Beachboys schaffen Überraschung
Gemeinderat Timmendorf will Eishalle schließenEine Riesenüberraschung gelang den Beachboys am vierten Spieltag der Regionalliga Nord vor 582 Zuschauern auf heimischen Eis. Der EHC Timmendorfer Strand schlug den haushohen Meisterschaftsfavoriten ESC Harzer Wölfe Braunlage mit 5:4 (0:2, 3:0, 2:2). Die Wölfe starteten am Freitag mit einem 9:3-Auswärtssieg bei den Langenhangen Jets in die Saison. Davor bestritt der ESC 13 Saisonvorbereitungsspiele, eine ungewöhnlich hohe Anzahl für einen Regionalligisten.
Die Beachboys starteten mit Goalie Björn Reinke, welcher am Freitag bei den Towers am Pferdeturm auf der Bank Platz nehmen musste. Matthias Rieck stand mit einer souveränen Leistung im Kasten. Frei vor dem Tor tauchte Rino Schroeder nach eineinhalb Minuten auf, legte den Puck aber knapp am Braunlager Kasten vorbei. In der 3. Spielminute stocherte Stefan Bilstein den Puck nach Riesenverkehr vor dem Timmendorfer Gehäuse zum 0:1 ins Tor. Korbinian Witting checkte Andreas Bippus mit einem sehr harten, aber fairen Check um. Bippus blieb kurz auf dem Eis liegen, konnte nach einer kleinen Erholungspause auf der Bank jedoch weiterspielen. Im Mittelkreis kam es nach dem Check zu einer kleinen Rangelei, welche aber für beide Mannschaften straffrei blieb. Benjamin Schulz traf nur den Pfosten in der fünften Spielminute, Glück für die Beachboys. Nun schickte Schiedsrichter Janus die beiden Beachboys Christian Herrmann und Jürgen Brümmer wegen Stockchecks auf die Strafbank. Stefan Bilstein nutze das Überzahlspiel zum 0:2. Die Beachboys waren noch nicht da, hatten anscheinend Probleme mit der Zeitumstellung, denn sie kamen kaum raus aus ihrem Verteidigungsdrittel. Goalie Björn Reinke und die Latte nach einem Schuss von Ex-Beachboy Alexander Deibert in der 19. Spielminute verhinderten einen höheren Rückstand des EHCT 06.
Timmendorfs Coach Matthias „Matze“ Schnabel hatte anscheinend Fußball geguckt am Samstag und machte es seinem Trainerkollegen aus München gleich: Es folgte in der ersten Drittelpause eine ordentliche und laute Kabinenpredigt für die Strandjungs. Die Predigt zeigte Wirkung: In der 24. Spielminute kam Jürgen Brümmer durch einen Torwartfehler von Tobias Bannach zum 1:2-Anschlusstreffer. Nun verlor Schiedsrichter Janus mal wieder seine Linie, Schulz bedrängt EHCT-06-Keeper Björn Reinke und bekam dafür nichts, auf der Gegenseite erhält Beachboy Christian Herrmann für eine ähnliche Situation zwei Minuten. Den 2:2-Ausgleich schaffte Christian Herrmann in der 35. Spielminute in Überzahl. Nun kamen die Wölfe kaum raus aus ihrem Verteidigungsdrittel. Erich Dumpis holte sich den Abpraller nach einem Schuss von Marcus Klupp, passte auf Korbinian Witting und der zimmerte die Scheibe zum 3:2 in Überzahl ins Tor (39.).
Nun starteten die Wölfe besser in das Schlussdrittel, in der 42. Spielminute konnte Benjamin Schulz mit der Rückhand erneut für den Ausgleich im Spitzenspiel der Regionalliga Nord sorgen. Aber die Beachboys antworteten direkt: Matthias Koglin mit einem wunderschönen Schlenzer aus der Mitte. 4:3 für den krassen Außenseiter. Doch der Meisterschaftsfavorit schaffte erneut den Ausgleich: Jeff Maronese in Überzahl, doch sein Tor in der 55. Spielminute roch stark nach Schlittschuhtor, doch Schiedsrichter Janus gab den Treffer. Youngster Jason Horst wurde nach seinen drei Treffer am Freitag erneut zum Matchwinner. Er schloss einen Konter in Überzahl zusammen mit Moritz Meyer zum 5:4 in 56. Spielminute ab. Der Timmendorfer Anhang stand Kopf.
Wölfe-Coach Bernd Wohlmann sagte auf der Pressekonferenz: „Meiner Meinung nach war es eine reine Willenssache. Wir haben 20 Minuten das Spiel mehr oder weniger klar beherrscht. Dann dachten einfach einige, sie müssen das tun was ihnen Spaß macht. Timmendorf hat 60 Minuten das getan, was sie sollten. Die hatten auch größtenteils mehr Willen. Eigentlich müssen wir das im ersten Drittel entscheiden.“
Beachboys-Coach Matthias Schnabel: „Ich hab gedacht nach dem ersten Drittel, ich kauf mir einen Sack und stülp ihn mir über den Kopf. Weil ich war mir 100 Prozent sicher, wenn Braunlage so weiterspielt, geht es hier zweistellig aus. Ich war richtig erbost, weil meine Mannschaft, das alles was ich taktisch angesprochen habe, nicht umgesetzt hat. Ich sage meinen Spieler immer, wenn ihr mehr als 40 Sekunden auf dem Eis seit, verkaufe ich Euch an die NHL. Die Eiszeiten sollen so kurz wie möglich sein. Ich bin auch richtig laut geworden in der ersten Drittelpause. Das hat ein bisschen gefruchtet. Die Braunlager haben gedacht es geht so weiter. Wir haben mit sehr viel Kampf und sehr guten Überzahlspiel den Braunlagern den Schneid abgekauft.“
Tore: 0:1 (2:21) Stefan Bilstein (Alois Öttl, John Kraiss), 0:2 (8:40) Stefan Bilstein (Alexander Deibert), 1:2 (23:21) Jürgen Brümmer, 2:2 (34:30) Christian Herrmann (Korbinian Witting, Marcus Klupp) PP 5-4, 3:2 (38:27) Korbinian Witting (Erich Dumpis, Marcus Klupp), 3:3 (41:51) Benjamin Schulz, 4:3 (43:03) Matthias Koglin (Jürgen Brümmer), 4:4 (54:28) Jeff Maronese PP 4-5, 5:4 (55:36) Jason Horst (Moritz Meyer). Strafen: Timmendorfer Strand 18, Braunlage 14 + 10 (Pipp) (lb)