viel wichtigere Dinge als Eishockey gibt, zeigte sich am Rande der Bande. Spontan funktionierten die Fans der Bären ein Banner um. „RIA, gute Besserung“, stand darauf zu lesen. Die 14-Jährige, von Beginn an im Kids Club des EHC dabei, kollabierte auf dem Weg zum Spiel und liegt im künstlichen Koma. Hockeyweb wünscht viel Kraft und gute Besserung.   

Übrigens: Am Mittwoch steigt in der Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL) im Wellblechpalast das erste Play-off-Finalspiel zwischen den Eisbären Juniors und den Jungadlern Mannheim (16.30 Uhr). Der Eintritt ist frei! Nach dem Spiel wartet ein Shuttlebus, mit 60 Plätzen, um die Fans zum Spiel zum Spiel der großen Bären gegen die Grizzlys Wolfsburg (19.30 Uhr) in die Mercedes-Benz-Arena zu fahren. Der Shuttle ist kostenfrei und wird von Müllers Fanshop gesponsert.         


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