Der unbekannte Regionalligist: 1. Aschaffenburger EV

Wer in den Regionalligen spielt, ist einfach auszumachen. Ein Blick auf die Tabellen, und die Teams sind bekannt. Aber stimmt das? Denn ein Verein ist dort nicht zu finden. Nicht einmal im „richtigen“ Landesverband. Denn Aschaffenburg liegt in Bayern – spielt aber in der Regionalliga Hessen. So ein wenig zumindest. Denn in dieser Saison kooperiert der 1. Aschaffenburger EV mit der TSG Darmstadt. Die Teams starteten freilich unter dem Namen der TSG.
Der 1. AEV startet gerade einen Neuaufbau; da bot sich die Kooperation mit dem Darmstädter Verein an. Dabei war in Aschaffenburg in der vergangenen Saison kein Eishockey möglich. „Unsere Eishalle wurde im Herbst 2006 vorübergehend geschlossen, da man marode Holzleimbinder, die das Dach tragen, entdeckt hatte. Mit der Katastrophe von Bad Reichenhall noch im Hinterkopf, sah sich die Stadt Aschaffenburg gezwungen die Halle zu schliessen, was für unseren Verein eine Katastrophe war“, berichtet Stefan Himmler, der Sportdirektor der Aschaffenburger. Eine erste Mannschaft hatte der Verein damals zwar nicht im Spielbetrieb, doch die Nachwuchscracks des Vereins bildeten Spielgemeinschaften mit dem ESV Würzburg. Diese SGs mussten gelöst werden. In Darmstadt und auf der Freifläche in Rossdorf konnte der Verein immerhin zwölfmal trainieren, das war’s dann aber auch schon.
Doch Hilfe nahte. Der Stadtrat beschloss, die Halle für 1,2 Millionen Euro sanieren zu lassen. Gemeinsam mit der TSG startete der 1. AEV schließlich neu. „Die Kontakte gab, weil es schon vor Jahren einmal Spielgemeinschaften mit Darmstadt gab“, so Himmler. Nach der Trennung des Darmstädter Eishockeys in zwei Clubs nahmen die Aschaffenburger den Kontakt zum neuen TSG-Vorstand auf – und die SG war schnell eine beschlossene Sache. „Wir haben dabei natürlich versucht, in dem Streit der beiden Darmstädter Clubs keine Partei zu beziehen.“
Die Kooperation schlägt sich allerdings vor allem in der zweiten Mannschaft der TSG nieder, die zu rund drei Vierteln aus Aschaffenburger Spieler besteht; im Regionalliga-Kader sind nur drei AEV-Cracks dabei: Dominik Wich, Lars Möhn und Bernd Schreiner.
„Unser Ziel ist es wieder regulär am Spielbetrieb, Nachwuchs und Senioren, teilzunehmen. Die derzeitige Kooperation ist ein guter Schritt für uns, da fast alle Spieler Aschaffenburgs auch Spielpraxis sammeln können. Mittelfristiges Ziel ist es eine eigene erste Mannschaft zu stellen und im Nachwuchs zumindest eine eigene Mannschaft anzumelden“, erklärt der AEV-Sportdirektor. „Die Nachwuchsarbeit soll intensiviert werden, und langfristig wollen wir dorthin kommen wo das Aschaffenburger Eishockey einmal war, nämlich in die Regionalliga.“ Bezahlte Spieler soll es beim AEV jedenfalls nicht geben. „Wir denken aber, dass mit vernünftiger und solider Nachwuchsarbeit eine Basis hierfür geschaffen werden kann. So sind bei uns ausschließlich lizenzierte Trainer für die Planung und Durchführung des Trainings verantwortlich.“
Mit Stefan Himmler hat der AEV-Vorstand einen Mann für den Verein gewinnen können, der bei den Cardiff Devils in Großbritannien sogar schon internationale Eishockeyluft schnuppern konnte. „In Cardiff habe ich zunächst nur im Management gearbeitet und war auch im Nachwuchsbereich aktiv und habe Spieler für die erste Mannschaft gescoutet“, berichtet Himmler von seiner Erfahrung in Wales. „Als dann Headcoach Glenn Mulvenna gefeuert wurde, haben Spieler Ed Patterson und ich an der Bande kurz übernommen, bevor Dave Whistle zu uns kam. Whistle und ich kamen so gut miteinander aus, dass ich anschließend weiter für ihn Spieler gescoutet habe und neben meinen anderen Office-Tätigkeiten als sein Assistent mit an der Bande stand.“ Auf seine eigene Person legt Himmler selbst aber nicht so viel wert. „Mit der 1. Vorsitzenden Martina Richmond und dem 2. Vorsitzenden Norbert Kolb bilden wir ein gutes Team“, betont der Sportdirektor.
Ein Aschaffenburger hat es übrigens bereits in höhere Gefilde geschafft. Denn Sven Breiter, der derzeit für den EC Hannover Indians in der Oberliga aktiv ist, fing beim damaligen WSV Aschaffenburg (der 1. AEV ist eine Ausgliederung aus dem Gesamtverein) an, schaffte in der vergangenen Saison mit dem EHC Wolfsburg gar den Aufstieg in die DEL.
Keine allzu schlechten Voraussetzungen also, damit aus dem unbekannten, versteckten Regionalligisten bald wieder ein waschechter Regionalligist werden kann . . . (the)