Widerstand war am Ende zwecklos

Eishockeyspiele haben die eigentümliche Angewohnheit, über 60 Minuten zu gehen. Diese Erfahrung mussten am Freitagabend die Spieler des FASS. beim insolventen Tabellenführer Blue Lions Leipzig machen. Dabei sah es zwischenzeitlich sehr gut aus für die Mannschaft aus dem Norden Berlins, führte man doch in der 27. Minute in der Messestadt durch Treffer von Jari Pietsch und Fabio Patrzek mit 2:1. Am Ende jedoch gewann der Spitzenreiter mit 8:3.
Begonnen hatte es zunächst wie erwartet. Die Lions, die mit ihrem letzten Aufgebot, und das waren immerhin noch dreizehn oberligaerprobte Spieler und zwei Torwarte, angetreten waren, sahen sich einer personell gleichstarken FASS-Mannschaft gegenüber. Ausgewogene Verhältnisse in dieser Hinsicht, der Spielverlauf gestaltete sich im ersten Drittel anders. Die Hausherren berannten das von Sebastian Albrecht gehütete Berliner Gehäuse, die Führung folgte in der sechsten Minute, Michal Rohacik der Schütze. Auch in der Folge konnte sich die Berliner Abwehr inklusive ihres Torhüters nicht über Arbeit beklagen, so sehr drängten die Lions auf eine frühzeitige Entscheidung. Weitere Treffer gegen die defensiv eingestellte Formation des FASS blieben wohl zum Ärger der über 700 anwesenden Fans jedoch aus. Und da die Mannen von Chris Lee ihrem Konzept treu blieben und die Lions immer offensiver wurden, ergaben sich auch Lücken. Eine davon nutzten Rumid Masche und Jari Pietsch. Der älteste Berliner Stürmer erkämpfte sich im eigenen Drittel die Scheibe, Jari Pietsch nahm diese dankend auf, zog bis ins Drittel der Leipziger und konnte mit einem Rückhandschuss über die Schulter von Adam Ondraschek den zu diesem Zeitpunkt überraschenden Ausgleich erzielen (15.). Dabei blieb es dann auch in diesem Abschnitt, den die Leipziger zwar bestimmt hatten, aber auch zu nachlässig mit ihren Möglichkeiten umgegangen waren.
Das zweite Drittel begann wie das erste geendet hatte. Leipzig stürmte, FASS verteidigte und lauerte auf Kontermöglichkeiten. Die 27. Minute sollte dann die Hoffnung auf eine Überraschung verstärken. Sebastian Lehmann saß auf der Strafbank, als sich Christian-Alexander Leers auf der linken Seite durchsetzte und mustergültig auf den mitgelaufenen Fabio Patrzek passte. Der machte kurzen Prozess und hämmerte die Scheibe zur überraschenden Führung in die Maschen des Leipziger Gehäuses. Was danach folgte, lässt sich nur schwer erklären, denn innerhalb von 180 Sekunden wurde aus der Führung ein Zwei-Tore-Rückstand; Florian Eichelkraut (28.) Jens Müller (29.) und Sebastian Lehmann (30.) machten aus dem 1:2 ein 4:2. Insbesondere das 3:2 sorgte für Diskussionen, da Michal Rohacik solange bei Sebastian Albrecht nachstochern konnte, ohne dass ein Verteidiger eingriff, geschweige denn ein Pfiff ertönte. Die dann frei gewordene Scheibe musste von Jens Müller nur noch über die Linie bugsiert werden. Nach dem vierten Tor für die Lions fingen sich die Berliner wieder, der Anschlusstreffer von Benjamin Hüfner bei doppelter Überzahl gab erneute Hoffnung. Von der blauen Linie in Richtung Tor tanzte er mit einer Drehung um die eigene Achse einen Verteidiger aus und ließ dem Leipziger Goalie mit seinem Handgelenkschuss keine Chance (35.). Bei diesem Stand endete das zweite Drittel, in dem sich die Akademiker effektiv gegen den Tabellenführer gewehrt hatten, aber Unkonzentriertheiten kein besseres Zwischenergebnis zuließen.
Die letzten 20 Minuten begannen dann aber alles andere als gut. Beim ersten Bully im FASS-Drittel nach elf Sekunden sprang die Scheibe genau auf den Schläger von Daniel Bartell, der sofort abzog und an Sebastian Albrecht, dem die Sicht verdeckt war, vorbei zum 5:3 traf. Danach machten die Gastgeber das, was der Mannschaft von FASS bis dahin gelungen war. Hinten gut stehen und auf Konter lauern. Gegen die nun aufgerückte Mannschaft des FASS waren die Treffer sechs (53./UZ), sieben (57.) und acht (58.) die Folge eines ungewöhnlichen Abends, bei dem das Team von FASS an die kollektive Auszeit im zweiten Drittel noch lange denken wird. Erneut gut gespielt und gekämpft, teuer verkauft und wieder mit leeren Händen nach Hause; dieses Fazit kennt man beim Tabellensiebenten in letzter Zeit nur zu gut.
Chris Lee nach dem Spiel: „Es war ein schnelles Spiel und es ist schwer, mit so einer professionellen Mannschaft das Tempo mitzugehen. Die Mannschaft hat wieder gut gekämpft, aber leider wurden wir dafür erneut nicht belohnt.“