Die Probleme im Berliner Velodrom

Vorteil PreussenVorteil Preussen
Lesedauer: ca. 4 Minuten

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz erklärten Vertreter des ECC Preussen Juniors Berlin und des Berliner Radsport-Verbandes (BRV), wie sich Berlins Politiker den Ablauf im Velodrom vorstellen. Fazit: Die Nutzer des Velos dürfen sich „warm anziehen“.

Es gab verschiedene Planungen, um die Deutschlandhalle zu schließen und die Eissportler in einer Zwischenlösung unterzubringen. Neben einem Hangar auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof, was an einer Modemesse scheiterte, und der an einer Torflinse gescheiterten Lösung am Eisstadion Wedding war auch ein Bau an der Paul-Heyse-Straße angedacht. Am Ende war es dann das Velodrom, das Seitens des Senats überraschend auf den Plan gerufen wurde. Nun erklärten Vertreter der betroffenen Parteien, welch gravierende Probleme auf alle Velo-Benutzer zukommen würden.

Grundsätzlich erklärten sich der Präsident des BRV, Wolfgang Scheibner, und Landestrainer Dieter Stein bereit, mit den Eissportlern zusammenzuarbeiten. So wurden auch schon die Kabinen entsprechend verteilt. Ein Problem bei der Unterbringung der Eissportler ist die durch das Eis entstehende Luftfeuchtigkeit. Das im Velodrom verlegte Holz verträgt nicht mehr als 30 Prozent Luftfeuchtigkeit. Es ist aber zu erwarten, dass diese höher sein wird. Ein Versuch in München, in einer Halle Radsportler und Eissportler unterzubringen, scheiterte daran.

Ein weiteres Problem ist die Hallentemperatur. Radfahrer brauchen eine Temperatur von rund 20 Grad. Momentan wird diese nicht erreicht. Im Durchschnitt liegt sie bei 14 bis 18 Grad. Wenn nun noch eine Eisfläche eingebaut wird, dürfte die Temperatur weiter sinken. Selbst beim Sechs-Tage-Rennen beklagen sich die Fahrer über die niedrigen Temperaturen. Den Senatsverantwortlichen scheint dies egal zu sein. Mit „dann müssen sich die Radsportler eben wärmer anziehen“ kommentierten diese die Einwände der Radsportler. Das Velodrom bietet als einzige Halle Deutschlands eine Radbahn, die internationalen Ansprüchen genügt. Sollte es durch die Eisanlage zu Problemen kommen, wäre eine Durchführung von Weltcuprennen, wie es sie auch dieses Jahr gibt, oder gar Weltmeisterschaften gefährdet.

Das größte Problem aber dürfte der gemeinsame Trainingsbetrieb sein. Denn die Radsportler sollen zeitgleich mit den Eishockeyspielern trainieren. Landestrainer Dieter Stein hat Angst um seine Sportler: „Wenn Eishockeyspieler trainieren, kommt es zu zusätzlichem Lärm. Wie soll ich meinen Sportlern Anweisungen geben, wenn ständig Pucks gegen die Bande knallen? Die Eisfläche ist sehr nah an der Radbahn. Es könnte durchaus passieren, dass sich Sportler erschrecken, wenn Pucks in ihrer Nähe mit voller Wucht an die Bande knallen. Dazu die Luftfeuchtigkeit, da könnte es durchaus passieren, dass Sportler ins Rutschen kommen.“ Trotz Willens der Zusammenarbeit sehen die Verantwortlichen der Radsportler also große Probleme auf sich zukommen.

Nicht viel besser wird die Situation für Berlins Eissportler. Zwar wusste man beim ECC schon zu Saisonbeginn, dass die Deutschlandhalle am 30. April 2009 geschlossen wird, bis zum Jahresende wurde man aber von verschiedenster Stelle immer wieder vertröstet, dass es schon eine adäquate Ersatzlösung für die Deutschlandhalle geben wird. Der ECC Preussen Juniors Berlin, der ja komplett von der Deutschlandhalle ins Velodrom ziehen soll, sieht erhebliche Probleme auf sich zukommen. Kein Wunder, von 235 Tagen, die im Velodrom für den Eissport vorgesehen sind, stehen den Eissportlern nach momentanen Stand nur 131 Tage zur Verfügung. Der Rest, also 104 Tage, ist durch Veranstaltungen verschiedenster Art geblockt. An einen Trainings- und Spielbetrieb wie es ihn bisher gab, ist also nicht zu denken.

Der ECC hat für seine Nachwuchsmannschaften beim DEB eine Verlängerung der Meldefrist auf den 8. August gestellt. Denn momentan kann nicht gesagt werden, ob der Verein alle Nachwuchsmannschaften am Spielbetrieb teilnehmen lässt. Schließlich müsste erst geklärt werden, wo diese spielen sollen. Der Verein hat für den 4. August eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Hier soll nach Möglichkeit geklärt werden, welche Mannschaften gemeldet werden.

Jugendwart Oliver Schreiber sorgt sich auch um die Nachwuchsarbeit des Vereins. So zum Beispiel das Jugendinternat oder die Kooperation mit der Poelchau Schule. Anfragen für das Jugendinternat gab es schon, bisher hat der Verein aber keine neuen Nachwuchsspieler nach Berlin geholt. Die Verantwortung könne nicht übernommen werden, solange nicht klar ist, wie es bei Berlins Eissport weitergeht. Auch die Kooperation mit der Poelchau Schule würde problematischer werden. Die Schule liegt in Charlottenburg, die Trainingszeiten wären im Velodrom. Ob dies durchführbar ist, dürfte sehr fraglich sein.

Fast schon ironisch mutet es da an, dass der Verein im September vom Senat für die beste Nachwuchsarbeit Berlins in der Sparte Eishockey geehrt wird. Auch der finanzielle Aufwand wird für den Verein im Velodrom höher sein, als in der Deutschlandhalle. Ein eigenes Catering wird es nicht mehr geben. Die Einnahmen hieraus gingen in die Nachwuchsarbeit. Und auch der Sicherheitsdienst wird dann nicht mehr vom ECC gestellt, sondern kostenpflichtig vom Hallenbetreiber.

Am 23. Juli findet das nächste Treffen von Senat, Landessportbund Berlin, BEV und BRV statt. Hier soll noch einmal darauf hingewiesen werden, wie viele Eiszeiten dem BEV im Velodrom verlorengehen würden. Die anwesenden Vertreter des Sports wiesen darauf hin, dass die Zusammenarbeit mit den Senatsstellen sehr gut war. Das letzte Wort habe aber der Senat.

Das Thema Velodrom dürfte also noch für Diskussionen sorgen. Dabei wäre dies eigentlich überflüssig. Denn im Sommer wurde das Velodrom schon einmal als Ersatzlösung ins Gespräch gebracht. Das Thema war aber schnell begraben, da die Hallenbetreiber der Meinung waren, dass es wegen der hohen Luftfeuchtigkeit Probleme an der Radbahn geben könnte. Nun existieren diese Probleme offensichtlich nicht mehr. Nun haben also nicht nur die Eissportler der „Sportstadt Berlin“ Probleme, sondern auch die Radfahrer. Sollte es wirklich zu dieser Lösung kommen, wäre dem Eissport nur bedingt geholfen. Es könnte dann durchaus zu Einschränkungen im Spielbetrieb kommen. (Norbert Stramm – Radio Eiskalt)

Jetzt die Hockeyweb-App laden!