Lohn der Mühe

Dank einer taktischen Meisterleistung, enormem Kampfgeist und dem überragenden Christian Krüger gewann FASS Berlin bei den Wild Boys Chemnitz mit 3:2 (1:0, 1:2, 1:0) und blickt nun wieder in Richtung obere Tabellenhälfte der Regionalliga Ost.
Dabei waren die Voraussetzungen für diesen Erfolg alles andere als gut. Am Sonnabendnachmittag meldeten sich in dem sowieso schon arg dezimierten Kader auch noch Rumid Masche (erkrankt) und Benjamin Hüfner (kam in der 2. Liga für Dresden zum Einsatz) ab. Damit blieben Trainer Chris Lee gerade noch elf Feldspieler und zwei Torhüter zur Verfügung. Und das in einem Spiel, wo man mit den Wild Boys Chemnitz auf ein Team traf, das mit vier Siegen aus den letzten sechs Spielen einen deutlichen Aufwärtstrend verzeichnete. Tags zuvor hatten die Gastgeber sogar noch mit 7:4 in Schönheide gewonnen.
Das erste Drittel begann dann auch wie erwartet. Die Wild Boys übernahmen das Kommando, FASS wartete zunächst ab. Dass man sich dort aber nicht kampflos ergeben würde, wurde auch schon in der Anfangsphase deutlich. In der zweiten Minute prüfte Tim Harloff nach einem schnellen Konter mit einen Schuss Tim Schnelle im Tor der Chemnitzer. Kurz nach dieser Aktion verletzte sich dann auch noch Kapitän Lucien Aicher an der Hand und schied aus, die Berliner also nur noch zu zehnt. Danach sahen sich die Weddinger über mehrere Minuten in die Defensive gedrängt, mehrere Möglichkeiten der Gastgeber waren die Folge. Jedoch nicht mit dem von den rund 300 Zuschauern erwarteten Erfolg, da Christian Krüger stets auf dem Posten war. Und alles, was der Berliner Goalie nicht in die Finger bekam, ging am Tor vorbei oder wurde von einem Spieler vor der Torlinie aufgehalten. Aber die Akademiker blieben gefährlich. Ein schneller Gegenstoß in der zehnten Minute über Christian-Alexander Leers und Tim Harloff vollendete Fabio Patrzek zum zu diesen Zeitpunkt ein wenig überraschenden 0:1. Danach das gleiche Bild. Chemnitz drückte zwar, die Berliner konnten aber immer wieder stören und damit auch den Spielfluss unterbinden. Gefahr entstand in dieser Phase nur durch Einzelaktionen, die aber ihre Endstation in Christian Krüger fanden. 0:1 hieß es auch nach 20 Minuten. Allerdings fing sich Andre Winkler kurz vor der Pause noch die einzige Strafe in diesem Abschnitt ein und das sollte Folgen haben.
Denn nach 49 Sekunden im zweiten Drittel musste sich der Berliner Schlussmann erstmals geschlagen geben. Klemens Kohlstrunk konnte eine Vorlage von Julius Michel zum 1:1 vollenden. In der 22. Minute hatten die Wild Boys dann die große Möglichkeit zur Führung, da Tim Harloff und Fabio Patrzek kurz nacheinander auf die Strafbank mussten. Doch FASS blieb auch in dieser Situation noch gefährlich. Nach einem gewonnenen Zweikampf wurde der Puck auf den durchstartenden Christian-Alexander Leers gespielt, der kurz vor dem Gehäuse von Tim Schnelle nur durch ein Foul gestoppt werden konnte. Hauptschiedsrichter Morlock gab zu Recht einen Penalty, den Leers selber ausführte. Leider zielte er zu genau, denn für den bereits geschlagenen Schnelle rettete deutlich hörbar das Torgestänge und es blieb beim Unentschieden. Und als die Berliner dann nur noch elf Sekunden Unterzahl hatten, musste sich Christian Krüger zum zweiten Mal geschlagen geben. Wiederum war es Klemens Kohlstrunk, der das 2:1 erzielte. Wer nun dachte, FASS würde aufstecken, sah sich getäuscht. Keine Scheibe wurde verloren gegeben, keinem Zweikampf ausgewichen, womit die personell überlegenen Chemnitzer ihre Probleme hatten. Strafzeiten sollten dann in der fairen Partie, mit der Hauptschiedsrichter Morlock wenig Mühe hatte, die Entscheidung herbeiführen. Ließ das Team von Chris Lee noch die erste Strafzeit für die Wild Boys in der 26. Minute ungenutzt, erzielten sie mit der zweiten den Ausgleich. Jan Schmidt setzte mit einem Pass Jari Pietsch in Szene, der auf der rechten Seite davonzog und dann für Fabio Patrzek auflegte - 2:2 hieß es nach 36 Minuten und dabei blieb es auch bis zur Pause.
Im letzten Drittel das gleiche Bild. Die Wild Boys hatten zwar mehr Spielanteile, aber die Berliner bestimmten das Tempo. Wenn es erforderlich war, wurde es rausgenommen oder erhöht, je nach Bedarf. Und bei Krüger war weiterhin Endstation. Eine unglückliche Aktion eines der auffälligsten Chemnitzer, Michal Vymazal, brachte FASS auf die Siegerstraße. Thomas Leibrandt zog an dem Tschechen vorbei und dieser wollte sich mit einem Haken behelfen. Dabei kam jedoch der Schläger zu hoch, traf den Berliner Verteidiger im Gesicht und dieser trug einen blutenden Cut in Wangenhöhe davon. Hauptschiedsrichter Morlock blieb keine Wahl und er verhängte eine Spieldauerdisziplinarstrafe gegen den "Wild Boy" mit der Nummer 23 (51.). Phillipp Labuhn war es dann, der einen Abpraller von Schnelle nach einem Schuss von Patrick Balko mit der Rückhand zum entscheidenden 3:2 nutzte (53.). Dass man mit diesem Tor auch eine fast unglaubliche Überzahleffizienz von 66,6 % (2/3) erreicht hatte, sei nur am Rande erwähnt. Die Berliner igelten sich fortan förmlich ein und überließen den Gastgebern in den restlichen Minuten das Eis. Doch das Bollwerk um Christian Krüger hielt und auch die Herausnahme von Tim Schnelle brachte nichts mehr ein. Es blieb schließlich beim 3:2 für FASS, die nach zuletzt fünf sieglosen Spielen, in denen sie ständig gute Leistungen ablieferten, immer mit leeren Händen das Eis verließen, wieder drei Punkte einfuhren.