WM-Splitter

Berlin Capitals - Back to the RootsBerlin Capitals - Back to the Roots
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In der heutigen Ausgabe der Tageszeitung "Jönköpings-Posten" sind die deutschen Fans wieder grösser abgebildet als die Spieler. "Herrliche deutsche Siegesfreude", titelte das Blatt. In der Bildunteschrift heisst es dann weiter: "Eine Klasse für sich. Es besteht keine Frage, dass die deutschen Fans die besten der Welt sind. Die Kinnarps Arena verwandelte sich gestern für drei Stunden zu einem Bierfestival mit Oktoberfestcharakter." Der deutsche Torwart wurde wegen seiner Leistung S e l i g e r geschrieben. Süffisant vermerkte Redakteur Torbjörn Berlstedt, dass Seliger besser war als sein Gegenüber Martin Gerber, immerhin Goalie von Schwedens Eliteligisten Färjestads BK Karlstad. Weiter heisst es: "Das Niveau des Matches sank, und die Deutschen konnten bequem den Sieg gegen das Liliputland nach Hause transportieren."

Das andere Match in Gruppe A, Japan gegen den amtierenden Weltmeister Tschechien und dessen achtbares Ergebnis (3:5) war natürlich Grund für manche Verwunderung und auch ironische Bemerkungen. Ein Journalist hatte eine plausibel-witzige Erklärung für die 1:0-Führung der Japaner und deren 3:3-Ausgleich parat. "Die neue Eissporthalle in Prag für die WM 2004 wird bestimmt von einer japanischen Investorengruppe gebaut."

Japans Chefcoach Steven Ken Tsujiura wurde nach der Anzahl der lizensierten Spieler in seinem Land gefragt. Schlagfertig erwiderte der Kanado-Japaner: "Ich weiss nicht, was sich bei uns alles unter der Rubrik lizensiert befindet. Ich glaube, dazu zählen auch Anfänger, Teilnehmer der öffentlichen Laufzeit, sogar Haustiere." Dem stets gemütlich wirkenden tschechischen Kollegen Josef Augusta blieb nur das Staunen übrig. "Japan war ein zäher Gegner. Wir wollten ein schnelles erstes Tor machen, aber der japanische Goalie war exzellent."

Eine fast richtige Prognose gab ein Schweizer Kollege der Zürcher Tageszeitung "Tagesanzeiger" mit dem beziehungsreichen Namen Werner Schweizer in seiner Heimatredaktion ab. "Ich muss zuerst Formel 1 machen. Wenn das Rennen vorbei ist, ist auch das Spiel für die Unseren vorbei. Dann steht es nämlich 3:1 für Deutschland." Als beim Spektakel der schnellen Autos in Barcelona der Sieger feststand, führten Jürgen Rumrich & Co. erst 1:0. Doch das Endergebnis war korrekt.

Eine neue Variante gab es bei der traditionellen Polonaise. Die deutschen Fans wurden von Ordnern umgeleitet, machten dann kehrt und trafen auf eine zweite Gruppe. Sie liefen aneinander vorbei und machten Shake-hands, genau wie Spieler nach einem Match. Die Schweizer Fans passten, wahrscheinlich aus Frust. Stimmen nach dem Spiel Deutschland - Schweiz: Geburtstagskind Jan Benda, der gestern 30 Jahre alt wurde: Die Schweizer haben rote Augen gehabt. Sie wollten aggressives Eishockey spielen und sahen vor allen Dingen die Rivalität zwischen Ihnen und uns. Wir haben ihnen die Luft genommen." Nationalcoach Ralph Krueger: "Ich kann mich nicht über unser Spiel bei 5:5 beklagen. Aber wenn man bei 5:4- oder gar 5:3-Überzahl kein Tor macht, kann man gegen die Deutschen nicht gewinnen. Im Gegensatz zu uns nutzten die Deutschen ihre Powerplaychancen aus. Das ist die ganze Story." Bundestrainer Hans Zach: "Wir wussten vor dem Spiel nicht, wie wir stehen. Die Schweizer wollten von Anfang an Topleute wie Lenny Soccio aus dem Spiel bringen, was ihnen auch gelang. Es war kein typisches Deutschland-Schweiz-Spiel. Wir liessen keine 1:2- oder 2:3-Situationen zu und erlaubten auch keine Nachschüsse. Die Schweizer wollten den Schiedsrichter provozieren; das ist ihnen geglückt. Mental waren wir stärker. Die Werbeunterbrechungen kamen uns mitunter gerade recht." Stefan Ustorf: "Unsere frühere Schwäche scheint jetzt unsere Stärke zu werden. Die jungen Spieler gehen mit einer anderen Einstellung als früher zur Sache. Es gibt kaum noch einen Unterschied zwischen Stamm- und Nachwuchsspielern. Früher waren gestandene Spieler kaum zu ersetzen." Mark Seliger: "Mit diesem Sieg haben wir den Grundstein gelegt. Noch ein Sieg, dann können wir das Viertelfinale erreichen. Die Spieler haben super gearbeitet, geblockt, die Nachschüsse weggeräumt. Das war ein Mannschaftssieg! Dass Olaf Kölzig nicht kommt, ist schade für die Mannschaft. Ich hätte mit dieser Situation keine Probleme gehabt. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass die Schweiz international noch über uns steht.


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