Die Rückkehr von Preußen Krefeld
4:6 nach 4:0 - Krefeld verschenkt SiegEs war der 2. März 1951 – da feierte Krefeld die erste Deutsche Eishockey-Meisterschaft. Nein, nicht der Krefelder EV. Der war erst im Jahr darauf an der Reihe. Es waren die Spieler von Preußen Krefeld, die einen 0:2-Rückstand gegen den EV Füssen drehten, 3:2 gewannen – und damit den ersten Eishockey-Titel überhaupt nach Nordrhein-Westfalen holten. 20 Jahre später jedoch war Schluss. Das Geld fehlte im Juli 1971, also gingen einige Preußen. Andere, allen voran der 51er Meister Rudi Weide, hoben das Duisburger Eishockey beim DSC Kaiserberg aus der Taufe.
Der Name Preußen Krefeld jedoch, der verschwand von der Eishockey-Landkarte. Den KTSV Preußen gibt es noch, aber eben ohne Eissport. Doch die Preußen kehren zurück. Denn aus dem Verbandsligisten SC Krefeld wurde jetzt der SC Krefeld „Die Preussen“.
36 Jahre später. Einfach so per Namensänderung. Ist das nicht ein wenig künstlich? Nicht wirklich. Denn der SC Krefeld, das ist eben auch Wolf Herbst, den viele einfach Lupus nennen. „Ich habe mich hier ja auch engagiert, weil ich beim SC Krefeld spielen konnte“, schmunzelt er. Und das hat der Goalie auch lange getan. „Selbst heute trainiere ich noch mit“, sagt der Mann, der die 60 bereits überschritten hat. Warum auch nicht? Dass er es kann, hat er vielen bewiesen. Auch er ging nach Duisburg, beteiligte sich dort am Aufbau in den frühen 70ern. Und 1977, da wurde er Deutscher Meister mit den Kölner Haien. Einmal trug er auch das Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Doch, wo er auch spielte, im Herzen blieb er ein „Preuße“. „Heute noch gehe ich jeden dritten Donnerstag im Monat zu unserem Preußen-Stammtisch“, erzählt Lupus Herbst. Und als er von der Idee erzählte, dem SC Krefeld den Beinamen „Die Preussen“ zu geben, „da stieß das sofort auf Gegenliebe“.
Die Idee ist gar nicht so neu. Damals bei der Gründung der Schlittschuh-Clubs Krefeld hatte Herbst sie zum ersten Mal. Das war 1978, als der Krefelder EV 1936 in die Pleite ging. Die Idee war aber erst einmal vom Tisch, als der EHC Krefeld die Nachfolge des KEV antrat und sich 1981 in Krefelder EV 1981 umbenannte. Ohnehin EHC – auf den Trikots stand auch weiterhin KEV. Aber das ist eine andere Geschichte.
Also ging es beim SC Krefeld in kleinem Rahmen weiter. „Wir haben sogar an die Tür zu höheren Ligen geklopft“, erinnert sich Herbst, der dafür sorgte, dass sich der Schlittschuh-Club seit seiner Gründung aus allen finanzielle Eskapaden heraushielt. Auch wenn das hieß, dass der sich der sportliche Erfolg in Grenzen hielt. „Zuletzt ging es für uns meist irgendwo zwischen Verbandsliga und Landesliga hin und her“, zuckt Herbst mit den Schultern. Die vergangene Saison verbrachte der SCK gar nur in der Bezirksliga, wo Lupus senior sogar noch ein Spiel absolvierte. Ach, und Volker Kaiser, ein alter Weggefährte, geht auch noch regelmäßig aufs Eis. Zumindest im Training.
Nach der vergangenen Saison suchte der LEV NRW dann jedoch noch einen Verbandsligisten. „Ich hatte ja nie gedacht, dass wir die Chance dazu bekommen. Denn schließlich wurde etliche Mannschaften vor uns gefragt, ob sie nachrücken wollten.“ Doch alle winkten ab. Und als die Reihe an den SC Krefeld kam, da sagte Herbst ja.
Denn schon zuvor hatte er Kontakt zu Thomas König, ursprünglich übrigens ein KEVer, aufgenommen. Bereits vor vier Jahren hatten die beiden Kontakt. Regionalliga wollten sie mit dem Schlittschuh-Club spielen. Auch an die „Preussen“ hatten sie gedacht. Da aber der SC mangels Eiszeit und der übermächtigen KEV-Nachwuchsabteilung selbst keine Jugendarbeit leisten kann, wäre alleine pro Jahr 9000 Euro Strafabgaben auf den Verein zugekommen. „Deswegen kam das damals nicht zustande.“ König engagierte sich in Moers, dann in Grefrath. Als das dort im Streit auseinander ging, suchte König wieder den Kontakt zu Lupus Herbst. „Wir hätten auch ohne Thomas weitermachen können. Schließlich haben wir es auch vorher geschafft“, war Herbst dennoch von den neuen Möglichkeiten angetan. „Es ist ja nicht so, dass wir Unsummen bekommen und ausgeben. Aber für uns sind ja schon 1000 Euro eine ganze Menge.“
Nun haben die neuen „Preussen“ eine Mannschaft aufgestellt, die sich in der Verbandsliga NRW einiges ausrechnet. „Unser Ziel ist es, die Aufstiegsrunde zur Regionalliga zu erreichen“, sagt Herbst, weiß aber auch, „dass das sehr schwer wird. Die Essener 1b-Mannschaft und die Ratinger Ice Aliens sind sehr stark.“ So unterlagen die Preussen am ersten Spieltag bereits mit 1:4 gegen die Moskitos-Reserve. „Aber an unserem Ziel halten wir fest“, will Herbst noch lange nicht aufgeben.
Schön war: Es kamen 176 Zuschauer. „Früher hatten wir oft gar keine Zuschauer. Außer wenn mal Vereine mit vielen Fans kamen.“ Und auf gute 200 hofft Herbst schon. Alleine der wiederbelebten Preußen-Tradition wegen. „Na ja“, ergänzt er, „wir werden ja wohl auch ein paar Spiele gewinnen.“ Und die Preise halten sich in Grenzen. Drei Euro für Erwachsene, zwei Euro für Jugendliche. „Mit den ersten Einnahmen konnte ich immerhin schon einmal die Schiri-Gebühren bezahlen“, freut sich Herbst. Und auf der Eintrittskarte (Bild), die die Fans erstehen können, ist bereits eine preußische Pickelhaube zu sehen. „An einem neuen Vereinsemblem arbeiten wir noch.“
Und für alle Traditionalisten hat Wolf Herbst noch etwas parat. „Wir bekommen noch ein Retro-Trikot, das aussieht wie in den 60er Jahren“, lächelt er kurz und sagt: „Der Stoff ist natürlich ein anderer. Ganz modern.“ Wer die Preussen sehen will, kommt mit den DEL-Pinguinen nichts ins Gehege. Samstags, 19.30 Uhr. Das ist der Heimspieltermin. Jetzt noch eine komplett eigene Kabine, eine Eiszeit mehr als die beiden jetzigen. Und alles wäre im Sinne von Wolf Herbst. Einen Streit mit dem KTSV Preußen Krefeld befürchtet er nicht. „Preußen ist ja nur unser Beiname, der Verein heißt weiterhin SC Krefeld. Wenn die Leute uns dann ,Preußen Krefeld’ nennen, ist das ja nicht unsere Schuld.“
Und wer hat schon etwas gegen die Tradition eines Meisters von 1951…? (Friedhelm Thelen)
Das aktuelle Verbandsligateam des SC Krefeld „Die Preussen“:
Tor: Thomas Wilmen, Lothar Scholz, Dennis Rudolph.
Verteidigung: Rudolf Lorenz, Lars Budweg, Christian Robens, Florian Lüttges, Richard Wefers, Wolf Herbst jr., Pavel Mann.
Sturm: Niclas Wilmen, Fabian Peelen, André Gorgs, Nils Peil, Felix Huber, Sascha Drehmann, Marco Hellwig, Patrick Büren, Matthias Holzki, Tobias Großecker, Simon Großecker, Jannick Joosten, Marcel Ackers.
Trainer: Wolfgang Hellwig, Christian Hollmann.